Was ich nicht mag #35 – Systemagenten.

Dürre_RolandNicht zu vermeiden – im Laufe meines „vernetzten Lebens“ bin ich auch immer wieder Politikern und Funktionären von Verbänden und Vereinen begegnet. Die Vertreter von solchen Systemen sind auch nur Menschen. Man darf nicht zu hart mit ihnen ins Gericht gehen. Es ist aber erstaunlich, wie viele ganz verschiedene „Gesichter“ ich hier finde.

In vielen Vereinen gibt es wunderbare Menschen, die mit Kompetenz, Idealismus und Können für eine Sache arbeiten und zum Beispiel fähig sind, Menschen zu integrieren. Aber auch in diesem Kreis treffe ich (zu oft) Menschen, die eben nicht für die gemeinsame Sache wirken sondern ihre „eigene Agenda“ haben. So ist es nur logisch, dass häufig Entscheidungen für die eigenen Interessen und nicht am Gemeinwohl orientiert gefällt werden.

Wende ich meinen Blick weg von den Vereinen – da wo man überwiegend auch ehrenamtlich arbeitet – hinein in die Welt der Verbände und Parteien, dann wird das Bild schnell negativ. Da herrschen die Systemagenten vor, die oft auch noch „Systemagenten“ in eigener Sache sind. So gibt es eine Reihe von Persönlichkeiten im großen wie im kleinen „öffentlichen Leben“, die ich gar nicht so mag.

Meistens sind es Menschen von Mittelmaß, die sich wesentlich aus ihrer Rolle oder ihrem Amt heraus definieren und sich so enorm profilieren und wichtig machen. Weil sie in ihrem sonstigen Leben nicht ernst genommen werden und dies nur kraft ihres Amtes und Rolle kompensieren können. Und ihre geliehene Autorität für den persönlichen Erfolg nutzen.

Oft verstecken sie sich hinter Regeln, betonen Rücksicht nehmen zu müssen, begründen mangelnde Einscheidung durch Sachzwänge, operieren mit moralischen Belehrungen (das geht doch nicht!) und bringen unter dem Strich nichts „nach vorne“. Schlimmer – wegen mangelnder Bildung, Intellekts oder Persönlichkeit bringen sie vieles durcheinander.

Sie leben von der Kraft ihres Systems, das sich manchmal schon im Todeskampf (Agonie) befindet, diesen aber aufgrund seiner Reichtümer lange überleben kann. Dass sie und „ihr“ System immer weniger wertgeschätzt werden, ist ihnen egal sein, sie haben ja den Glanz (und das gute Einkommen) ihres Amtes.

Wie haben solche Menschen es geschafft, in der Hierarchie des Verbandes, Vereins oder der Partei in oft erstaunlich hohe Positionen zu kommen? Es ist ihr „Sitzfleisch“ und die Fähigkeit, negative Rückmeldungen einfach zu ignorieren, das sie auszeichnet. So dienen sie sich in Rollen hoch, die anderen „zu blöd“ sind und bewegen sich beharrlich durch die Instanzen des Systems. Auf dem Wege stecken sie viel ein, ihre wahre Stärke ist das Erdulden, Ignorieren und „stur weiter machen“.

Als Lohn winkt die lang ersehnte Wichtigkeit. Dass diese nur geliehen ist, stört sie nicht. Mit jedem Karriere-Schritt stehen sie ein wenig mehr im Mittelpunkt. Am Ziel können sind sie dank ihres Amtes „ein Jemand“, fühlen sich als Sieger und bekommen oft auch reichen materiellen Lohn (meistens direkt wie indirekt). Beides hätten sie auf einem anderen Weg kaum erreicht.

Die Liste der Personen und Verbände und Parteien die ich hier meine, ist sehr lang. Mir fallen da eine Reihe von Vertretern ein von
Interessensverbänden aller Art, Wirtschaftsverbände und IHKs, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände, Groß-Klubs wie z.B. für die Autobürger, diverse Sportorganisationen und kirchliche Verbände. Verbände, die sich Standesvertretungen oder Berufsgruppen fühlen, gehören dazu wie auch die, die sich auf berufliche Themen spezialisieren oder sich im Besitz einer Weisheit für „best practice“ oder ähnlichem wähnen.Sogar NGO’s, die „Gutes“ tun wollen leiden an solchen „Systemagenten“. Und erliegen dann nicht selten dem Kommerz.

Mittlerweile gibt es übrigens eine Inflation an Vereinen und Verbänden, für alles mögliche und jeden Zweck. So werden die Jobs für Systemagenten werden immer mehr. Aber es wird noch schlimmer, wenn ich mir die Parteien und die Lobby anschaue.

So erscheint mir überdurchschnittlich negativ die Situation bei den politischen Parteien und ihren angeschlossenen Institutionen (z.B. zur Förderung zur politischen Meinungsbildung ). Sie sollen Varianten von gesellschaftlichem Konsens generieren, die dann demokratisch zur Wahl gestellt werden können. Das funktioniert nicht mehr. Ein Bürgermeister einer nicht zu kleinen Stadt am Rhein hat mir mal erzählt, dass neue Parteimitglieder in der Regel sich von ihrem Partei-Eintritt private Vorteile erhoffen. Wenn aber die Mitglieder schon so sind, kann man es dann den agierenden Politfunktionären vorwerfen, dass sie ihre Entscheidungen auch an persönlichen Vorteile orientieren?

Wenn solche Personen dann auch noch lamentieren, dass sie die einzigen wären, die etwas tun und den anderen vorwerfen, dass sie nur reden würden, dann platzt mir ab und zu der Kragen.

Ganz schlimm sind die Systemagenten von Lobbys, die Lobbyisten. Diese müssen und sollen die Interessen der Mitglieder ihres Verbandes in Gesellschaft und Politik pressen. Und so oft gegen das Gemeinwohl gerichtete Interessen mit „Zuckerbrot und Peitsche“, sprich mit allen Mitteln durchsetzen. Dies erfordert natürlich eine besonders schlimme Rücksichtslosigkeit gegen der Rest der Welt. Mein Stichwort: „Abschaum und Gesindel“.

RolandSchwimmen1Nur Jammern ist das Eine. Das ist nicht gut. Handeln ist besser. Deshalb müssen wir unsere eigene Trägheit verlassen und aus dem Zuschauen ein Tun machen.

RMD

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