Vielfalt – Beitrag zur Blogparade des PM-Camp Berlin 2017

Gemalt von Christian und Daniel auf dem letzten PM Camp in Dornbirn. (©Visual-Braindump 2016)

Als einer der Mitstarter der PM-Camp-Bewegung verfolge ich die Entwicklung und Ereignisse rund um das PM-Camp auch nach dem Ende des Ur-PM-Camps in Dornbirn weiterhin. Obwohl mir das Thema „Projekt Management“ nicht mehr am Herzen legt.

Ich gehe davon aus, dass es in ein paar Jahren den Zertifikaten zum Projekt Management genauso ergehen wird wie dem Führerschein:
🙂 Weise Menschen werden beides zu ihrem Glück nicht mehr brauchen.

Beim PM-Camp Berlin war ich immer ganz besonders gerne und oft dabei. Das nächste findet vom 7. bis 9. September 2017 statt. Ich mag Berlin als Stadt der VIELFALT, so wie ich das Orga-Team dort ganz besonders  mag und schätze. Und wenn Heiko zur Blogparade
„VIELFALT – in Projekten und darüber hinaus …“
auf ruft bin ich natürlich sofort dabei.

Zur Inspiration habe ich den Beitrag zur „VIELFALT“ von Dr. Eberhard Huber heute morgen ganz schnell gelesen (Eberhard hat gemeinsam mit Dr. Jens Hoffmann, Dr. Marcus Rainer, Dr. Stefan Hagen und meiner Wenigkeit den PM-Camp-Gedanken formuliert und gemeinsam mit weiteren Frauen und Männern vorangetrieben).

http://www.pentaeder.de/projekte/2017/08/09/pm-camp-berlin-2017-und-die-vielfalt/


Begriffe: BLAU und ROT sind wie KOMPLEX und KOMPLIZIERT nur als Methapher erträglich.


Das Denken und Diskutieren in „BLAU“ und „ROT“ mag hilfreich sein, wenn diese Begriffe als Metapher akzeptiert werden. Aber auch wirklich nur dann. Die intellektuellen Definitionen und das wissenschaftliche Getue sind mir wie die scheinbar so rationalen Debatten in Social Media ein Graus.

Gleiches gilt für den Disput um die spannende aber völlig sinnlose Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen „KOMPLEX“ und „KOMPLIZIERT“ ist?! Da will MENSCH wieder etwas lösen, was eben nicht lösbar ist.

7 Antworten

  1. Hallo lieber Roland,
    ich kann nicht verstehen, was für Sie problematisch ist am Begriff „Projekt“.

    Ein Projekt ist eine Aufgabe.
    Es ist i.d.R. definiert durch
    – Zeitrahmen
    – Leistungsumfang
    – Verantwortlichkeiten und
    – Preis.

    Eine solche Definition ist ein Gebot der Fairness: Der Kunde muß wissen, was er bekommt, wann er es bekommt und was er zu zahlen hat.

    Schwierig wird es doch erst, wenn abgehobene Schwätzer, die bislang überall versagt haben, sich jetzt zwischen Kunden und Entwicklung stellen und meinen, sie könnten deren Effizienz steigern.
    Den Blödsinn muß man aber nicht mitmachen.

    Das Projekt an sich beziehungsweise dessen Definition bewahrt den Grundsatz von Treu und Glauben.

  2. Lieber Hans,
    ich versuche mal mein „Unwohl-Sein“ mit Projekt und Management zu erklären.

    PROJEKT
    Ihr erster Satz
    „Ein Projekt ist eine Aufgabe“
    entspricht in meiner Wahrnehmung Ihrem persönlichem „Projekt-Verständnis“. Ich hätte sogar geschrieben
    „Ein Projekt ist die Umsetzung einer technischen und präzise beschriebenen Aufgabe“,
    weil es bei nicht-technischen Aufgaben, die nicht präzise beschrieben sind, schon wieder sehr schwierig wird. Nehmen wir einfach an, Sie (oder wer auch immer) würde die Aufgabe übertragen bekommen, die Mitarbeiterzufriedenheit in einem großen Konzern Ihrer Wahl zu verbessern?

    Aber beide obigen Aussagen sind falsch. Heute versteht man unter Projekt Management etwas ganz anderes. Heute würde ich Projekt definieren als

    „Die Umsetzung einer ungenau beschriebenen Vorstellung in etwas, mit dem man niemanden auf die Füße tritt.“

    Also als etwas „Unmögliches“!

    😉 Deshalb gibt es ja auch „requirement management“. Da will man Teil 1 des Unmöglichen lösen und präzise Pflichtenhefte schreiben. Weil das auch nichts brint, versucht man das Problem „agil“ zu lösen. Denn die „Agilen“ wissen zumindest, dass auch das mit maximalen Aufwand generierte und von vielen Instanzen abgesegnete Pflichtenheft immer Quatsch ist. und wollen dieses iterativ verbessern. Das funktioniert aber auch nicht. Agil hilft nicht, weil sich am Schluß immer die systemischen Vorgaben den Ausgang des Projekts bestimmen und eben auch nicht das auf dem Wege dazu Gelernte.

    MANAGEMENT
    ist ein Begriff, der alles und nichts bedeutet. Dazu habe ich auch in IF-Blog schon öfters geschrieben. Ich verstehe es sehr wohl, dass es beim Bau zum Beispiel die Rolle des „Bauleiters“ braucht. Dieser ist aber kein Projekt Manager, es genügt oft ein guter „Vorarbeiter“ oder „Kapo“ mit besonderen Fähigkeiten. Allgemein würde ich so vom technischen Leiter sprechen. Ich meine auch, dass die Rolle eines „Komponenten-Verantwortlichen“ zum Beispiel bei uns in der Software-Entwicklung durchaus Sinn macht.

    Projekt Manager, die das MANAGEMENT eines PROJEKTES ausüben, braucht es aber in einer sinnvoll geordneten Welt definitiv nicht.

    Das größte Problem sehe ich bei „Projekten“ vor alle die Art und Weise, wie die Projektziele generiert werden. Dabei geht es selten um das, was es wirklich braucht. Die Ziele werden vielmehr von Menschen erfunden, die sich von der Zielerreichung persönliche Vorteile (z.B. für ihre Karriere) versprechen oder meinen, sie könnten als „Systemagenten“ damit am besten ihrem System dienen. Andere sind fanatisch besessen von fixen Ideen, die auf abstrusen Dogmen basieren. Dann geht der politische Kampf zwischen den Projekt los, welches dieser Ziele erstrebenswert und ein Budget bekommt. In der Regel findet wird dieser Diskurs von zahlreichen inkompetenten Menschen geführt und dann von einem ahnungslosen Vorstand entschieden (und oft auch noch „verschlimmbessert“.

    Die heutigen Ziele der großen Projekte sind meistens Maßnahmen, die im Rahmen von „Change Management“ beschlossen werden. Auch das ist so ein Begriff, den mir noch keiner erklären konnte. Es geht überwiegend um Organisationsthemen wie die Definition und Umsetzung von Veränderungen imProzess Management. Die Motivation ist auch hier das berühmte „Geiz ist geil“ (Erhöhung der Ausbeutung oder Abschaffung von Mitarbeiter) oder den Willen, den Markt zu beherrschen (Ausbeutung der Kunden).

    Die größten Projekte finden – logischer Weise – im Bereich Marketing und Vertrieb statt, weil jeder Konzern davon ausgeht, dass bei Umsatz und vor allem Profit zuerst Mal der gewinnt, der die Menschen am besten manipulieren kann (sprich das beste Marketing und den effektivsten Vertrieb macht).

    Es gibt kein Projekt mehr ohne einen wesentlichen Anteil an Lobbyismus, das heißt bei jedem (der zumindest mir bekannten Projekte) ist die zentrale Frage, wie die diversen Instanzen (Staat, Kunden, Mitarbeiter …) manipuliert werden können.

    Bei Großkonzernen geht es vor allem darum, sich gegen die Konkurrenten aus den anderen „Silos“ im Unternehmen durchzusetzen (Silo-Denken treffe ich überall immer mehr an), die mächtigen Gremien oder Instanzen wie Betriebsrat, Datenschutz, Human Resource, Produktplanung, Kaufleuten, Controling, Compliance, CSR (Corporate Social Responsibility) und BGM (Betriebsgesundheits Management) für sich zu gewinnen und/oder eine interne oder externe Unternehmensberatung als Verbündeten zu gewinnen. Die Kunst ist es, meistens halbseidene Kompromisse zu finden, die mit gesetzlichen Vorschriften vereinbar und mit den vorhandenen „Prozessen“ und Regeln verträglich sind.

  3. Lieber Roland,

    ich denke wir sind nicht so weit auseinander 😉 Es hat ja einen Grund warum ich von Projekt, Projektarbeit und Projektleitung spreche. Projekt-Management hingegen halte ich zunehmend für unsinnig

    Vielleicht schreibe ich bei mir nochmal was ergänzendes dazu.

    LG, Eberhard

  4. Danke! 🙂 Ich weiß, dass wir nicht auseinander sind.

    Meine Frage / Problem ist, dass Projekte ausgezeichnet geeignet sind, wenn man Fehlordnungen fixieren und vertiefen will. Vielleicht weil sie immer dem „System“ verhaftet sind und wohl per Definition „von oben“ kommen.

    Veränderung von Ordnungen zu Gunsten von Menschen muss nach meiner Beobachtung aber von den Menschen kommen und nicht vom System … Sind das dann U-Boot-Projekte oder so etwas? Oder nur Teil von Evolution? Ich weiß es nicht.

    Das gilt nach meiner Bewertung für alle sozialen Systemen
    – im Großen in Staaten oder Unternehmungen aber auch für Kirchen
    – im Kleinen in Institutionen und Vereinen aller Art wie im Kindergarten oder im Sportverein.

  5. Hallo Roland,

    Ihren längeren Kommentar habe ich mit Erschrecken zur Kenntnis genommen. Warum?
    Weil er exakt dem entspricht, was ich täglich erlebe.
    Bei öffentlichen Auftraggebern gab es immer schon eine ganz schmierige Mischung aus Protektionismus, Korruption und inkompetentem Entscheidungspluralismus. Das hat mich nie gestört, die Verwaltung sehe ich als Feind, und was den Feind nachhaltig schwächt, das ist gut.

    Richtig, richtig fies wird es aber, wenn auch Unternehmen kein Projekt mehr auflegen können, ohne schon bei der Anforderungsdefinition zu scheitern — weil man vor lauter Compliance, Policies und Rücksichtnahmen auf „Siloplätze“ alle sinnvollen Alternativen verbaut vorfindet.

    Fast automatisch manövriert man sich in die schlechtestmögliche Ausgangslage.

    In der Folge muß ein Projekt scheitern.

    Perverserweise verdienen auch daran die „Projektmanager“, die den Unternehmen die Suppe erst eingebrockt haben.

    Lieber Roland, schreiben Sie doch bittebitte einen Artikel, der die von Ihnen genannten Aspekte allgemeinverständlich erläutert.

    Sie würden vielen Menschen die Augen öffnen.

  6. Vielen Dank für die Blumen, lieber Hans. Aber ich glaube, dass Sie mein schriftstellerisches Talent überschätzen. Ich bin genauso ratlos wie so viele andere. Wir alle wissen, dass wir auf einem falschen Wege sind und schaffen es trotzdem nicht, die Richtung zu verändern.
    Noch ein Beispiel, dass ich gerade in Twitter gefunden habe:
    Verbrauch von Mineralöl stieg um 2,6 % wegen #Diesel, dessen Absatz um 6,5 % anzog http://www.faz.net/1.5143997?GEPC=s3 … #Energie

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Vielleicht sollte man nur über Sachen urteilen und schreiben, die man selber kennt.

culture engineering. Begriff. Methoden. Werkzeuge.

War auch so eine tolle Session auf dem 6. PMCamp in Berlin 2018.
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