Projekt & Produkt – #PMCampSTR

pmcampstrDas PM-Camp Stuttgart (Hashtag #PMCampSTR) findet vom 7. bis 9. Mai an der Hochschule der Medien in Stuttgart statt. Ich freue mich, dass ich dabei sein kann. Ticket und Fahrkarte sind gekauft und das Zimmer im Commundo ist reserviert.

Das Team, das diese Veranstaltung organisiert, hat als Überschrift fürs Camp „Projekt und Produkt“ gewählt. Das Stuttgarter Orgateam will sein PM-Camp so auch für Teilnehmer jenseits des klassischen Projekt Managements z.B. der IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie) öffnen. So soll der Begriff „Produkt“ auch Ingenieure ansprechen, die anspruchsvolle Produkte bauen.

Was ist ein Projekt?

Ich zitiere aus Wikipedia:

Ein Projekt ist ein zielgerichtetes, einmaliges Vorhaben, das aus einem Satz von abgestimmten, gelenkten Tätigkeiten mit Anfangs- und Endtermin besteht und durchgeführt wird, um unter Berücksichtigung von Zwängen bezüglich Zeit, Ressourcen (zum Beispiel Geld bzw. Kosten, Produktions- und Arbeitsbedingungen, Personal) und Qualität ein Ziel zu erreichen.[1]

Diese wie ich meine veraltete Definition von „Projekt“ bedeutet folgendes:

  • Jedes Projekt hat einen Anfang (Projektstart).
  • Jedes Projekt hat ein Ende (Fertigstellungstermin).
  • Die gewünschten Ergebnisse sind als Projektziel festgelegt.
  • Alle einzusetzenden Ressourcen sind vorgegeben.
  • Das Projektziel muss termingerecht erreicht werden.
  • Die geplanten Ressourcen dürfen nicht überzogen werden.
  • Es gibt eine Planung, den Projekt-Plan.
  • Die Meilensteine der Planung sind einzuhalten.

Nach meiner Meinung dürfen sichProjekte nur dann „Projekt“ nennen, wenn sie Wesentliches verändern oder bewirken und wirklich etwas Innovatives oder Neues schaffen. Und schon sieht man, dass mit der Definition da irgendetwas nicht stimmen kann.

Trotz bester Planung erleben wir selbst bei einfachen Ingenieurs-Projekten massive Zielabweichungen mit oft unglaublicher Überschreitung der benötigten Ressourcen. Die Ursache dürfte sein, dass mittlerweile auch Aufgaben, die ziemlich simpel klingen, eine erstaunliche Komplexität in sich tragen.

Innovative Veränderung!

Noch schwieriger ist es, wenn es um Projekte geht, die kreativen Einfluss auf soziale Systeme aller Art und auf die sowieso stattfindende Evolution nehmen sollen. Die beschriebene „Projektdenke“ zwingt förmlich dazu, dem Motto folgend „Augen zu und mit voller Kraft durch“ zu handeln. Und dabei ist man nicht in der Lage, neue und bessere Erkenntnisse permanent in den weiteren Projektweg zu integrieren.

Sogar im Rückblick ist es schwierig, die kausalen Zusammenhänge von Maßnahmen und deren Wirkung (Nutzen?) zu bewerten. Wie soll das dann „im voraus“ gelingen? Innovative Veränderung kann man also nicht einfach so geradeaus durchplanen, sondern muss die Maßnahmen behutsam und agil mit der laufenden Entwicklung in Einklang bringen.

Projekte stehen also im Widerspruch zu Innovation. Innovation ist kreative Zerstörung. Dies mobilisiert dann auch noch zusätzlich die Gegner der Veränderung, besonders die von der Zerstörung betroffenen. Das erschwert es dann noch weiter.

Projekte als Teil von Veränderung?

So ist mir eine Definition von Projekt lieber, die ein Projekt als einen integrierten Teil von vielen eines kontinuierlichen Veränderungs- und Verbesserungsprozess beschreibt. Die gesteuerte Veränderung soll nützliche Ergebnisse bringen. Ist für mich doch jede wohl durchdachte Aktivität, die verändern und Entwicklungen beeinflussen will, ein Projekt, ganz gleich um es hier um konkrete „unfassbare“ oder abstrakte „virtuelle“ Ergebnisse geht.

Was ist ein Produkt?

Die Planung, Entwicklung, Herstellung eines Produkts ist wie seine Vermarktung, der Verkauf desselbigen, Support und Service das Ergebnis von vielen kleinen und größeren Projekten, die multidimensional vernetzt sind und so zusammen wirken. Ein Produkterfolg wird so immer auf einer Vielzahl kleiner und größerer Projekte, also einem mehrdimensionalen „Mega-Projekt“ beruhen. Stichworte mögen hier sein Vernetzung, Dynamik, Lernen, Versuchen, Verwerfen, Neumachen … Aber das gilt nicht nur für das physische Produkt sondern genauso für Dienstleistungen.

Kistenware oder Dienstleistung?

Ein Produkt kann also ein physischer Gegenstand – sprich eine „anfassbare“ Ware – sein, die von einer Organisation ingenieurmäßig entwickelt, in großer Serie produziert und so vielen Kunden „verkauft“ oder in kleiner Losgröße (n = 1) für ihn individuell und „on-demand“ hergestellt wird. Solche Produkte müssen in der Regel durch ein Support- und Serviceangebot ergänzt werden, um erfolgreich am Markt bestehen und „nachläufiges Geschäft“ ermöglichen zu können.

Ein Produkt kann aber auch eine Dienstleistung sein, die beim oder für den Kunden von Menschen erbracht wird, die gemeinsam mit ihrer Organisation eine besondere Qualifikation und „best practice“ erworben haben, welche das Ergebnis eines über Jahrzehnte statt gefundenen persönlichen wie kollektiven Lernprozess sind.

So könnte das Kreieren eines „physischen“ Produkts augenscheinlich mehr Projekte erfordern als eines „virtuellen“.

Der Unterschied für den Unternehmer.

Für den Unternehmer könnte es einen wesentlichen Unterschied machen, ob er ein „echtes“ Produkt-Unternehmen aufbaut oder ein Unternehmen, das als Produkt eine spezifizierte Dienstleistung anbietet.

Zum Beispiel sollte er beim „echten“ Produkt daran denken, dass das Feedback von den Kunden und vom Markt in der Regel viel später kommt als bei einer Dienstleistung. So werden hier oft langfristig hohe Investitionen in ein „echtes“ Produkt, dass sich dann am Markt erst bewähren muss. Insofern scheint ein solches Produkt im Erfolgsfall besser skalierbar zu sein als die Dienstleistung aber eben auch riskanter.

Bei der Dienstleistung dagegen wird ihn das Feedback wesentlich frühzeitiger erreichen, so dass er zeitnäher seine Schlüsse ziehen und gegensteuern kann.

PMCampSTR_Logo-150🙂 So richtig viel mehr fällt mir zu Produkt und Projekt jetzt nicht ein. Nur dass Projekte eigentlich die kleinen Module unseres Lebens sind. Jede bewusste Entscheidung für eine Handlung, die relevant verändert – sei es einen selber oder die Umwelt – ist irgendwie ein Projekt.

RMD

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