Führung – Chance und Problem

Meine Erfahrung

In meinem Leben wollte ich immer ein „guter Manager“ und „guter Unternehmer“ sein. Das lag daran, weil ich wahrscheinlich zum Idealisten sozialisiert wurde. Heute meine ich, verstanden zu haben, dass Idealismus ähnlich wie die Moral etwas sehr Gefährliches ist und versuche (wie mein Freund Jolly) mich vom Idealisten zum Realisten weiter zu entwickeln.

Mein Leben lang habe ich  in Projekten gedacht und versucht, Menschen zu überzeugen, dass wir gemeinsam etwas machen können und müssen. Immer wenn es darum ging, dass „wir“  (eine Gruppe von Menschen) ihr Ding machen wollten, war ich Feuer und Flamme.

Seit dem ich mich erinnern kann, habe ich Ideen entwickelt, Pläne geschmiedet, Vorhaben umgesetzt, Neues gemacht, dies im privaten, sozialen und geschäftlichen Umfeld. So bilde ich mir ein, dass ich viel über „Führung“ gelernt habe und Erfahrung gewonnen habe, wie Menschen und Teams „funktionieren“ und was da alles dazu gehört.

So schreibe ich heute zu meinen Lieblingsthemen Teams, Zusammenarbeit und Führung. Ich hoffe, dass der Artikel nicht so lange wird. Sondern ein kurzes aber sehr nützliches Handbüchlein entsteht, das wirklich hilft.

Was ist Führung?

Ich meine, dass es immer um Menschen und die Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen ihnen geht. Es geht darum, Projekte, Unternehmungen und Vorhaben erfolgreich im Sinne der betroffenen Menschen zu gestalten. Oft müssen komplexe Sachverhalte bewältigt werden. Das ist manchmal schwierig oder scheint unmöglich. Einfache Kochrezepte, die gerne in Seminaren für „Manager“ verkauft werden, helfen nicht, um mehr dimensionale Situationen zu lösen.

Und Führung ist ein umfassender Begriff, den ich nicht präzise definieren kann und will, weil dies vermessen wäre. Klar scheint zu schein, dass Führung mit Kommunikation zu tun hat. Aber Kommunikation ist das nächste so schwierige Thema, und das ein wenig eindimensional. Das hilft also auch nicht weiter.

Ich möchte das vereinfachen, in dem ich wichtige Dimensionen von Führung erwähne und hier mit ein paar Überlegungen beitrage.

Mentalität

Die erste Dimension ist Mentalität, die das Team lebt. Darunter verstehe ich das aufregende Gemisch von Mindset, Einstellung, Motivation, „best practises“, das das Team einzigartig macht. Vielleicht kann man das auch mit Kultur und/oder „basic believes“ bezeichnen. Einfach, wie man individuell und gemeinsam sein, interagieren und arbeiten will. Hier empfehle ich:

Das Prinzip ALO

Mit den drei Schlüsselbegriffen agil, lean und open fing es an:

AGIL

Bei AGIL verweise ich auf das agile manifesto. Das muss man kennen. Wer es nicht kennt, folge dem Link und lese es gründlich durch. Wer dann nicht verstanden hat, was agil bedeutet, der braucht auch diesen Artikel nicht weiterlesen – er wird mein Anliegen nicht verstehen.

LEAN

Lean steht für einfach und schlank. Das Prinzip der Einfachheit finden wir auch in Kaizen. Erwähnenswert ist hier das Prinzip KISS (Keep it simple and stupid). Korrekterweise muss man es KIS,S (keep ist simple, stupid), denn die Botschaft richtet sich an uns selbst: Wir müssen die Dinge einfach halten, damit wir sie selber verstehen können. Außerdem spart man so auch Geld.

OPEN

Mit open meine ich offen, transparent und auch ehrlich. Das macht die Entscheidungen besser. Die Transparenz hilft ganzheitlich (mehrdimensional) zu denken.

Der technische Fortschritt, besonders die Digitalisierung, machen Geheimhaltung eh unmöglich. Und einem Ziel nachzulaufen, dass unmöglich ist, macht keinen Sinn.

Ich habe erfahren, dass das Prinzip ALO privat wie geschäftlich glücklicher macht.

Aus ALO wird ALOF

Ich meine, dass die Welt nicht komplexer wurde. Nur das Tempo hat sich wahnsinnig gesteigert. Das letzte Jahrhundert des letzten Jahrtausends wie die ersten Jahrzehnte des neuen Jahrtausends waren die Jahre der Beschleunigung. Die Folge war, dass man schnell sein muß! Also habe ich die agil, lean, open um fast erweitert und jetzt gilt ALOF als handlungsleitende Mentalität.
Das will nur sagen, dass man immer Tempo machen muss – wobei sich das ergänzt, denn in einem agilen, einfachen und offenem System geht Tempo besser.

KLARHEIT als ZUSTAND

Rudi J. war ein guter Freund von mir – und ein Top-Manager in der Zeit des späteren Wiederaufbaus der BRD. Er hat mir sehr geholfen. Ich habe ihn einmal gefragt, was das Wichtigste für ein Unternehmen wäre. Er hat mir gesagt: die Klarheit. Das habe ich verstanden.

Ich meine, dass alle Stakeholder in einem Unternehmen besser arbeiten können, wenn KLARHEIT herrscht! Die gemeinsam geschaffen werden muss.

WERTE

Auch die brauchen wir. Hier denke ich, werden wir schnell einig:
Wichtige Tugenden in Gemeinschaften aller Art (Partnerschaft, Familie, Verein, Unternehmen …) sind Respekt, Augenhöhe, Partizipation, Achtsamkeit, Demut anstelle von Machtstreben, Feedbackkultur anstelle von Regeln, Vereinbarungen, und Prozessen, Authentischsein (Authenzität) anstelle von Täuschen & Tarnen und Mimikri.

ORGANISATION und STRUKTUR

Am besten wäre keine Organisation wie auch keine Hierarchie. Mit Meetings muss man sehr sparsam umgehen, Führung darf nicht zum Theater und Schauspiel werden, Prozesse dürfen die Firma nicht einengen, Silos und Systemagenten darf niemand dulden. Sie müssen von allen Stakeholdern geächtet werden. Wenn sie entstehen, dann gibt es nur eins: Sie ganz schnell abschaffen. Wie auch Taylorismus (Spezialistentum) und Aufteilen und Delegation von Verantwortung nicht gelebt werden darf, beides wirkt toxisch.
Deshalb auch Vorsicht vor organisatorischen Lösungen wie „zentrale Dienste“!

In wirklich guten Teams beherrscht jeder die Hands-on in der Kernkompetenz und bringt sich idealerweise mit zusätzlich Kompetenzen bei Themen wie Qualität (vorbereitend und Kontrolle), Termintreue (Projektleitung), Organisation wie auch in externen Aufgaben wie Marketing, Vertrieb, Personalsuche, Schulung … ein. Solche Teams verbunden können dann außerordentliches vollbringen.

TIPPs

Nur so für den Alltag:

  • Menschenfeindlichkeit ausschalten. Das geht, indem man dem anderen Menschen immer mit Sympathie entgegen geht und die positiven Seiten bei ihm sucht. Da findet man immer einiges.
  • Das Einschalten von Empathie und alterozentriertem Denken (sich in die Situation des Anderen hinein versetzen) in jeder Art von Kommunikation hilft auch.
  • Bei „unlösbaren“ Situationen hilft gelegentlich das Ausschalten der Vernunft und das gemeinsame Hineinfühlen (presencing) in die Situation.
  • Unbedingt versuchen, ein „redlicher Kaufmann“ zu sein!
  • Auf Kostendiziplin Wert legen!
  • Ansonsten ist der gesunde Menschenverstand immer ein guter Wegbegleiter.

„WARNUNG:
Führungskräfte dürfen nie zu Systemagenten werden. Das ist der Anfang vom Ende.

Wenn Ihr weitere Vorschläge habt, dann schreibt doch einfach einen Kommentar!?

Und bitte denkt immer daran:
INNOVATION ist KREATIVE ZERSTÖRUNG
Und Zerstörung tut weh!

RMD

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