Mein digitaler Alltag.

Alle reden von Digitalisierung. Ich auch.

Ich war schon immer an moderner Technologie interessiert.

Denn ich habe über 50 Jahre dafür gearbeitet. Im Studium als Werkstudent, dann fest angestellt im Werk für Systeme der Siemens AG, später dort beim Vertrieb Sonderprojekte, dann für verschiedene Kunden von Softlab, später als selbstständiger Unternehmer und Unterstützer zahlreicher Startups.

Heute will ich mal prüfen, wie es eigentlich privat bei mir so mit Digitalisierung ausschaut. Dabei lasse ich das Phänomen „smart phone“ und meine diversen Rechner mal außen vor und schau so mehr in den Haushalt und betrachte mein alltägliches Leben.

Der Morgen beginnt mit einer Tasse Kaffee und an einem guten Tag mit einem Frühstücksei. Die Zubereitung von beidem ist mein Job. Die Milch zum Kaffee kommt aus der braunen Glasflasche. Denn die Qualität der Zutaten ist wichtig für einen guten Frühstückskaffee.

So auch die Kaffeemaschine. Ich nutze eine ECM SYNCHRONIKA DUAL BOILER PID. Angeblich so eine Art Mercedes unter den „Zweikreis Siebträgern“. Sie ist kein Vollautomat, an ihr findet sich auch nichts digitales. Sie ist so analog wie die Kaffeetasse.

Gelegentlich gibt es ein Ei zum Frühstück. Dann darf der alte elektrische Eierkocher von Siemens aus dem Schrank raus. Der seit bald 50 Jahren seinen Dienst brav verrichtet. Auch null digital.

Nach dem Morgen-Kaffee radele ich im Sommer zum Schwimmen nach Unterhaching. Da der Weg dorthin kurz ist, nehme ich nicht das elektrische Fahrrad, sondern ein ganz normales mechanisches. An dem ist auch nichts digital.

Beim Eingang ins Freibad habe ich meinen ersten Tageskontakt mit der digitalen Welt. Da muss ich meinen SAISONBADEKARTE im Scheckkartenformat an einen Leser halten (immerhin kontaktlos). Früher hatte ich eine Saisonkarte mit Foto, die ich der freundlichen Dame am Eingang herzeigen musste und die mir einen freundlichen Gruß bescherte.

Leider wurde diese Funktion nicht durch eine moderne Anwendung im Sinne von eGovernment fürs Smartphone erzeugt, so brauche ich weiter eine eigene Karte. Und muss diese jedes Jahr beim Amt persönlich verlängern lassen.

Zumindest gibt es  jetzt einen eigenen Eingang für Dauerkartennutzer, der (fast) immer staufrei ist. Der ist gleich neben der Kasse, so dass die persönliche Begrüßung weiter stattfindet.

Im Winter gehe ich ins Hallenbad in Ottobrunn, ins Phoenix. Da gibt es Coins. Die heißen wirklich so. Eine Coin enthält am Anfang 11 Zugänge (zum Preis für 10), zum Beispiel zum Frühschwimmen. Die „Coin“ macht den Eingang automatisiert möglich und dient auch zum Verriegeln des genutzten Kleiderschrank. Leider funktioniert das System nicht ganz so zuverlässig wie früher die Münzschränke.

Nach dem Schwimmen in Unterhaching besuche ich ab und zu die Kollegen bei der InterFace. Meine Schlüssel geht nicht mehr, denn die haben jetzt Dongles. Das sind Plastikteile mit Elektronik drin und einem Druckknopf. Hinhalten und zweimal draufdrücken, so geht das „Sesam Öffne Dich“. Noch ein Teil wollte ich dann doch nicht mehr haben. Also muss ich dort klingeln

Wenn ich mit der S-Bahn fahre, dann nutze ich Streifenkarten. Die stempel ich ganz mechanisch ab. Nur die Reisen mit der Bahn lade ich mir aufs Handy. Weil ich meine Reisen zu Hause in Ruhe planen und im Preis-Dschungel der DB die besten Preise finden will. Wobei beides für manche Bahnnutzung nicht möglich ist. Zum Beispiel muss ich bei der Fahrradreservierung für den EC (Eurocity) doch wieder an den Fahrkarten-Schalter.

Wenn der Schaffner im Zug mein „Handyticket“ lesen will, dann nutzt er ein digitales Instrument, das aus dem Museum zu kommen scheint. Mit zittriger Hand versucht er dann mit einem Infrarot-Leser den QR-Code auf der Anzeige meines Handys zu lesen. Meistens gelingt ihm das auch nach einiger Zeit.

Also, insgesamt verwöhnt mich das Leben noch nicht so sehr mit digitalen Möglichkeiten. Wobei ich durchaus möchte. Bei einem effizienten Micro-Payment wäre ich sofort dabei. Wobei die Betonung auf effizient liegt.

Unser Heim hat aber schon zwei IoT-Anwendungen!

Für die Solaranlage gibt es eine App, mit der man von überall (wenn man im Internet ist) die Betriebsdaten ablesen kann. Wenn die Anlage also viel Strom produziert, dann weiß ich im Urlaub, dass daheim die Sonne scheint. Das ist dann sehr tröstlich, gerade wenn es am Urlaubsort regnet.

Das geht aber auch anders mit meiner Haus 4.0-Technik. Denn ich habe eine Videoüberwachung installiert. Im alten Haus hatte ich nur eine Attrappe. Da war die recht alte Alarmanlagen sehr störanfällig, deshalb hatte ich sie außer Betrieb genommen. Aber die Lichter weiter blinken lassen.

Beim Umzug ins neue Haus habe ich dann nach einer Atrappe gesucht. Und gelernt, dass sogar schlechte Attrappen teuer sind als ein kleines Stück „digitale Technologie“, das nicht nur bei Tag und Nacht gute Bilder macht, sondern diese für einen längeren Zeitraum speichert und beliebig hin übertragen kann.

Das ist meine zweite IoT-Anwendung im Haushalt. Und die Bilder der Kamera kann ich auch von überall in der Welt sehen. So sehe ich auch, wie das Wetter ist und wenn das Gartentor offensteht. Dann muss ich allerdings zu Hause anrufen und die aktuellen Bewohner bitten, den Knopf zu drücken um das Tor elektrisch zu schließen. Also auch eine noch sehr eingeschränkte IoT-Anwendung.

Viel mehr habe ich nicht zu bieten. Erwähnenswert ist vielleicht meine neueste Errungenschaft – einer dieser genialen Kopfhörer, die den externen Lärm vernichten können. So dass man z.B. auch im Flieger seine Ruhe hat. Der nutzt allerdings Bluetooth, zu Hause an der Stereo-Anlage wie unterwegs am Smart-Phone. Das ist natürlich keine IoT-Vernetzung sondern eine ganz primitive Peer2peer-Verbindung. Aber das Ding hat schon tolle Features.

Vor kurzem war ich im Urlaub. Auf der Hanseatic Inspiration, einem Schiff, das zum Zeitpunkt meiner Reise gerade ein paar Wochen im Einsatz war. Ich habe mich mit dem sehr kompetenten IT-Officer ausgetauscht. Und der har mi erzählt, dass sie praktisch keine IoT-Technologie an Bord hätten. Das hat mich ein wenig getröstet – und überrascht.

Für zu Hause könnte ich mir noch einen Thermo-Mix kaufen. Der kann IoT. Aber so ein Gerät brauche ich halt wirklich nicht. So frage ich mich schon: Wie soll es bei uns mit Haushalt 4.0  nur vorwärts gehen?

Und meine geliebte Alexa hat die Barbara auch außer Betrieb genommen. So wird das nie was!

RMD

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5 Antworten

  1. 🙂 Zumindest sendet das Monstergerät des Zugbegleiters einen roten Lichtstrahl auf das Display meines Mobiltelefons. Und wie mir – von der Armhaltung her – erscheint, immer aus einem gewissen Ferne.

  2. In obiger Geschichte hatte ich meine Kaffee-Mühle vergessen. Die benutzte ich beim Kaffee machen. Und die hat ein digitales Display. Insofern nutze ich dann in der Morgenroutine ein digitales Gerät mehr. Ob die Kaffee-Mühle die digitale Anzeige zwingend braucht, kann ich nicht bewerten.

  3. Hallo Roland,

    Sie nutzen garantiert auch noch eine Heizungsanlage. Die hat typischerweise mindestens drei digitale Regler mit PI-ähnlicher Charakteristik (PI := proportional / integrierend).

    Der erste sorgt dafür, daß die Flammtemperatur im günstigsten Bereich bleibt.

    Der zweite „hört“ auf den Außensensor und paßt die Vorlauftemperatur über den Mischer an.

    Der dritte liest das Raumthermometer und steuert die Heizkörper.

    Das war grob vereinfacht.

    Ohne Digitaltechnik wäre ein enormer Schaltschrank nötig, größer als die Heizungsanlage.

    Garantiert haben Sie auch einen „digitalen“ Stromzähler. Diese Geräte sind sehr ‚tricky‘:
    Ganoven lesen Sie aus und sehen am Verbrauchsprofil, „die Familie ist in Urlaub“
    … und können so in aller Ruhe die Bude ausräumen.

  4. Bei meinen Gedanken war ich mehr so beim normalen Leben.
    Die Heizungsanlage ist tatsächlich ein Graus. Die Steuerung war mal kaputt und musste komplett ausgetauscht. Da wurden ein paar Kilo Elektronik komplett vernichtet. Da war nichts modular oder strukturiert. Und die Brauchwasser-Anlage ist auch hoch-digital. Wie auch die Solar-Anlage, die Strom generiert.

    Vom Stromzähler habe ich wenig Angst. Denn kluge Ganoven gehen in Häuser mit hohem Stromverbrauch. Da gibt es mehr zu holen und wir fallen schon in der ersten Selektion durch, dann wir haben nur einen sehr geringen Stromverbrauch. Unser Haus ist auch eigentlich nie unbewohnt. Auch wäre es mir eh lieber, wenn die Diebe kommen, wenn niemand zu Hause ist.

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