Flaschenpfand – gebrauchte Fahrkarten – es lebe der öffentliche Verkehr?

S-BahnVon den Flaschensammlern in Deutschland habe ich schon berichtet. Menschen, die mit Säcken durch S-Bahn- und U-Bahn-Stationen und durch die Züge streifen, die herumstehenden Pfandflaschen einsammeln und Abfallkörbe danach durchsuchen.

Man sieht immer mehr davon. Es scheint sich zu lohnen. Ein Grund könnte dafür auch sein, dass man immer mehr Menschen zu allen möglichen Tageszeiten mit dem Bier in der Hand in der Öffentlichkeit sieht.

Flaschensammler gibt es nicht nur in Deutschland. Auf unserer Nordland-Reise habe ich sowohl in Bergen wie auch in Kopenhagen Radler entdeckt, die mit speziellen Körben am Rad die Papierkörbe an den öffentlichen Plätzen nach Pfandflaschen abgegrast haben. Sehr professionell. Und ich dachte immer, dass nur wir Deutschen ein Flaschenpfand haben.

Jetzt hat sich Deutschlands arme Jugend kreativ eine neue Einkommensquelle erschlossen. In Berlin und sicher auch bald in anderen Großstädten betteln junge Leute an den Ausgängen von großen Verkehrsknotenpunkten die Fahrgäste um ihre noch gültigen Tickets an! Und verkaufen sie dann anschließend weiter.

Das hat mich zum Nachdenken gebracht. Zuerst war ich entsetzt. Aber vielleicht ist das gar nicht blöd. Es ist doch nur die logische Fortsetzung des „Missbrauchs“ (?) beim Bayern-Ticket, wo noch vor der Fahrt Mitreisende gesucht werden, damit die Fahrtkosten pro Kopf (zum Leidwesen der ex-Bundesbahn) noch ein wenig sinken und dann das Ticket weitergegeben wird (und die Namensliste dabei über eins, zwei drei bis auf fünf wächst).

Mir tut’s ja auch leid, wenn ich mit der Tageskarte am Abend nach Hause fahre und weder Zeit und noch Anlass habe, noch mal in die Innenstadt zu fahren. Irgendwie schade um die noch gültige Fahrkarte. Oder wenn ich eine Einzelfahrkarte in Unterhaching löse und am Ost-Bahnhof aussteigen muss (und doch noch mehr als doppelt so weit bis Pasing fahren dürfte). Auch schade.

Mir fallen dann die Sammeltaxis in Afrika ein. Eigentliche eine pfiffige und dezentrale Lösung. Die fahren nach Bedarf, sammeln dann auf der Strecke die Passagiere ein und setzen sie nach deren Belieben ab. Und die Preise hängen von der Entfernung (und gelegentlich auch von der Bewertung des Geldbeutels des Reisenden) ab.

So was könnte ich mir auch in Bayern z.B. zwischen Ottobrunn und Unterhaching vorstellen. So könnten viele Autofahrten ersetzt und die aktuelle öffentliche Busverbindung (zwei Busse am Morgen, zwei Busse am Abend) beachtlich verbessert werden.

Man könnte aber auch durch Fahrgemeinschaften einiges verbessern – oder durch mehr Trampen! Auf der Donau-Radtour in Rumänien war ich begeistert, wie schnell die zahlreichen Anhalter am Straßenrand immer ein Auto gefunden haben, dass sie mitnahm.

Aber in Deutschland sitzt in den großen neuen Autos immer nur eine Person und Trampen ist aus der Mode gekommen. Dafür betteln Jugendliche um noch nicht abgelaufene Tickets und verkaufen sie weiter. Ist doch eine verrückte Welt.

🙂 Oder ist das der neue deutsche Unternehmergeist: Recycling und optimales Ausnutzen von Fahrkarten als unternehmerische Initiative?

RMD

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