Kinder&Geld und SoftResearch

Bei meiner Urlaubslektüre fällt mir auf, dass die Koalition in Berlin wieder mal uneins ist. Diesmal geht es darum, ob man weiter Kindergeld zahlen soll. Wo es doch offensichtlich nichts bewirkt hätte, denn Deutschland läge bei der Geburtenrate immer noch in Europa ziemlich am Ende.

Als Vater von sieben Kindern kann ich da vielleicht ein wenig mitreden. Unsere Kinder sind jetzt zwischen 31 und 15 Jahre alt. Wie das Kindergeld kam, waren die meisten unserer Kinder schon auf der Welt.

So hat das Kindergeld bei uns keinen Einfluss auf die „Familienplanung“ gehabt. Der kleine Zuschuss war aber nicht schlecht. Obwohl die Barbara es geschafft hat, sehr viel bei den Kindern zu sein, haben wir uns immer eine Unterstützung geleistet. Zuerst war es eine Kinderfrau, später hatten wir dann über mehr als ein Jahrzehnt Au-Pairs.

Wie wir die Kinderfrau hatten, gab es noch kein Kindergeld. Dafür hat die Kinderfrau (brutto, mit Sozialversicherung) das Netto-Gehalt der Barbara (Diplom-Mathematikerin univ., halbtags arbeitend) aufgefressen.

Dann hatten wir Au-Pairs aus Frankreich, diversen Ländern Osteuropas aber auch aus Südafrika. Au-Pairs sind nicht billig. Wenn ich in einem Haus in Riemerling ein zusätzliches Zimmer für ein Au-Pair brauche, kostet das Haus schnell 100.000 € mehr. Dazu kommt das Taschengeld, Zuschüsse für Kultur und Anschaffungen und mal eine Heimreise zwischendurch. Da gelangt auch ein großzügiges Kindergeld schnell an die Grenzen.

Wenn es ums Kinderkriegen geht, spielen vor allem unsere Gesellschaft und natürlich die Unternehmen als Arbeitgeber eine Rolle. Mir fallen dann Firmen wie SoftResearch oder Comet Computer ein. SoftResearch war ansässig im Norden. Sie hatten am Mittleren Ring die ehemaligen Nähstuben von Loden Frey mit ihren Oberlichtern gemietet. Das waren vom Licht durchflutete Räume. Die echten Palmen ließen die Büros wie ein Gewächshaus aussehen. Ein Unternehmen mit Stil.

Beides waren familienfreundliche IT-Unternehmen in München. Comet Computer existiert heute noch. SoftResearch gibt es nicht mehr.

SoftResearch hat mir gut gefallen. Der Unternehmenszweck war die Herstellung und der Vertrieb von Lohn&Gehalt-Programmen vorzugsweise für Unternehmen der Baubranche. Es war ein für Mitarbeiter und Partner kooperatives Unternehmen. Mit sehr flexiblen Arbeitszeiten.

Sie hatten eine eigene Kantine, die von einem Ehepaar betrieben wurde. Die Frau kochte, der Mann wirkte nebenher als Hausmeister und versorgte die Palmen.

Ich erinnere mich noch sehr wohlwollend an den großen Kühlschrank mit den vielen Biersorten und die gut besetzten Skat-Turniere alle Monate. Da ging es richtig um Kohle, eines Tages gelang es mir, das Turnier zu gewinnen und ich kam als „reicher Mann“ heim.

SoftResearch hatte eine sehr sympathische Firmenzeitung und eine Reihe von Filialen in Deutschland. Auch gleich nach der „Wiedervereinigung“ haben sie Büros in den größeren Städten der ehemaligen „DDR“ eröffnet. Heute kenne ich eine Firma in den neuen „Bundesländern“, die sehr erfolgreich nach dem Vorbild von SoftResearch arbeitet.

In der Firmenzeitung wurde die Entwicklung und die Kultur des Unternehmens immer ehrlich berichtet, so dass wir auf dem Laufenden waren. Dort gab es immer eine persönliche Seite. Auf der wurden neuen Kolleginnen und Kollegen vorgestellt und von den Menschen im Unternehmen berichtet. Hochzeiten wurden angekündigt und vor allem die Geburten von Kindern der Mitarbeiter gebührend und auf sympathische Art und Weise gefeiert.

Ja, so war das mal. Leider wurde SoftResearch dann in den 90igern an einen angelsächsischen Marktführer verkauft. Man munkelte, dass die Gründer einen dreistelligen Millionenbetrag (in DM) erzielt hätten – und mit der Kultur war es vorbei.

Auch bei InterFace versuchen wir, Familien zu unterstützen. Das ist für uns als Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen nicht immer einfach. Denn unsere Kunden erwarten oft eine „Vollzeit-Unterstützung“ an einem Ort, den sie uns vorgeben.

Aber auch bei trivialen Dingen gibt es Schwierigkeiten. So haben wir unser IF-Open. Wenn wir uns überlegen, einer Kollegin dort öffentlich zur Geburt zur gratulieren, müssen wir uns schon Gedanken machen, ob wir nicht gegen den Datenschutz verstoßen.

Wenn wir wirklich eine höhere Geburtenrate wollen, dann brauchen wir kein Kindergeld und keine Ganztagsbetreuung. Sondern eine kinderfreundliche Gesellschaft und Unternehmen, die sich die Solidarität mit ihren Angestellten und deren Familien auch leisten können.

Aber vor allem sollten wir wieder in einer Geburt das sehen, was sie ist:

Ein freudiges Ereignis!

Und das auch öffentlich berichten und feiern.

Die „Politik“ dagegen sollte wirklich nicht darauf spekulieren, dass man sich eine höhere Geburtenrate mit Geld und Ganztagsbetreuung erkaufen kann. Wenn sie unbedingt meint, dass in Deutschland mehr Kinder geboren werden sollen, dann muss sie sich für einen Wertewandel stark machen. Die drei gefühlten Grundrechte Besitzstandwahrung, Hedonismus und Egoismus müssen von der Liebe zum Leben abgelöst werden.

Ansonsten bin ich der sicher angreifbaren Meinung, dass zumindest in unserer deutschen Wohlstandsgesellschaft nur Menschen Kinder bekommen sollten, die sich diese wirklich wünschen und auch leisten können.

Ich wünsche mir Eltern, die zufrieden sind, wenn sie etwas zum Gelingen des Lebens ihrer Kinder beitragen können. Die sich keine eigenen Ebenbilder schaffen wollen und auf keinen Fall die Elternschaft wegen einer vermeintlichen gesellschaftlichen Verpflichtung, um sich selbst zu verwirklichen oder gar für Geld anstreben.

Eltern müssen bereit sein, Opfer zu bringen und ihre Kinder zu lieben. Wenn Menschen sich nach unserem Wohlstandsmaßstab keine Kinder leisten können, dann sollten sie das Kinderkriegen  sein lassen oder die Bereitschaft aufbringen, bescheiden zu leben und auf den uns eingeredeten Wohlstandsquatsch zu verzichten.

Um mich klar zu auszudrücken:

Ich bin absolut dafür, Familien und allein erziehende Frauen und Männer mit Kindern materiell und ideell wesentlich zu unterstützen. Aber nicht, damit es mehr Kinder gibt, sondern damit die Eltern mehr für ihre Kinder tun können. Und mehr Zeit für ihre Kinder aufbringen können und die Kinder eben nicht möglichst früh möglichst lang abschieben müssen!

RMD

P.S.
🙂 Über die Kiste Champagner, die mir Dr. Peter Schnupp (damals noch einer der drei Softlab-Gründer und -Geschäftsführer) anlässlich der Geburt meines Sohnes Maximilian überreicht hat, freue ich mich heute noch. Das war ein freudiges Ereignis bei einem freudigen Ereignis.

Eine Antwort

  1. There are other ways to increase the birth rate in Germany:
    • Encourage religious people to settle here. They, (particularly Moslems), have more children, presumably believing that God will help solve resulting problems.
    • Avoid educating women. In spite of Barbara, uneducated women tend to have more babies.
    • Spread poverty. I am not sure, but I think this also encourages procreation.

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