Notizen aus Vietnam #9 – Gedanken zur offiziellen Statistik

Von ms
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Hanoi, Ostern 2010 – Das Ministerium für Arbeit, Kriegsinvalide und soziale Angelegenheiten, gab kürzlich in  Hanoi bekannt, dass in Vietnam mehr als 5,1 Millionen Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen leben, das macht  7% der Bevölkerung.

Die Folgen des Krieges, häufig auftretende Naturkatastrophen und die oft harten Lebensumstände sind der Grund dafür, dass die Zahl der Menschen mit Behinderungen in Vietnam auffällig groß ist. Hier die Daten im Detail:

Formen der Behinderung

35,46%  Körperlich, muskulär, Knochenbau
15,7%    Sehvermögen
9,21%    Hörvermögen
7,92%    Sprache
9,11%    Geistige Behinderungen
13,93%   Nervenleiden

Lebenssituation

95,85%  versteckt  in der Familie lebend
3,31%    allein lebend
0,22%    in stattlichen Einrichtungen lebend
0,99 %   auf der Straße lebend

Altersgruppen

28,85% unter 15 Jahre
71,15% 15-55 Jahre, davon 1 Million unter 18 Jahre

Schul- und Berufsausbildung

51,2%   Analphabeten
25,6%   Grundschule (Jahrgangsstufen 1-5)
21,6%   Hauptschule (Jahrgangsstufen 6-9)
1%        weiterführende Schule  (Jahrgangsstufen 10-12)
0,6        Studium

Für Menschen mit Behinderungen in Vietnam ist Schulbildung und berufliche Bildung sehr schwer zu erlangen. Wie obige Statistik besagt, leben 0,22 % der behinderten Menschen in staatlichen Einrichtungen. Die meisten davon sind Erwachsene oder Verwandte von Beamten.

Staatliche Hilfe

Staatliche Organe in Vietnam bekommen sehr viel Geld für die Unterstützung der Behinderten, besonders für Agent-Orange Kinder. Agent Orange Kinder sind ein international anerkanntes Problem. Jährlich unterstützen internationale Hilfsorganisationen die Regierung Vietnams mit großen Summen. Hier stellt sich die Frage, mit wie viel Geld Länderregierungen, Bund, Rotes Kreuz oder andere Hilfsorganisationen in Deutschland Projekte für behinderte Menschen in Vietnam finanziert haben? Hat jemand das Ergebnis kontrolliert oder zumindest die Einrichtungen begutachtet?

Die Einrichtung der staatlichen und privaten Schulen (auch der kirchlichen Einrichtungen)  ist nicht geeignet für Menschen mit Behinderungen. Genau genommen hat beim Bau der Schule oder Berufsschule niemand an Behinderte gedacht.

Integration

Neben der Bildung oder Berufsausbildung der Behinderten ist noch einen anderes Problem von zentraler Bedeutung: die Integration.

Es ist eine gewaltige, schwere Aufgabe, Menschen mit Behinderungen die Integration in der Gemeinde zu erleichtern. 95% der Behinderten leben versteckt in der Familie. Aus Scham werden sie in der Familie isoliert und versteckt. Sie haben kaum Kontakt  mit Mitmenschen, keine soziale Orientierung. Sie erledigen alle möglichen niedrigen Arbeiten in der Familie. Sie werden als billige Hilfskräfte in der Fabrik ausgenutzt. Durch ihre hilflose Situation werden die Mädchen sehr oft Opfer von Vergewaltigung. Hunger, Schmerzen, Schwangerschaft, Abtreibung, HIV, Armut –  eine Spirale bis zum untersten Ende der Gesellschaft.

Die Kinder brauchen Hilfe, Schutz und Nachbetreuung

Hilfe: Sinnvoll, logisch, ehrlich und christlich

Schutz: Menschlich, rechtlich, wirtschaftlich

Nachbetreuung: Sicherheit und Zukunft

Wünsche der Menschen mit Behinderungen

Nach den Umfrageergebnissen stellen sich die Wünsche der Menschen mit Behinderungen so dar:

66,4% wollen eine Ausbildung
23,9% wollen Rehabilitation
9,56% wollen arbeiten
0,14% wollen Geld von Staat

Obige Statistik belegt, dass auch die Menschen mit Behinderungen sehr bestrebt  nach einer Schulbildung und Berufsausbildung sind. Besonders die Menschen, die ihre Krankheit erst nach Pubertät bekommen.

Staatliche soziale Organisationen erwarten, dass 70% der behinderten Kinder im Jahr 2010 in die Schule gehen könnten. Wie sie das schaffen sollen ist unklar.

Die kirchlichen Organisationen (meist katholisch) in Vietnam, besonders in der Diözese Sai Gon, sind sozial sehr aktiv. Die kirchlichen Einrichtungen bekommen keine Hilfe vom Staat, trotzdem übernimmt die Kirche sehr große Teile der sozialen Arbeit: sie steht an der Seite der Armen, Bildungs- und Arbeitslosen, der Straßenkinder und  armen Kinder, der Behinderten und HIV / AIDS Kranken – in Liebe und Tat, trotz allen Schwierigkeiten. Die Kirche Vietnams kämpft unermüdlich darum, den Menschen zu helfen, egal wem – von über 5 Millionen Behinderten sind nur 2% Christen.

Vietnam ist sehr arm, Vietnam kann unmöglich für 5 Millionen Behinderte ein Leben lang sorgen und die allermeisten der Behinderten wollen dies auch nicht. Wir sind nicht ewig auf dieser Erde. Hier ist eine Zwischenstation, Wir sind mit Nichts zur Welt gekommen und Gott hat  jeder von uns unterschiedlichen Reichtum gegeben. Aber nicht für uns allein, wir sollen etwas davon geben, als Christen sind wir für Mitmenschen verantwortlich. Gemeinsam bauen wir eine bessere Welt, und jeder hat das Recht etwas davon zu bekommen.

Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest.

Ihr Francis Van Hoi

MS (Bearbeitung)

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