UTB Sardinien 11 – Nachbericht: Preise, gutes Essen, €, Luxusurlaub

Erster Nachtrag: Zwischenbilanz/Rückblick

🙂 Jetzt sind wir schon ein paar Tage zurück aus Sardinien und haben unsere Erinnerungen ein wenig konsolidieren können. Deshalb hier ein paar Anmerkungen.

Zuerst zu den Preisen in Sardinien: Der Porsche Cayenne wie auch der japanische Kleinwagen sind hier billiger als in Deutschland. Aber auch Blusen und Jeans aus China gibt es richtig günstig zu kaufen. Und natürliche „Halbfakes“ von Markenprodukten.

Die Lebenshaltungskosten dagegen und besonders die Restaurants sind teuer. Essen gehen kostet hier so richtig viel. Und die qualitativ guten Lebensmitteln sind auch nicht billig. Wobei die Preise stark differieren. Im Landesinnere ist in der Regel alles wesentlich billiger als am Meer, und dort natürlich in den „In-Orten“ noch teurer.

Und wenn man die trotz intensiver Arbeitsprogramme hohe Arbeitslosenanzahl (20 % in der teilautonomen Region Sardinien, angeblich besser als in Italien) betrachtet, wird einem klar, dass es hier nicht jedem gut gehen kann.

Das ist sicher auch eine Nebenwirkung des EURO. Zu den Zeiten des seligen Lira war es eher umgekehrt. Da sind die Importwaren (aufgrund der permanenten) Inflation laufend teurer geworden. Die Preise der lokal produzierten Waren sind aber nur im Rahmen der allgemeinen Inflation gestiegen und so zumindest relativ zu den deutschen Preisen günstig geblieben.

Das war sicher gut für die Menschen, denn einen Cayenne braucht man eh nicht und die Bluse oder Jeans auch nicht so häufig – Essen muss man dagegen täglich.

Wir merken das an den Preisen im Lokal. Wie schon berichtet, ist es in den „In-Städten“ am Meer durchaus üblich, dass das Bier (Medium, 0,4 Liter) 6 € kostet. Nudelgerichte und Pizzen gehen dort erst jenseits der 10 € los. Das Gedeck extra. Auch der in Italien traditionell billige Hauswein ist in vielen Gaststätten an solchen Orten nur für 10 – 15 € zu haben (Liter offen oder Flasche mit 0,7) .

Wir haben die hohen Preise akzeptiert, denn wir haben immer (!) ausgezeichnet gespeist. Alles war von exzellenter Qualität, fachmännisch von Hand zubereitet, ganz anders als wir das leider von Deutschland gewohnt sind.

Wenn ich aber die Rechnung für uns zwei für ein Mittag- oder Abendessen meistens über und oft deutlich über 50 € liegt und eigentlich nie wesentlich darunter ist (und bei anspruchsvollerer Auswahl der Speisen beliebig höher hätte sein können) und ich jeden Abend für unser Bett zwischen 50 € und 100 € zahlen muss, dann denke ich schon an Freunde, die gerade eine Woche Urlaub im „all inclusive“-Hotel in der Türkei machen.

Und dafür einen Komplettpreis inklusive Flug bezahlt haben, der ungefähr so hoch ist wie allein unsere Kosten für die An- und Abreise mit Zug und Fähre waren. Dies bei Nutzung aller möglichen Sonderangebote der Bahn- und Fährgesellschaften.

Fahrradreisen, wie wir sie machen, sind leider kein Billigurlaub mehr, sondern echter Luxus. Aber ein Luxus, den wir lieben und der sich lohnt.

RMD

P.S.
Und noch ein Nachtrag zum Währungsthema:
Wenn ich den EURO kritisiere, bekomme ich oft das Argument, wie schön wäre es beim Reisen „nicht mehr Geld wechseln müssen“. Aber dass das so ein großer Vorteil wäre, ist auch nichts als ein großer Schwindel. Erstens gibt es Kreditkarten und zweitens kommt das Geld auch im Ausland aus dem Automaten. Ob da Lira oder EURO raus kommen, macht doch keinen Unterschied.

Die am Ende des Urlaubs übrig gebliebenen Lira haben mich auch nie gestört. Denn wenn ich im Urlaub täglich viel billiger lebe, kann ich es gut verschmerzen, wenn nach dem Urlaubsende noch ein paar Scheine der fremden Währung zu Hause in der Schublade liegen. Wobei ich sie öfters dann auch einem wohltätigen Zweck gespendet habe.

7 Antworten

  1. Roland, you have some funny ideas about currencies. Obviously it is not nice to have oddments of foreign currencies, that one tries to remember next time one goes abroad. Of course wealthy people can afford to forget them and need not bother about losing a couple of percent when exchanging.
    Inflation is also annoying. It helps the state to tax pseudo-income. It makes life difficult for people like my father, who forgot to raise prices, so that he ended up selling some things at a loss.
    But it gets really nasty when the rate of inflation changes a lot. This messes up the whole economy, as people do not know where they are. It is worst when galloping inflation starts, and people are reduced to barter economy. See Zimbabwe where it is an aid to taxing the people into poverty.
    The problem with the € in countries like Greece, Italy and Portugal is that the people were used to fairly steady inflation and are having trouble adjusting.
    If your firm were more involved in import/export, I am sure you would drop this quirky populist criticism of the €.

  2. Lieber Chris,

    ich finde die Idee, dass Währungen wertvoll sind, um schwerwiegende strukturelle Unterschiede in wirtschaftlich sehr differenzierten auszugleichen nicht „funny“.

    Anders geht es wahrscheinlich gar nicht, wie ja die gegenwärtige Misere zeigt. Wenn ein Land eine schlechtere Produktivität hat und keine realistische Chance hat, dies zu verändern, muss es halt damit leben, dass die importierten Waren sich laufend verteuern … So ist das Gesetz des Wirtschaftens und auch des Lebens …

  3. No Roland. Inflation essentially has nothing to do with productivity. It is just a matter of how the currency is managed. If the currency is badly managed, productivity may be bad because everything else is also badly managed.

  4. Lieber Chris,

    glaube mir, die ganze Theorie ist schön und nett, aber letzten Endes Quatsch. Der Wunsch, Preise zu erhöhen, ist ein ganz normaler Bestandteil des Menschen in einer freien Gesellschaft. Wenn Du eine Ware anbietest, ist es doch auch Dein Ziel, immer mehr dafür zu bekommen, also den Preis immer zu verbessern. Das ist absolut menschlich.

    Genauso, wie jeder Mitarbeiter letzten Endes auch immer jedes Jahr ein wenig mehr Geld verdienen will, damit es ihm besser geht.

    Bei den Beschäftigten war ja immer die Annahme, dass sie mehr verdienen können, in dem sie an der Produktivitätserhöhung beteiligt werden. Ist natürlich auch nur sehr bedingt richtig – was ist, wenn die nicht möglich ist, z.B. weil die Qualität es erfordert.

    Eine andere Ursache für Inflation ist wahrscheinlich die Verknappung von Ressourcen. Wenn Güter rarer werden, die von vielen gewünscht werden, steigen die Preise. So ist das. Da hilft auch das beste „management of currency“ nichts. Gegen das Leben hilfen die klügsten Gedanken und virtuellsten Lehrbücher halt auch nicht.

  5. Der erste Absatz von Rolands letztem Kommentar macht mich nachdenklich. „Immer mehr bekommen zu wollen ist menschlich.“ Damit wird Gier menschlich und Verzicht unmenschlich. Oder ist die Gemengelage hier doch etwas komplizierter?

  6. Lieber Hans-Peter,

    das ist nach meiner Meinung immer das Kernproblem. Sich über Wohlstand, Sicherheit, schöne Sachen etc. zu differnzieren wollen erscheint mir nicht nur menschlich, ich meine es könnte sogar tierisch sein.

    Die Frage ist nach meiner Meinung: Welches „Mehr haben wollen“ ist normal (sozial vertretbar) und wo fängt die „Gier“ an. Das ist beim Stundensatz des S-Bahnfahrers und bei der Tantieme des Vorstandes so.

    Und beim Verzicht stellt sich dieselbe Frage. Was ist angemessen? Ist es der Verzicht auf den eigenen Motorflieger oder auf das Auto, die Flugreise …

    Ich persönlich meine, dass man beides mit der Sinnfrage kombinieren könnte. Ein Versuch beim Einkommen könnte sein, sich selbst „Wunschgrenzen“ zu setzen. Beim Verzicht könnte man versuchen den „sinnfreien Konsum“ (Zitat Klaus Töpfer) zu reduzieren.

    Schwere Fragen!

  7. Roland, your human nature statement is very dubious. In an early culture, with say see-shells as currency, the man with plenty of fruit would try to get more shells for it, but the man with more shells would hope to get more fruit for his shells. These tendencies would give a shifting balance, according to the fruit and shell harvests. It works similarly with gold or silver currency. The price of gold is increasing, but the price of silver plummeted when South America was discovered and plundered.
    Trouble comes with paper money. The state can produce this cheaply and is tempted to do so, thus effectively having taxation, without the trouble of collecting the money. Well organised countries largely avoid this, because of the bad side-effects. 2% or 3% inflation seems to work well.
    Of course people like to get pay rises, and may even expect them, due to increasing experience. But surely it is now recognised that this is sensible only up to a point? Too much leads to senior unemployment. I was happy to take a 10% pay cut more than a decade ago.
    There is solid evidence that people tend to be happy when they think they are a bit better off then those around them.
    Increased productivity largely reduces prices, contrasting with the effect of resource shortage. Thus it benefits everybody, rather than just the workers concerned. Only where there is a (near) monopoly situation, do the workers benefit greatly, (for instance certain entertainers like Lionel Messi, with his unique football ability).
    It is only fairly recently, that general expectation of improvement has come. (Anyway, there have always been many people who project their own physical decline onto the world). During the first millennium A.D., people were happy if things didn’t get worse. Later one could see that things got better in peacetime, but got much worse during wars. In Europe, things have got steadily better since WW2. In other parts of the world, improvements have come later. You and I share worries that this may not continue, but of course many people live more in the here and now than you and I do.
    Finally, of course clever thoughts and books help. Good education, next to a good nationality, is about the most important pre-condition for a long happy life.

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