Standardisierung und Zertifizierung als Mittel zum Machterhalt

Weil heute Sonntag ist …

🙂 Im hohen Alter beginne ich den Zweck von Religion zu verstehen.

Religion soll Glauben standardisieren. Mit Hilfe von Geschichten, Ritualen und Symbolen. Mit einzuübenden Routinen, die zur Entschuldung oder für andere Zwecke dienen. Mit Prozessen, die beschreiben, wie man Mystik und Spiritualität erzeugen kann.

Das „System Kirche“ setzt Religion systemisch ein, um den „richtigen“ oder noch schlimmer den „einzig wahren“ Glauben zu bewahren. Dafür wird er standardisiert.

„Zertifizierte Gläubige“ werden erzeugt, die sich dem System unterwerfen müssen. Das verleiht und mehrt die Macht des Systems. Und Kirchen haben wie alle sozialen Systeme, die sich entpersonalisiert haben, als oberstes Ziel, die eigene Macht zu stärken und das eigene Überleben so zu sichern.

Und das gelingt ihnen ja auch ganz gut. Immerhin gibt es Religionen, die einen „Life cycle“ von Tausenden von Jahren haben. Unternehmen z.B. als soziale Systeme mit einem wirtschaftlichen Zweck und Nutzen leben oft nur Jahrzehnte und in seltenen Fällen Jahrhunderte.

Aber je mehr sich so ein System entpersonalisiert, desto weniger wird es von aufgeklärten Menschen Ernst genommen.  Diesem begegnet das „System Kirche“ mit Elementen, für die Menschen nun mal anfällig sind: Mit schönen Zeremonien, Mystik. Spiritualität und notfalls Zauberei.

Kritik von außen wird mit dem Killerargument der Tradition abgewehrt. Und auf die Tränendrüse gedrückt: Es ginge ja vor allem um den Respekt vor den unzähligen Generationen, die genauso gelebt und geglaubt hätten. Und sogar für ihren Glauben gestorben wären. Der sentimentale Wolf im Schafspelz.

Jetzt glaube ich aber, dass Glaube etwas ganz persönliches ist. Und dass es keine zwei Menschen auf dieser Welt gibt, die tatsächlich das selbe glauben.

Es mag zwischen Menschen oder in Menschenhaufen ähnliche Werte, Erwartungen, Interessen und Bedürfnisse geben. Es können Momente großer gemeinsamer Emphatie entstehen, in denen Menschen sich wahrhaft eins fühlen. Das alles kann Glückszustände erzeugen und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit schaffen. Vielleicht gelingt auch eine Extase des „Vereint-Sein im Glauben“.

Aber trotzdem muss jeder Mensch seine Frage nach dem Sinn des Lebens für sich selbst beantworten. So wie er auch am Ende den Weg in den Tod alleine geht.

Verstehe nach diesem Artikel auch mein Unwohl-Sein besser, das mir unsere Gesellschaft verursacht, wenn sie meint und oft sogar glaubt, sie könne ALLES planen, standardisieren und zertifizieren.

RMD

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Suche

Kategorien

Aktuelle Umfrage

Wie würden Sie die EURO-Krise meistern?

Ergebnisse anzeigen

Wird geladen ... Wird geladen ...
Respekt - und andere Quälereien...

Respekt - und andere Quälereien...

Ja –  es war einmal ein Fußballplatz in Peuerbach (einer 3000 Seelen Gemeinde in Oberösterreich) an dem wir Landeier Mitte…
"Management braucht Führungskräfte" von Peter Gruber

"Management braucht Führungskräfte" von Peter Gruber

Arbeiten mit Sinn - Arbeiten mit Ermutigung - Arbeiten mit Aufrichtigkeit.
Weihnacht  2023

Weihnacht 2023

 In Zeiten wie diesen, statt Freude nur Krisen, selbst der Schnee im Geäst ist auch weg zum Fest!   Nur…
SUCHE
Drücken Sie "Enter" zum Starten der Suche