PM Camp Dornbirn – zwischen Anspruch und Realität?

pmcamp-logo-dornbirnDas PM-Camp in Dornbirn 2015 war auch im Rückblick recht gelungen. Die meisten (eigentlich alle) Teilnehmer haben sich sehr wohl gefühlt und sind hoch zufrieden nach Hause gefahren. Das finde ich toll.

Viele Teilnehmer haben auch unseren Rückmeldebogen genutzt. So haben uns (das Orga-Team) viele konstruktive Rückmeldungen erreicht. Die arbeite ich gerade durch, so wie auch die Twitter-„Timeline“ zu unserer Unkonferenz. Die „Timeline“ kann man unter dem Hashtag #PMCampDOR nachlesen. Was übrigens viel Spaß macht, es ist eine Retrospektive mit vielen nützlichen Links entstanden.

Das Feedback war statistisch wie in den Einzeläußerungen sehr positiv. Das hat dem Orga-Team gut getan. Barcamps sind etwas Besonderes. Sie basieren auf Freiheit, Augenhöhe, Partizipation, Gleichberechtigung. Das kann man auch als „Schwächen“ sehen. Allerdings Schwächen, die mir persönlich sehr gut gefallen. Ein Barcamp lebt aus dem Augenblick. Man kann es nicht steuern, die „Sitzungen“ (Sessions) entstehen im Kontext zum gerade Erlebten. So soll es sein. Und das ist gut so!

Anders gesagt:
Freiheit und Verschiedenheit können auch polarisieren. Es entstehen Schwerpunkte und Annahmen, die nicht immer jedem gefallen. Das muss man aushalten können, so wie auch Freiheit nicht immer leicht zu ertragen ist. Die Toleranz braucht.

Auch die Demokratie hat ihre problematische Seite. Die äußert sich schon in der Frage, wie man Demokratie am besten organisiert? Ich denke an die leidenschaftliche Diskussion  von „direkter Demokratie versus parlamentarischer“ – die eine gilt als die Lösung (wie in der Schweiz) und wird auch als hochgefährlich eingestuft wird (wie bei uns, weil wir glauben, dass das Volk so dumm ist). Und auf der anderen Seite sind viele mit unserer „parlamentarischen Demokratie“ gar nicht mehr glücklich.

Unkonferenzen sind demokratisch. Sie leben ganz besonders von den Menschen, die teil nehmen. Man trifft sich – im Unterschied zu Konferenzen – in einem relativ freien und nur wenig formatierten Raum. So können sich gruppendynamische Entwicklungen ergeben, die nicht jedermann gefallen. Aber jeder hat auch die Möglichkeit, dagegen zu steuern.

PM-Camps sind sehr pluralistische Treffen. Es trifft sich männlich und weiblich, alt und jung, Berufseinsteiger und -aussteiger, erfolgreiche und weniger erfolgreiche, Studierte und welche dies gelernt haben, ernste und lustige Menschen, „nicht so wohlhabende“ und „reiche“ usw. Vielleicht können solche Barcamps ein wenig den Spagat zwischen ICH und WIR schaffen und die Spannung zwischen „individuellen“ und „kollektiven“ Bedürfnissen lösen.

Und wie für Projekte gilt, dass Technologie und Werkzeuge nicht mehr das Problem sind. Auch die vorhandenen Methoden taugen in der Regel mehr oder weniger. Die meisten Projekte scheitern jedoch, weil es „menschelt“. Das ist auch die Gefahr bei barcamps. Man kann nicht allen alles recht machen. So wurden in Tweets wie in den Feedback-Bögen manche Details gleichzeitig sehr gelobt und kritisiert.

Neben den positiven Rückmeldungen gab es auch Kritik und Vorschläge für Verbesserungen. Die Verbesserungsvorschläge werden wir – soweit sie nicht den Prinzipien der Freiheit des Barcamps widersprechen – sehr ernst nehmen. Genauso wie wir uns die Kritik zu Herzen nehmen werden. Allerdings könnte man auch sagen:
Bei einem Barcamp ist manche Kritik des Teilnehmers auch Kritik an sich selber.

Ich liste mal ein paar der Rückmeldungen auf und kommentiere sie:

Positives Feedback:

Die positiven Rückmeldungen sind die große Mehrheit. Obwohl es Spaß machen würde, hier alle zu zitieren, erwähne ich nur ein paar:

Wenn es das PMCamp noch nicht gäbe, müsste man es erfinden!!

Ich komme wieder!

Ich konnte sehr viele Erkenntnisse mitnehmen, Erfahrungen und sehr interessante Bekanntschaften machen!

Weiter so, nicht regulieren!

Die Atmosphäre war sehr vertraut und angenehm, die Gespräche haben auf Augenhöhe stattgefunden!

Da könnte ich so weiter machen – und ganz oft gab es ein

Großes Dankeschön!

und 100 % haben die Frage:

„Würdest Du das PM Camp einem Kollegen / einer Kollegin weiter empfehlen?“

mit JA beantwortet.

Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Alle positiven Rückmeldungen werten wir im Orga-Team gewissenhaft aus. Gilt doch für Gemeinschaften, wie für Menschen bei der „Persönlichkeits-Entwicklung“ (oft auch Management oder Führungs-Training genannt), dass man zu erst mal seine Stärken fördern soll und nicht immer versuchen soll, die Schwächen abzubauen. Weil das Zweite meistens eh nicht gelingt und das Erste so viel mehr bringt. So wollen wir auch gerade das, was schon gut ist, noch besser machen.

Ich habe aber auch Beispiele von

negativem Feedback:

das WLAN auf dem Camp war eine Katastrophe …

Ja, das war so. Ich weiß aber, wie sehr sich gerade Stefan im Vorfeld und während der Veranstaltung bemüht hat, an der Uni für eine Verbesserung der Situation zu sorgen. Ich hatte am Vorabend auch noch einen Dialog mit einem der Spezialisten, der mir die Problematik klar machte. An der Uni wurden auch Anstrengungen unternommen, aber sie haben es halt wieder nicht geschafft. Aufgrund hoch komplizierter Sicherheitsaspekte sind die Systeme so aufgesetzt, dass die Techniker es nicht hinkriegen. Natürlich werden wir im nächsten Jahr versuchen, das Thema besser hinzukriegen. Wir sollten aber auch wertschätzen, wie viel die Fachhochschule Dornbirn als Sponsor für uns tut und da ein wenig gnädig sein.

Info zu Parkmöglichkeiten fehlte!
Ja – die lieben Autofahrer 🙂 .

Präzisere Ankündigung der Veranstaltung (Beginn, Ende) auf der Website.
Das kann man natürlich verbessern.

Fotos der Sessiongeber helfen bei der Orientierung.
Leider war „Aebby“ (Eberhard Huber) kurzfristig verhindert, so blieb auch seine Polaroid-Kamera in Baden-Württemberg.

Zu
Ice-Breaking, Moderation und Vorstellungsrunde
waren die Kritiken/Vorschläge sehr gegensätzlich. Die einen wollten eine Vorstellungsrunde, die andern keine. Die einen mehr, die anderen weniger Moderation und/oder „ice-breaking. Ich würde sagen, das war so fifty/fifty.

Viele Gedanken und Verbesserungsvorschläge in den Feedback-Bögen drehen sich um
„Newbees“ und „Klassentreffen von alten PM-Camp’lern) und wie man die Qualitätsverbesserungen von Sessions zum Beispiel durch Coaching-, Mentoring- oder Moderationsangebote erreichen kann.
Eine leichte Mehrheit hat hier eine explizite Unterstützung für Newbees gewünscht, der Rest meinte, dass dies ganz gut „automatisch“ gelungen wäre. Ich meinte auch herauszulesen, dass bei kleineren PM-Camps wie in Barcelona besser gelingt als bei so großen wie in Dornbirn. Also fast indirekt eine Kritik, dass Dornbirn zu groß wird.

Kritik wurde auch an einzelnen Sessions und dem Angebot von Sessions geübt.

Die Sessions waren zu IT-lastig.

Vermisst habe ich die Spiele.

Die Sessions des zweiten Tages sollten mehr auf denen vom Vortag aufbauen.

Prinzip und die Varianten von Sessions sollte im Vorfeld gerade für die „newbees“ besser erklärt werden.

Alles, das den Rahmen für die Sessions verbessert, unterstütze ich. Ich meine aber, dass die Organisatoren sich nicht in den Inhalt der Sessions einmischen sollten. Die gehören den „Teil-Gebern“. Die Organisatoren haben die Chance, durch formulieren des Mottos und Auswahl der Impulsgeber im Vorfeld die Menschen, die an diesen Botschaften interessiert sind oder sich daran reiben wollen zum Kommen zu motivieren. Und das sollte genügen.

Auch Herausforderungen für die Zukunft wurden genannt, hier hat mir eine besonders gut gefallen:

Das hohe Niveau zu halten wird DIE Herausforderung der Zukunft sein.

Das sehe ich auch so!

Nebenbei: Auch im offiziellen Blog der GPM gab es neben (zu) viel Lob einiges an Kritik fürs PM-Camp Dornbirn. Dort hat Reinhard Wagner in einem post vom PM-Camp in Dornbirn berichtet und sich im letzten Absatz doch recht negativ geäußert (… Anspruch konnte das PM Camp nur bedingt gerecht werden. …).
Weil ich hier eine Reihe von Missverständnissen sehe und ich auch persönlich erwähnt wurde, habe ich mich im folgenden mit den Aussagen von Reinhard „dialektisch“ auseinandergesetzt und versuche hier ein paar Dinge richtig stellen.


Hier geht es los mit dem Text des letzten Absatzes von Reinhard im GPM-Blog. Die kursiven Teile sind zusammen der komplette letzte Absatz, den ich 1:1 aus dem Post von Reinhard (RW) kopiert habe. Dahinter mit „normalem“ Font stehen immer meine Kommentare (RMD), so also immer abwechselnd.

(RW) … Das Motto des diesjährigen PM Camp Dornbirn war „Musterbrechen“ (Welche Muster sollten wir im PM brechen und wie kann der Musterbruch gelingen?). Diesem Anspruch konnte das PM Camp nur bedingt gerecht werden. Dies ist aus meiner Sicht auch das Dilemma der gesamten „PM Camp“-Bewegung.
(RMD) Nicht nur das PM-Camp sondern die ganze menschliche Gemeinschaft hat dieses Dilemma, dass Veränderung nicht in dem Masse  gelingt wie dies notwendig oder zumindest wünschenswert wäre. Das belegt die aktuelle Geschichte (Kriege, Terrorismus, Zerstörung des Planeten …).
Mein Problem mit den Sätzen von Reinhard ist, dass ich als Anspruch eines PM-Camps eigentlich nur sehe, a) ein guter Gastgeber zu sein und b) die „richtigen Teilgeber“ zu finden. Das ist auch das Ziel des Orga-Team Dornbirn für „unser“ PM-Camp. Und wie ich meine auch der der gesamten „PM-Camp-Bewegung“.
Jedes Jahr besprechen wir im PM-Forum (unser strategisches Organ aller PM-Camps), wie wir das am besten hinkriegen. Da treffen sich die Vertreter der regionalen Orga-Teams (die operativen Veranstalter, die die Camps machen) und des Kern-Teams (die normative Ebene der Gründer). In dieser Klausur tauschen wir aus, wie wir es besser machen können, dass Ihr – unsere Gäste und Besucher – noch besser Wissen austauschen, Konsens finden und Erkenntnis gewinnen könnt.
Das Orga-Team eines PM-Camps hat vor allem die Rolle des Gastgebers. Es sucht Sponsoren und finanziert so gemeinsam mit den Beiträgen der Teilnehmer/Teilgeber die Veranstaltung. Ergänzend versuchen wir durch gedankliche Anregungen (im Vorfeld ein Motto wie zum Beispiel die Metapher des „Musterbrechen“) und auf dem Camp durch Impulsvorträge (das Was) und Vorschläge zur Methodik (das Wie) das Gelingen zu fördern, ohne aber den Kern eines barcamps zu gefährden. Wir sind achtsam bemüht, dass nicht klammheimlich aus der „Unkonferenz“ eine Konferenz oder Kongress wird.
Zur Erinnerung:
Ein PM-Camp ist nichts anderes als ein Barcamp, dass sich besonders an Projekt Manager, Manager, Unternehmer, Führungskräfte richtet, eigentlich an alle Menschen, die bereit sind Verantwortung für Zukunft zu übernehmen. Es gibt diesen eine Plattform zum Austausch und unterstützt so die Vernetzung.

(RW) Die „jungen Wilden“ (sorry Roland Dürre) wollen sich „krampfhaft“ von den etablierten Größen der Branchen, allen voran die GPM, das PMI oder die PRINCE2-Community abgrenzen.
(RMD) Zu den jungen Wilden: Da sehe ich mich ja nicht mehr ganz so. Mit dieser Metapher habe ich manch jungen start-up gemeint. Die legen schon ganz anders los, als ich es von „etablierten Unternehmen“ gewohnt bin. Und wenn ein Start up mal so richtig Erfolg hat, dann ganz gewiss nicht, weil er in Projekten denkt.
Aber zurück zum Text: Allein schon die Wortwahl „etablierte Größen der Branche“ zeigt die problematische Positionierung von Reinhard. Ich sehe die „PM-Camp-Bewegung“ in keiner Rivalität mit „etablierten Größen der Branche“. Denn wir sind eben kein Verband. Wenn, dann sind wir eine Alternative für die, die sich in einem freien Rahmen treffen wollen, um Wissen und Erfahrung auszutauschen. Auf einem PM-Camp regt man sich gegenseitig zum Nachdenken an. Da treffen sich die ICHs „als Teil vom“ WIR. Das hat nichts mit einem Verband oder ähnlichen Strukturen zu tun. Auch deshalb darf und wird das Orga-Team keine proaktive Empfehlungen geben.
Die „PM-Camp-Bewegung steht übrigens in enger Abstimmung mit openPM, dem offenen Portal mit Plattform zum freien Austausch für alle Projekt Manager. openPM ist ein gemeinnütziger Verein, den ich auch nicht in Rivalität zu den „etablierten Größen“ sehe. So hat auch openPM nichts mit den genannten Vereinen/Verbänden zu tun.
Ich persönlich hüte mich deshalb vor Vereinen und Verbänden, weil in meiner Wahrnehmung diese sich oft im Besitz der „Wahrheit“ wähnen, diese in „Gesetz- und Regelbücher“ fest schreiben und und dann Lehren und so ihr (vieles) Geld verdienen. Da grenze ich mich ab, aber nicht krampfhaft sondern einfach eindeutig im Sinne von klar.

(RW) Das Muster „agil“ versus „traditionell“ wird allzu oft bemüht. In fast allen Diskussionen wird immer wieder der Vergleich „Industriezeitalter ist alt und schlecht“ versus „Informationszeitalter ist jung und gut“ bemüht, das gleiche wird auf „Wasserfall“ versus „Scrum“ usw. übertragen.
(RMD) Hier hat Reinhard wohl etwas falsch verstanden. Mag sein, dass es da vor Jahren Fronten gab. Um diesen Unsinn zu beenden, starteten wir in 2011 in Dornbirn ein PM-Camp mit dem Motto „Brücken bauen“.
So habe ich auf dem PM-Camp in Dornbirn kaum Konflikte „agil“ versus „traditionell“ oder ähnlich wahrgenommen. Im Gegenteil, alle die ich gehört habe – auch die Impulsgeber – haben betont, dass alles seine Rechtfertigung hat, man sich nur gut überlegen muss, was man wann und für welchen Zweck einsetzt.
Ich meine eh, dass zu „agil“ alles was wichtig ist im „agile manifesto“ geschrieben wurde. Das, was dort steht, ist eine Empfehlung, den „gesunden Menschenverstand“ in „Redlichkeit“ zu nutzen. Und das ist doch keine Methode? Sondern eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Genauso wie, dass man in Projekten viel falsch machen kann.

(RW) Ein Vortrag sprach sich gegen alle Regeln und „Muster“ aus und propagiert ein paar Folien weiter, dass man ja keine Projekte machen solle (#noprojects).
(RMD) Wenn hier der Impuls von Robert Weisgräber gemeint war, so war das einer der besten Vorträge, die ich seit langem gehört habe. Auch die Rückmelde-Statistik belegt dies. Aber vielleicht ist die Metapher von #noprojects nicht ganz so einfach zu verstehen. Dass man keine Projekte machen soll, habe ich so aber nicht raus gehört. Viel mehr, dass man sich gut überlegen soll, was man tut.

(RW) In einem Workshop zur „Lebendigkeit von Organisationen“ wird versucht, die Wirkmechanismen einer solchen Organisation aufzuzeigen. Auf meine Frage, ob wir das mal am Beispiel der – leider sehr erfolgreichen – Organisation des Islamischen Staates aufzeigen können wird dies brüsk abgelehnt mit dem (Totschlags-)Argument, das passe jetzt gar nicht hier rein.
(RMD) 
Natürlich können Aussagen in Sitzungen nicht immer allen Teilnehmern gefallen. Das hat etwas mit Demokratie zu tun. Ich halte es aber auch für nicht zielführend, die IS als sinnvolles Fallbeispiel zu diskutieren. Nicht nur, weil das mir die IS eine kriminelle faschistische Organisation zu sein scheint (Auch das dritte Reich war faschistisch. Und trotzdem hat der „GröFaZ“ mit agiler Kriegsführung der etablierten Generalissima das Fürchten beigebracht).
Aber natürlich hätte Reinhard Wagner eine eigene Session zu IS machen können oder vielleicht präziser formuliert zum Thema „Moderner Guerillakrieg von faschistoiden Organisationen als erfolgreiche Methode im Kampf gegen militär-technisch überlegene Armeen“. Die hätte ich allerdings nicht besucht (oder wenn, dann nur um mein Unverständnis auszusprechen).

(RW) Schließlich versuchte ein Teilnehmer, das Cynefin-Framework zu diskutieren. Diese endete dann mit der Einteilung, dass alle Ingenieure und Betriebswirtschaftler auf der rechten Seite zu verorten seien (simple oder komplizierte Systeme), wohingegen die Software-Entwickler die kreativen Wilden, also auf der linken Seite des Frameworks zu finden sind. Das bringt natürlich keinen wirklich weiter.
(RMD) 
Auch hier geht es um den Inhalt einer Session. Das hat nichts mit dem PM-Camp Dornbirn zu tun. Ich sehe es persönlich aber ähnlich wie Reinhard Wagner und halte die ganze Diskussionen zu kompliziert/komplex, links/rechts, blau/rot mehr oder wenig für esoterischen Humbug. Wobei man aus falschen Annahmen und falschen Schlüssen durchaus richtiges ableiten kann …

(RW) Statt Muster zu brechen, werden alte Klischees in ein neues Gewand gepackt.
(RMD) 
Den Satz verstehe ich nicht. Aber das pauschal vom PM-Camp Dornbirn zu behaupten empfinde ich schon als starken Tobak. Mir klingt diese irgendwie nach Kulturpessimismus. Ich gestehe aber zu, dass unsere Gesellschaft daran leidet, dass wir immer wieder die alten Muster bemühen. Und Phantasie und Kreativität eher verdrängen. Vielleicht führen hier Reinhard und ich dieselbe Klage.

(RW) Schließlich stellt sich mir die Frage, was die PM Camps mit ihrem Anspruch in der Praxis erreichen wollen.
(RMD) 
Nochmal: PM-Camps bieten einen Rahmen, der es den Menschen ermöglichen soll, sich zu treffen, im Vertrauen zu kommunizieren, Wissen zu teilen, Erkenntnis im redlichen Diskurs zu gewinnen. Es gibt keinen Zweck-Anspruch von Seite der Organisatoren des Camps. Wenn dann geht es darum, dass die Menschen, die kommen, sich gegenseitig größer machen – und eben nicht kleiner wie in vielen Lehrsystemen. Ich gehe aber davon aus, dass „Wissen teilen“ und vom „Gegenüber“ zu lernen für die Praxis meistens wertvoller sind als der Erwerb von Zertifikaten oder schlimmer die „Zertifizierung der Welt“.

(RW) Auf meinen Workshop-Impuls zu „Projektmanagement für soziale Zwecke“ gab es zwar viel Diskussion und begeisterte Redebeiträge, …
(RMD) Frage: „Was ist ein begeisterter Redebeitrag?“! 🙂

(RW) … auf meine Frage, wer nun was konkret machen will, waren alle ziemlich schnell (zum Mittagessen) verschwunden.
(RMD) 
Ist doch sinnvoll. Dazu hätte man ja den zweiten Tag für konkrete Sessions dazu nutzen können._

(RW) Zugegeben, es ist auch bei der GPM ziemlich schwer, die Mitglieder zur Umsetzung des Besprochenen zu bewegen.
(RMD) 
Ich wüsste nicht, warum es bei der GPM einfacher sein sollte als im täglichen Leben.

(RW) Hier erweist sich allerdings, ob es bei „Sonntagsreden“ bleibt, oder den „schönen Worten“ auch konkrete Taten folgen.
(RMD) Schon Seneca hat gesagt „Philosophie heißt nicht Reden sondern handeln“. Und das wir alle viel reden und nichts tuen sehen wir ja nicht nur bei der Veränderung des Klimas durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen. Aber auch hier entdecke ich eine Gemeinsamkeit mit Reinhard.

(RW) Das würde ich mir wünschen, aber vielleicht bleibt das auch nur ein frommer Wunsch zu Weihnachten 🙂
(RMD) Mein (weiß nicht ob frommer) Wunsch nicht nur zu Weihnachten ist, dass die Menschheit ein wenig weiser werden würde.


Auch wenn ich viel Gegenrede halte, möchte ich mich bei Reinhard explizit für seinen Artikel bedanken. Vielleicht ist das ein Beginn für eine leidenschaftliche und wunderbare Diskussion zur Frage:
Wie viel Verbände und Vereine brauchen wir wirklich?
Weil mir da eine ganze Reihe für überflüssig erscheinen und ich mir mehr von Graswurzelbewegungen erwarte.

RMD

P.S.
Die Überschrift dieses Posts ist nicht von mir, sondern vom post vom Reinhard übernommen.

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2 Antworten

  1. Hallo, ich bin selbst Mitglied im Vorstand eines PMI Chapters, bin damit auch Teil eines Verbandes. Ich war im letzten Jahr auf dem PM-Camp in Berlin und war begeistert ob der Denkanstöße die ich dort mitgenommen habe. Es war die beste Veranstaltung, die ich in den letzten Jahren besucht habe. Der Grund lag darin, dass auf dem PM-Camp letztendlich „nur“ Denkanstöße gegeben wurden und niemand kam, der gemeint hat den richtigen Weg für alles und jedes zu haben. Was ich dann mitgenommen habe ist rein bei mir entstanden. Das empfand ich als sehr wertvoll.

    Heißt das aber damit, dass ich jetzt die Verbände für überflüssig halte. Nein, die Verbände sind meiner Meinung nach wichtig, um Wissen zu bündeln, Standards zu schaffen und Plattformen des Austauschs und der Verbreitung zu bieten. Hier sehe ich sehr wohl einen Nutzen der Verbände. Schwierig wird es wenn daraus ein Absolutheitsanspruch, den einzig richtigen Ansatz zu haben, erwächst. Der Verband der das tut wird irgendwann von der Realität überrollt werden. Nichts bleibt wie es ist, alles geht weiter.

    Die „Graswurzelbewegungen“ schaffen Anstöße, die Verbände von Innen heraus, aufgrund einer gewissen Betriebsblindheit und Schwerfälligkeit kaum selbst zu identifizieren in der Lage sind. Auf der anderen Seite gelingt es „Graswurzelbewegungen“ nicht, es ist auch nicht ihr Anspruch, einen Wissenskanon zu bündeln und zu verbreiten. Das gelingt Verbänden besser.

    Wie so oft im Leben bringt uns damit ein sowohl als auch weiter als ein entweder oder.

    Viele Grüße aus Berlin Wolfgang Friesike

  2. Ich stimme im wesentlichen zu. Allerdings meine ich, dass alle Institutionen (Systeme) sich leicht verselbstständigen können, weil sie zum Beispiel satt oder korrupt werden. Weil zum Beispiel die handelnden und das System bestimmemden Personen das Maß verlieren usw. Und da sehe ich viele Beispiele für solche Entgleisungen, gerade auch bei Institutionen, die mal vernünftig erscheinende Ziele hatten. Wahrscheinlich braucht es eine permanente (positive) Erneuerung – übrigens auch bei PM-Camp. Und die gelingt halt über die Jahre meistens nicht.

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