Aus dem Leben eines Radfahrers – EINKAUFEN

Neue Serie, weil mir aktive Mobilität wichtig ist.

Ab und zu gehe ich einkaufen. Zum Beispiel Milch für den Kaffee. Geschmacklich hochwertiger Kaffeeschaum geht nämlich nur mit guter Frisch-Milch. Am liebsten verwende ich dazu die Milch mit 3,8 % Fettgehalt von demeter. Die gibt es in braunen Ein-Liter-Glasflaschen. Glasflasche ist mir wichtig, weil ich Produkte wie Milch im Tetrapak oder Joghurt im Plastik-Becher prinzipiell nicht mehr für mich nutze. So wie ich auch kein Bier in Dosen kaufe.

Die von mir gefragte Milch bekomme ich in meiner näheren Umgebung nur bei einem Bio-Markt namens denns, der schon vor einiger Zeit in der Putzbrunner Straße in Ottobrunn unweit meines Häuschen geöffnet hat. Das Geschäft ist Teil einer Bio-Kette selben Namens, die sich möglicherweise sehr gut darauf versteht, mit dem Label „bio“ so richtig Kohle zu machen (wenn sie sich nicht selber mit schlechtem Service in ihren Filialen im Wege steht).

Vorsicht, da ist nicht unbedingt drin was droben steht.

Der Eingang erscheint freundlich, aber das täuscht. Wenn man drin ist, kommt gleich rechts der PAYBACK-Automat. PAYBACK sind die, die gerade die „ONLINE SHOPPING GLÜCKSWOCHEN“ machen. Für mich ist PAYBACK so eine Art moderne Kundenverarschung. Und ich finde, dass „Kunden verarschen“ nicht zu „bio“ passt.

Auch meine sonstigen Erfahrungen dort passen ein wenig zu dem Spruch „Außen hui, Innen pfui“. An der Kasse warte ich immer (zu) lange, das Personal zeichnet sich nicht durch besondere Freundlichkeit aus (dies zumindest nach meinen Erfahrungen bis April 2017). Es gibt exotische Früchte – und nicht exotische zur falschen Jahreszeit. Alles ist mir zu sehr „bio, bio, bio“; insgesamt erscheint mir vieles mehr als Schein & Show.

Die meisten Kunden reisen in der Regel in großen Limousinen aus der näheren Nachbarschaft zum Einkauf an. Auch das passt für mich nicht zu „bio“. Als Metapher: Die typische Kundschaft besteht hier nicht aus dem alternativen Weltverbesserer in Birkenstock-Schlappen sondern aus der schicki-micki Edel-Mutti, die in ihrem SUV mehr nach Edel-Nutti ausschaut. Ein paar Kunden kommen aber auch – wie ich – mit dem Fahrrad.

Ein spannendes Kriterium für Kundenfreundlichkeit ist nach meiner Meinung der Umgang mit den radelnden Kunden. Es hat zumindest eine gewisse Symbolik, wenn ein einfachster Fahrradständer als Alibi im Abseits steht, dies auch nicht im überdachten Bereich, obwohl das Gebäude rund um den Laden einen breiten Überhang hat.

Der kleine Fahrradständer ist ziemlich abseits vom Eingang und im nicht überdachten Bereich (und gerade mal nicht überfüllt).

Was macht der „böse Radler“ aber wenn mal richtig viel los ist und der „Radel-Parkplatz chaotisch überfüllt ist“?

🙂 Dann stellen wir bösen Radler unsere Fahrräder auf einem Parkplatz ab  – falls einer frei ist. Warum auch nicht?

Zwei Räder von zwei Personen (wie auch von drei oder vier) brauchen auch nur einen Parkplatz so wie ein Auto (mit einer Person).

Die in der Regel hoch motorisierten Denns-Kunden verstehen dieses „bösartige“ Verhalten wahrscheinlich nicht. Allgemein ärgern sich ja viele Autofahrer über Räder auf Parkplätzen. Manche so sehr, dass sie ihren Ärger auch lautstark in einem Wortschwall kund tun – der dann je nach Naturell und Stress-Höhe des Autofahrers heftig über aggressiv bis beleidigend ausfällt.

Überstände für trockene Fahrradstellplätze gäbe es hier genug, aber die sind Wichtigerem vorbehalten.

Wenn es solchen Ärger gibt, bleibe ich höflich. Ich antworte dann dem schimpfenden Autofahrern nicht mit meinem Lieblings-Schimpfwort „Was wollen Sie eigentlich, Sie Autofahrer!“ und lasse mich auch nicht zu einem gelassen formulierten Ausspruch hinreißen wie „Da sieht man es wieder, Autofahrer sind halt wirklich nur Abschaum und Gesindel!“.

Das hätte ich früher gemacht. Ich bin aber älter und ruhiger geworden. So lächele ich dann möglichst freundlich und weise höflich darauf hin, dass „Parkplätze halt zum Parken von Fahrzeugen da sind. Und Fahrräder halt auch Fahrzeuge sind“. Auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz bin ich natürlich dann auch bereit die anfallende Gebühr zu bezahlen.

Der Ärger ist vorprogrammiert. Es wird immer mehr Räder geben, darunter auch Lastenräder. Anders wird in Zukunft das Einkaufen in den Cities nicht funktionieren. Schon jetzt tritt das Problem – keine Abstellmöglichkeiten für Fahrräder – immer häufiger auf, nicht nur bei Geschäften mit viel Kunden wie z.B. Discountern sondern allgemein im öffentlichen Raum.

Es gibt aber schon heute Geschäfte, die Radler als Kunden schätzen und ernst nehmen. Auch hier ein schönes Beispiel ganz in meiner Nähe in Neubiberg.

Beim REWE nahe des S-Bahnhofs Neubiberg sind die Fahrrad-Parkplätze direkt am Eingang und überdacht.

Der Rewe in Neubiberg hatte früher einen ganz kleinen Parkplatz für Fahrräder. Jetzt hat die Geschäftsführung reagiert und einen großen und überdachten Raum für Fahrräder gleich neben dem Eingang bereitgestellt!

Es gibt nur einen kleinen Wermutstropfen. Immer wenn im Geschäft viel los ist, dann ist der neue nicht kleine Fahrradparkplatz auch schon wieder zu klein. Man könnte sich aber da behelfen, indem man die Räder auch in zweiter Reihe parkt (mit einem Durchgang zwischen den beiden Reihen). Für die „Benutzer“ wäre es einfacher, wenn eine Markierung am Boden die zweite Reihe suggerieren würde. Ein Gedanke quasi als Verbesserungsvorschlag. Denn eigentlich braucht man zum Einkaufen keinen Fahrrad-Ständer, wichtiger ist die markierte Freifläche, die man als Radler dann diszipliniert nutzen sollte.

Die Fahrradfreundlichkeit ist hier symptomatisch für den Service. Wenn ich im Rewe in Neubiberg bin, dann fällt mir jedes Mal positiv auf, wie gepflegt der Laden auch innen und wie freundlich und hilfsbereit die Mitarbeiter dort sind. Anscheinend gibt es eine Korrelation zwischen „Fahrrad-Freundlichkeit“ und „gutem Service für die Kunden“? Und wahrscheinlich zahlt sich Fahrrad-Freundlichkeit für die Geschäfte immer mehr aus! Weil es immer mehr  Radfahrer gibt, die mehr Geld haben als so manche Autofahrer – und sehr viel Wert auf Qualität legen.

RMD

4 Antworten

  1. Es ist tatsächlich keine besonders schlaue Idee Fahrräder auf den KFZ-Parkplätzen abzustellen, solange noch genügend Platz da ist. Offensichtlich hätte man diese Problemlos neben dem Roller (also direkt neben der Tür) oder am Fahrradständer abstellen können. Das dieser weit weg wäre ist nun wirklich an den Haaren herbeigezogen. Den Bildern nach dürfte es sich um ca. 10 Meter handeln und der Standort auf dem KFZ-Parkplatz höchstens 2-3 Meter näher dran sein.

  2. Hallo „Sven“!

    Ich denke, wo man ein Fahrzeug abstellt beleibt dem Fahrzeugnutzer überlassen – Bei Kraftfahrzeugen zumindest ist das so. Das hier genannte Kriterium „genügend Platz“ greift nicht (nmM). Und noch dazu: Fahrzeuge außerhalb von Markierungen abstellen – Auf diese „Idee“ sollte man als Fahrzeugführer gleich gar nicht kommen …

    Servus – Wolfgang

  3. Ich kaufe jetzt seit ca. 1,5 Jahren regelmäßig als radfahrender Kunde bei dem Denns ein, und mir ist der ‚Radlstellplatz‘ noch nie aufgefallen – da sieht man mal! Ich parke immer links vom Eingang überdacht, wo auch oft andere Räder stehen… Der Radlständer sieht mir auch nicht gut für bepackte Räder aus, mein schwerbepacktes Hollandrad würde ich dort nicht gerne reinstellen 🙁
    Sonst stimme ich mit allen Anmerkungen überein.

  4. Den denns mag ich auch nicht. Meine Frau hat dort glatt schon Yoghurt aus Schleswig-Holstein gekauft, dabei leben wir in Oberbayern. Was für ein ökologischer Irrsinn.
    Für Dich lieber Roland, müßte doch der Fritz im Ortszentrum prädestiniert sein.

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