Die letzten 24 Stunden …

Nadja (Bei Twitter @lazyNadja) hat im fachlichen IF-ForumProjekt Coaching“ einen wunderbaren Vortrag zum „Sinn des Lebens“ gehalten. Hier eine schöne  kurze Fassung (449 Downloads ) ihres Vortrags in sechs Folien.

In ihrem Beitrag hat Nadja uns eine Aufgabe gestellt. Wir sollten uns mal vorzustellen, dass wir nur noch 24 Stunden zu leben haben. Und überlegen, wie wir dann unsere letzten Stunden nutzen möchten. Dabei war „Abschied nehmen“ keine zulässige Antwort. Nein, wir sollten heraus finden, was wir so wirklich gerne machen würden – und uns auch die Frage stellen, warum wir das nicht jetzt schon machen?

Die Frage war Teil ihres Appells, auch als verantwortliche Projekt Manager im (oft nur vermeintlichen) Alltagsstress ein wenig mehr an uns selbst zu denken. Und mehr das zu machen, was wir wirklich möchten. Denn nur Menschen, die selber glücklich, erfolgreich, zufrieden … sind, können etwas dazu beitragen, dass andere Menschen glücklich, erfolgreich, zufrieden … werden. Und wenn wir mehr das machen, was wir wirklich wollen, können wir so unsere Aufgaben als Projekt-Menschen erfolgreicher bewältigen, das Gelingen unseres Lebens wahrscheinlicher machen und gemeinsam an positiver Zukunft mitwirken.

Für mich war die Antwort auf Nadjas Frage gar nicht so einfach. Zumindest habe ich spontan keine elementare Bedürfnisse gefunden, die ich mir „im normalen Leben“ verwehre. Außer, dass ich ab und zu mal Lust habe, den einen oder anderen für seine Bös-, Unverfroren- oder Dummheit mit einem Hieb zu bestrafen. Das aber kann ich mit meiner persönlichen Utopie einer straffreien Gesellschaft nicht vereinbaren. Und ich wieß auch sehr wohl, dass mich so eine Rache- oder Straftat weder befriedigen noch glücklich machen würde, lasse ich es sein.
😉 Ja, und zurückschlagen könnte der „Gegner“ ja auch noch! Glücklicherweise kommen solche Gedanken nur selten in mir hoch und verschwinden dann auch schnell wieder.

Aber wieder zurück zur Ausgangsfrage:

Nehmen wir an, ich hätte noch 24 Stunden zu leben, was mache ich dann?

Jetzt neige ich dazu, an wichtige Fragen systematisch und strategisch heranzugehen. So überlege ich im ersten Schritt, ob ich die verbliebene Zeit für mich alleine oder gemeinsam mit anderen verbringen möchte. Ob ich in den letzten Stunden noch etwas geben oder möglichst viel bekommen will. Soll ich sie dem Genuss widmen oder will ich sie dazu nutzen, noch mal etwas zu bewirken? Soll ich den Frust aus mir heraus schreien – wie „der Fremde“ in gleichnamigen Roman des großen Albert Camus? Was ist eigentlich schöner (und zielführender): Die letzten Stunden nüchtern oder besoffen zu verbringen?

Diese und ähnliche wie ich finde ganz rationale, ja fast schon wissenschaftliche Fragen kommen mir zuerst. Dann denke ich mir, dass es eigentlich viel einfacher ist.

Am Morgen der letzten 24 Stunden würde ich zu erst zum „echten Bäcker“ radeln. Und dann ein köstliches Frühstück mit selbst gemachter Marmelade, einem weichen Ei (wie es die EU gerade den Hoteliers in Europa austreibt) und gesalzener (und echter) Butter genießen. So wie sonst nur am Wochenende.

Aber wie dann weiter machen? Erstmal schwimmen gehen? Oder meditieren? Nadjas Frage ist für mich wirklich schwer zu beantworten. Und  ich finde, dass das gut so ist. Denn wenn mir jetzt der große Wunsch einfallen würde, den ich mir immer versagt hätte, dann hätte ich etwas falsch gemacht.

🙂 Aber auf jeden Fall würde ich in meinen letzten 24 Stunden dann auch noch einen Artikel für IF-Blog schreiben.

RMD

9 Antworten

  1. Lieber Roland,
    es freut mich sehr, dass du an der Frage gearbeitet hast! Deine Zusammenfassung des Vortrages ist viel runder als mein Bild davon 😉
    Viele Grüße in den Süden
    Nadja

  2. Naja – Du hast mich ja erst mit Deinem sehr runden Vortrag inspiriert. Wiedermal HenneEI 🙂 .

    Liebe Grüße in den Norden!

  3. I disagree – ich halte diese Frage für unzulässig.
    Zum einen wäre das so eine Ausnahmesituation, dass wohl keiner sagen kann, wie er darauf reagieren würde.
    Zum anderen halte ich es für Unsinn, die Antwort aus so einer extremen Ausnahmesituation ins „normale Leben“ zu übertragen. (Was wenn die antwort wäre: Dann binge ich mich lieber gleich um???).

    Ich hab darüber nachgedacht – und weiß, was ich heute glaube, dass ich tun würde (Warum so verquer formuliert? Siehe den ersten satz). Das tue ich aber nicht – erst dann, wenn ich weiß, dass meine letzten Stunden geschlagen haben.
    Alles zu seiner Zeit!!!

    Und Nadja: Ich möchte mal die These aufstellen, dass Sie das selbst nicht getan haben und auch nicht tun würden. Wenn sie die Frage ehrlich beantworten – dann denke ich kann das Niedergeschriebene keine Aufgabe für morgen sein!

  4. Aus dem Kontext des Vortrages gerissen mag die Aufgabe seltsam klingen. In dem Vortrag ging es darum, ob wir das richtige – das unsere – Leben leben und wie viel und wie oft wir uns verstellen und anderen die Schuld dafür geben, dass etwas nicht stimmt und wie oft wir das Leben auf Morgen verschieben, auf die Rentenzeit z.B. Schwer beeindruckt von zwei Todesfällen in meiner unmittelbaren Umgebung – beide kurz vor dem Start des mühsam angesparten Rentenzeitalters – war mein Appel in dieser Übung, zu sich zurück zu finden. Ich mache diese Übung jeden Tag aufs neue – schaue mich im Spiegel an und frage: Hey du Schöne, was machen wir heute? Es ist hartes Stück Arbbeit, lebensbejahend zu sein und es ist viel einfacher, zu jammern und Ausreden zu finden, warum etwas doch nicht klappt. Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Ausreden. Hoffe, dass dieser Kontext dazu beiträgt, die Übung mit anderen Augen zu sehen.

  5. Nein – die Übung sehe ich noch nicht mit anderen Augen – und halte die Frage immer noch für unzulässig! 😉

    Den Appell, herauszufinden, was man wirklich will – und sich zu bemühen, das zu leben (gegen alle Widrigkeiten und Ausreden) und das richtige (das eigene) Leben zu leben, möchte ich voll unterschreiben.

    Aber für mich hat das nichts mit den letzten 24 Stunden zu tun! Die will ich nämlich nicht! Die sind nicht mein Leben und auch nicht das richtige Leben. Und das, was ich dann tun würde, hat nichts mit dem zu tun, das ich morgen tun will (und hoffentlich auch werde!)

    Letztendlich sind wir uns aber anscheinend einig über die Bedeutung Deiner Aufforderung sich zu finden. Und die Frage, ob just diese Aufgabe passend ist, sein richtiges Leben zu finden, ist für das richtige Leben wenig relevant.

  6. Noch was: Die Frage „Hey Du Schöne, was machen wir heute?“ – die ich superwichtig finde (Bei mir ist es „Hey Alter, was möchtest Du heute erleben?“) liefert für mich eine ganz andere Antwort als „Was möchtest Du heute tun, wenn das Dein letzter Tag wäre?“

  7. Habe schon wieder was gelernt. Habe in diesem Jahr überhaupt wahnsinnig viel gelernt. Weiß jetzt, welche Frage ich mir morgen früh stellen werde. Ganz im Ernst!

    Vielen Dank – Edwin!

  8. I thank evolution that I do not ask myself such questions. Particularly Edwin’s question would leave me sad, since my chances of experiencing what I want are so poor. Instead, I try to muddle through reasonably content.
    I still think it would be amusing to put up a list of possible answers to the original question, and get people to choose.

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