Warum eigentlich darf die HRE nicht pleite gehen?

Von ee
1Kommentare

Vielleicht zuerst einmal:  Ich weiß es nicht, aber vielleicht helfen ja viele Kommentare, Licht in das Dunkel zu bringen.

Oft frage ich mich, ob wir nicht in Deutschland einen Hang dazu haben, nicht wahrhaben zu wollen, wenn etwas nicht mehr zeitgemäß ist. So haben wir Unsummen in Bergbau und Stahlindustrie gesteckt (weil wir früher damit viel Geld verdient haben), bezahlen Bauern dafür, ihre Produkte zu vernichten (denn Landwirtschaft war ja mal so wichtig) – wird die Auto- und Finanzindustrie (ein fürchterliches Wort für etwas, was bestimmt nichts mit einer Industrie gemein hat) unser nächstes Milliardengrab? Was wäre, wenn man einfach Unternehmen, die Fehler gemacht haben, daran auch zugrunde gehen ließe? Jedem Mittelständler geht das genauso! Hier übrigens die letzten News zur HRE (29. März 2009).

Dann denke ich aber wieder, dass ich vielleicht verstehe, warum die Vorstellung einer HRE in Insolvenz einem doch bange machen könnte. Ich fürchte, die Bilanzierungsregeln, die große Unternehmen zwingen, jedes Asset zu Ist-Werten und nicht zu Einstandswerten zu verbuchen, ist das Hauptproblem. Auf diese Weise hat kein Unternehmen die Chance, versteckte Rücklagen zu bilden, sondern muß ständig Wertberichtigungen vornehmen. Gerade Anlagen in so sichere Pfandbriefe sind in vielen Bilanzen.

Würde nun die HRE in Insolvenz gehen, wären all diese Unternehmen (u.a. fast alle Lebensversicherer) gezwungen, riesige Abschreibungen vorzunehmen und damit Verluste auszuweisen (Ist nicht auch das der Grund, warum ständig neue „Löcher“ auftauchen und anscheinend kein Finanzinstitut sagen kann, wie groß die Verluste morgen sind?). Damit sinken deren Kurse, manche geraten in eine Überschuldungssituation (weil die Assets ja niedriger bewertet werden) was wieder Auswirkungen auf andere hat und somit aufgrund der Kapitalverflechtung unserer Wirtschaft alle in einen Strudel nach unten geraten.

Desweiteren wären Lebensversicherer gezwungen, Ihre Kunden zu informieren, dass sie ihre Garantieverzinsung nicht mehr gewährleisten können – und viele Kunden würden darauf hin beunruhigt ihre Verträge vorzeitig zurückzugeben (um wenigstens etwas zu sichern), Sparguthaben abzuziehen  und so auch im privaten Bereich einen Abwärtsstrudel lostreten.

Könnte das nicht ein Szenario sein, dass nicht mehr kontrollierbar wird?

E2E

Eine Antwort

  1. Danke für den Artikel und gleich der erste erwünschte Kommentar. Das beschriebene Bedrohungsszenario macht uns allen Angst. Genauso ist es. Aber: alle Milliardenspritzen und Überbrückungskredite verändern den Wert der durch Pfandbriefe belasteten Assets nicht. So fürchte ich (ich weiß es nicht) dass die bei Pfandbriefen zur Sicherheit hinterlegten Assets überwiegend als Pfand wertlos sind. Denn ich vermute, dass die typischen Sicherheiten für Pfandbriefe Objekte der Verkehrsinfrastruktur (Ampelanlagen, Autobahnbrücken, Eisenbahnunterführungen, Umgehungsstraßen …), andere Infrastruktur wie Abwasserkanäle oder Atombunker oder Kasernengebäude sind, eben genau das, für das die öffentliche Hand „investiv“ Geld einsetzt. Ein schnuckeliges Rathaus in Bestlage dürfte da nur in den seltensten Fällen dabei sein. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass z.B. die Zangsversteigerung eines Atombunkers oder einer Grossampelanlage auch nur annähernd die abgesicherten Beträge bringen wird. Die einzige Chance für den Pfandbrief-Inhaber ist also, dass die kommunale Schulderin den Pfandbrief bei Fälligkeit in ein paar Jahren oder Jahrzehnten doch begleichen kann. Das ist aber höchst fraglich, da die öffentlichen Haushalte mehr oder weniger alle überschuldet sind. So hat jeder Pfandbriefinhaber, wenn er deutscher Bilanzierung folgt, ein Bewertungsproblem, ganz gleich, ob der Bund, der größte kommunale Schuldner, dafür nochmal bürgt oder nicht. Aber Obama hat den Chinesen ja auch vor kurzem versichert, dass ihre Forderungen an die USA absolut sicher seien … RMD

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