Und genauso schnell schreibe ich mir jetzt meine Gedanken spontan und ein wenig emotional vom Herzen. Und widerspreche meinem Freund Eberhard – mit dem ich manches gemein habe; wir bewerten viele Themen ähnlich – und seiner „Ode ans Projekt Management“ ein klein wenig. Und werde wohl bei fast allen „Projekt Managern“ mit diesem Artikel auf Widerspruch stoßen.
Vielfalt: Eine Ode an die Projektarbeit muss eine Ode ans Leben sein.
Es ist schön, dass bei unseren PM-Camps immer deutlich mehr Frauen dabei sind als bei normalen Tagungen zu diesem und ähnlichen Themen. PM-Camp bringt alle Menschen zusammen, weil es auf Respekt und Augenhöhe basiert. Die Menschheit besteht ungefähr zur Hälfte aus Menschen und Frauen. Deswegen ist es normal, wenn ungefähr gleich viel Frauen wie Männer dabei sind.
Alles andere sollte endlich mal ein alter Hut sein. Wie auch diese unglückselige Diskussion, ob und was Frauen besser als Männer können oder anders herum. Alles Blödsinn – also Schluss damit!
Nein, das wirklich Schöne an PM-Camps ist, dass die Gastgeber eines PM-Camps alles tun, um einen ANGST-freien Raum und menschenfreundlichen Rahmen zu schaffen, in dem gelebt werden darf und kann! Damit Vertrauen und Offenheit zu zentralen Werten des Camps werden können. Und dass die (teil-)gebenden und (teil-)nehmenden Menschen darauf achten, sich in Respekt und auf Augenhöhe zu begegnen und so ganz bewusst versuchen, sich gegenseitig eben nicht KLEINER sondern GRÖSSER zu machen!
Begriffe: BLAU und ROT sind wie KOMPLEX und KOMPLIZIERT nur als Methapher erträglich.
Das Denken und Diskutieren in „BLAU“ und „ROT“ mag hilfreich sein, wenn diese Begriffe als Metapher akzeptiert werden. Aber auch wirklich nur dann. Die intellektuellen Definitionen und das wissenschaftliche Getue sind mir wie die scheinbar so rationalen Debatten in Social Media ein Graus.
Gleiches gilt für den Disput um die spannende aber völlig sinnlose Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen „KOMPLEX“ und „KOMPLIZIERT“ ist?! Da will MENSCH wieder etwas lösen, was eben nicht lösbar ist.
Begriffe: „PROJEKT“ ist Unsinn. Und „MANAGEMENT“ ist Quatsch.
Ich verzweifel auch am Begriff PROJEKT und genauso am Begriff MANAGEMENT.
PROJEKTE sind nichts anderes, als der beauftragte Versuch ein vorgegebenes Ziel zu realisieren. Wobei die Vorgabe das Ziel selten hinlänglich beschreibt (weil dies meistens gar nicht möglich ist).
Das MANAGEMENT hat den Auftrag, diese Ziele zu erreichen. Oder zumindest so zu tun und gut zu begründen, warum es diese nicht erreicht hat.
Die Vorgabe dieser Ziele erfolgt durch Dritte. Die Zielerreichung wird gemessen mit der Metrik des Geldes. Diese Metrik gibt das Ratio-Kapital vor. Sie basiert auf einer pervertierten Gesellschaft und Wirtschaft sowie einem fragwürdigen Bild von MENSCH und LEBEN.
Denn bei unseren Projekten geht es immer um Wachstum, Kosten, Effizienz, Profit …! Das Leben, die Menschen und Zielgrößen wie Zufriedenheit, Frieden, Gemeinwohl … kommen da nicht vor!
PROJEKTE: Sie sollten den MENSCHEN dienen. Und nicht die MENSCHEN den PROJEKTEN.
Das gilt auch für die POLITIK und der WIRTSCHAFT wie der BILDUNG und der FORSCHUNG. Leider ist es genau anders herum. Alles was irgendwie mit Geld zu tun hat, dient nicht mehr dem Menschen, sondern sieht diesen Menschen nur noch als Konsumenten. Das Hauptziel der mächtigen Unternehmen und sonstigen sozialen Systeme ist die Stärkung der eigenen Macht – der Menschen ist nur noch der Konsument, an dessen Geld man kommen will.
Das Projekt dient dabei als Methode und das Management als operatives Werkzeug. So sollen die Menschen zum „Funktionieren“ gebracht werden. Der „Mensch wird reduziert auf das Mittel zum Zweck“. Dabei wird vergessen, dass genau dieser Satz eine valide Definition von „Handeln gegen die Menschenwürde“ ist. Die in unserer System auch niemanden mehr so richtig zu interessieren scheint.
Wahrscheinlich hilft „ein Weg mit den Projekten“ auch nicht. Es gibt Projekte, die ich mir wünsche. So sollten wir versuchen, die Schulen in der BRD (wie auch in der Welt) humaner zu gestalten. Oder die „Gemeinwohl-Ökonomie“ als bestimmendes Prinzip in das wirtschaftliche Denken und Handeln von Unternehmen einbringen. Oder den Planeten – im Großen wie im Kleinen – bewahren. Oder FRIEDEN – gerne auch im Großen wie im Kleinen – zu schaffen.
Letzteres habe ich versucht – und ganz schnell verstanden, dass genau dies mit einem Projekt-Ansatz schon gar nicht gelingen wird. So scheinen Projekte nur noch der Ausbeutung zu dienen und nicht dem „bonum commune“.
Quelle: Das habe ich auf PM-Camps gelernt, die ich besuchen durfte.
Und dafür bin ich sehr dankbar! Auch weil sich mein Engagement für PM-Camp für mich auf verschiedenen Ebenen richtig gelohnt hat. Denn LEBEN ist LERNEN und LERNEN ist LEBEN. Und wie immer ist die Regel „Erst GEBEN, dann NEHMEN“ nicht die Schlechteste.
RMD