Nachlese zu meinem Vortrag – Anmerkungen #1 Fakten

In dieser Artikelserie nehme ich Stellung zum schriftlichen Feedback, welches mich nach dem Vortrag erreicht hat und beantworte die von Studenten gestellten Online-Fragen, die ich in meinem Vortrag nicht ausführlich behandeln konnte.

Lehren für Unternehmensführer – das Leben, das Wissen, die Informatik und die Ethik

„Innovative Unternehmer“ / Sommersemester 2010
Führung von wachstumsorientierten Unternehmen

Eine seltene, mir aber sehr wichtige Rückmeldung war

“der Referent hat zu wenig Fakten gebracht”

Das ist das Thema. Gibt es wirklich in sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Prozessen Fakten? Gibt es da Wahrheiten?

Oder verfügen wir letzten Endes nur über eine Gewissheit, die wir im Rahmen unserer Vorurteile, unseres (eingeschränkten) Beobachtungsfeldes und unserer sozialen Konditionierung entwickelt haben?

Gerade im unternehmerischen Bereich passiert es permanent, dass im geschichtlichen Abstand

  • Entscheidungen im Lauf der Zeit immer wieder ganz anders bewertet werden (mal gut, dann wieder schlecht),
  • Entwicklungen mehrfach rückblickend ganz anders statt gefunden haben als sie jemals geplant worden sind und
  • sich von Unternehmensführern Lorbeeren aufgesetzt werden, die ausschließlich Zufällen zu verdanken sind.

Das Institut RISE (Universität St. Gallen) mit Simon Grand an der Spitze hat die Geschichte mehrerer sehr verschiedener Unternehmen untersucht. Dabei wurde belegt, dass die „Unternehmenssaga“ immer erst im nach hinein entwickelt wurde. Diese erzählte Erfolgsgeschichte eines Unternehmens gibt der Geschichte eine Logik, die so gar nicht stattgefunden hat.

Die von Vorstand und Managern in der Vergangenheit Jahr für Jahr verkündeten Visionen, Strategien, Pläne wie auch erfolgte Handlungen und konkrete Maßnahmen haben in der Regel mit der im nach hinein berichteten Entwicklung nichts zu tun. Das zeigen sehr schlüssig die Untersuchung der Unternehmensarchive (Präsentationen und Berichtsbände der Strategie-Meetings, Analyse der Vorstandsprotokolle über viele Jahre hinweg) und der Abgleich dieser Daten mit der aktuellen „Story“ des Unternehmens.

Und auch die Sprüche von Unternehmensgründern ändern sich über die Zeit sehr dynamisch und haben in der Regel nichts mit dem zu tun, was sich quasi als „protective belt“ (auch ein Zitat von Simon Grand) um die Erfolgsgeschichte, Unternehmenskultur und -philosophie über die Jahre entwickelt hat.

Deshalb hüte ich mich, mit Fakten und Wahrheiten zu glänzen. Gerade im Umfeld von Unternehmertum ist dies nur zu oft Katzengold.

RMD

Eine Antwort

  1. I think Roland has hit the nail on the head here. (But of course I am no expert in such things). I am sure there are a few factors that are always needed to make a successful firm, such as competent energetic leadership, prepared to take reasonable risks. On the other hand both dictatorship and cooperative management have had their successes.

    I compare this with the course of evolution of species, where there are some very strange success stories, and some very strange niches that beings fit into. There are also hard luck cases such as the dinosaurs. Why did they mostly die out? There were also general disasters, which can be compared with the effect on Roman firms during the decline and fall of the Roman Empire.

    Another useful comparison is with various religions. After all they have run for thousands of years, so we know a lot about their successes and failures. Nevertheless, despite a great deal of reading and thinking, I find it hard to account for the successes of Judaism, Christianity and Islam. (And I find it impossible to judge how good or bad they, along with Microsoft, were for humanity). Why did some religions, such as Sufism and Zoroastrianism, last badly, despite their advantages?

    So here we have three areas where evolution occurs in remarkably similar ways.

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