Haarige Kopflosigkeit…

Bevor Covid 19 nach mehr als 10 Jahren und aktuell 70 Folgen auch die erfolgreiche Serie ‚Carl & Gerlinde‘ mundtot macht, drängen Carl und Gerlinde samt ihrer metaphorischen Hühnerschar nun doch auf ein Revival ihrer Serie: d.h. ab sofort startet mit Folge (1) aus dem Jahr 2011 eine wöchentliche Neuauflage! Und dazwischen gibt es natürlich immer wieder auch weitere Folgen, die sich mit dem aktuellen Geschehen befassen. Viel Spaß dabei!

 

Carl und Gerlinde (47)
ZZZZZM214Ja – in einigen Dingen war Carl wirklich von eherner Beständigkeit! Und das nicht nur was sein Lieblingsbier betraf, dieses trübe Glaabsbräu, oder sein Haarwasser, oder die heiß geliebte Nivea Creme, die er sich täglich in die Haut rieb – nein, auch seinem Zahnarzt hielt er die Treue und dem französischen Baguette vom Bäcker Briegel – ähnlich wie der TRIGA Unterwäsche, den Davidoff Zigarillos und den Falke Socken – und natürlich seinem Friseur Florian Breitschuh!

Letzteres war am ehesten zu verstehen, da Carl recht zuverlässig alle zwölf Wochen seine üppig sprießende Haarpracht im Frisierstudio ‚Haargenau’ von Herrn Breitschuh zurechtstutzen ließ: und das seit siebenunddreißig Jahren!

Neuerdings verkürzte sogar ein immer dreister werdender Wildwuchs an grauen Haaren in Nasenlöchern und Ohren diese über Jahrzehnte eingeübte ‚Zwölf-Wochen-Periode’, was Carl aber gelassen hinnahm, da er einen Haarschnitt bei Florian Breitschuh nie als Last, sondern immer nur als eine willkommene ‚Entspannungszäsur’ in seinem stressgeplagten Arbeitsalltag empfunden hatte.

Insgeheim war Carl natürlich glücklich, dass dieser haarige Wildwuchs nur in den Nasenlöchern und Ohren tobte und nicht etwa auf seiner Brust oder gar den Schulterblättern: denn Gerlinde schüttelte sich stets mit unnachahmlicher Abscheu, wenn ihr im Schwimmbad oder in der Sauna ein männliches Wesen mit tierisch behaarten Schultern über den Weg lief. Ja, sie hatte in diesen Fällen sogar immer die allergrößte Mühe die unmittelbar einsetzende zwanghafte ‚fäkal sprachliche Eruption’ angemessen zu bändigen und in gesellschaftsfähige Bahnen zu lenken; für Carl natürlich ein überlebensnotwendiger Hinweis, wie er seine Körperbehaarung zu steuern hatte!

Am meisten aber schätzte Carl an Florian Breitschuh dessen Schweigsamkeit!

Außer einer kurzen Begrüßung gab es kein unnötiges Wort zwischen ihm und Carl. Und schon gar nicht dieses zermürbende Gelaber über Urlaub, die heraufziehende Klimakatastrophe, oder die immer bedrohlicher werdende Flüchtlingssituation…

Nein – Carl und Florian Breitschuh schwiegen bei ihrem ‚Haar schneidenden Tun’!

Doch eine Anmerkung ließ sich Carl nie nehmen: sobald er saß und den Frisierumhang um den Hals hatte, grinste er Florian Breitschuh in sein gespiegeltes Antlitz und sagte in sonorem Tonfall:

„2 Zentimeter“!

Nach diesem verbalen Tsunami pflegte Carl seine Augen zu schließen und diese erst wieder zu öffnen, sobald die zärtlich weichen Borsten der Breitschuh’schen Haarbürste das ‚haargenaue’ Ende des Haarschnitts signalisierten und alles wegfächelten, was an Carls Ohren, Nase, Nacken, Hals und Kragen zu kitzeln drohte.

Genau dann, wenn die Breitschuh’sche Haarbürste ihre letzte Fächelbewegung machte, öffnete Carl seine Augen und registrierte im Spiegel, mit von Jahr zu Jahr abnehmender Begeisterung, sein frisch gestyltes, graues ‚2 Zentimeter Haupthaar Gesicht’!

Eine kurze Kopfdrehung nach links und rechts genügte anschließend, um durch ein kaum wahrnehmbares Nicken zum hundertachtundvierzigsten Mal Florian Breitschuh die vollste Zufriedenheit anzuzeigen! Was dieser seinerseits mit einem feinem Lächeln und einer nur für Eingeweihte erkennbaren Verbeugung quittierte.

Doch warum dann dieses unfassbare und jeder Sachlichkeit entbehrende Ereignis?

Welches Ungeheuer starrte denn Carl da plötzlich entgegen, als er wie üblich nach vollendetem Haarschnitt vertrauensvoll die Augen öffnete

War dieser Kahlkopf wirklich E.T, der Außerirdische? Oder einer dieser Millionen erbarmenswürdigen Krebskranken, die heutzutage in keiner Fernserie fehlten? Oder war es der Satan persönlich, der ihm da aus diesem Friseurspiegel verlegen zugrinste?

Hm – brummte Carl und schaute verunsichert nach allen Seiten – dann wieder auf das Gesicht vor ihm, das ebenso verunsichert um sich spähte – grad so als befände es sich auf der Flucht…

„Hey“, rief Carl nun etwas lauter, „wer ist das?“

Denn dass er selbst beim Friseur saß, das war Fakt und fiel ihm auch spontan wieder ein; doch nirgends sonst war ein bekanntes Gesicht in Sicht. Nur dieser komische Typ hinter ihm im Spiegel, der selbst völlig entgeistert vor sich hin starrte…

Und als Carl ihn fragte, wer er sei, sagte er, jetzt lachend, „der Friseur Ihrer werten Frau, junger Mann! Sie hat Sie nämlich zu mir geschickt, da sich Ihr Friseur den Arm gebrochen hat!“

„Und?“.

„Ja – nichts und! Ich hatte doch extra noch einmal nachgefragt, als Sie ihm Stuhl saßen und ‚2 Millimeter’, sagten. Auf meine Frage meinten Sie nur unwirsch, dass Sie sich nicht gern wiederholten und schlossen die Augen. Nun da tat ich eben meine Arbeit – mit der Maschine!“

„ Hm“ sagte Carl ein weiteres Mal, und dann, dass er Gott sei Dank nicht eitel sei!

Doch noch auf dem Heimweg verfestigte sich in ihm der Entschluss, dass er sich umgehend für zwei Wochen krankschreiben lassen musste: seine Sekretärin Bettina und auch Miriam Braun würden in Schreikrämpfe ausbrechen, wenn sie seiner ansichtig wurden.

Selbst sein Chef Dr. Osterkorn, würde ihm bestimmt raten, in den nächsten sechs Wochen Kundengespräche zu meiden, und seiner Gerlinde würde er gleich jetzt noch am Telefon einen vierwöchigen Urlaub in Island vorschlagen, den sie sich schon seit Ewigkeiten wünschte und er immer abzuwenden verstanden hatte, da er den ständigen Regen und die Bärenkälte dort, wie nichts auf der Welt hasste.

Aber mit geeigneter Mütze, waren doch solche Wetterkapriolen überhaupt kein Problem mehr! Warum war ihm das nicht schon früher eingefallen? Komisch eigentlich?

Ja – vielleicht sollte er sich gleich noch das passende Käppi kaufen und Gerlinde überraschen? Warum eigentlich nicht? Nicki Lauda trug doch auch eines…

KH

3 Antworten

  1. Wow – schon Folge #47! Dann hast Du ja bald ein tolles Jubiläum, das müssen wir gebührend feiern. Sollten wir doch irgendwie hinkriegen! Vielleicht mal wieder eine IF-Blog-Party machen!

  2. Tja, wer so wie ich seine „Haare“ weitestgehend in „Hautfarbe“ trägt, hat wohl kaum solche Überraschungen beim Blick in den Spiegel nach dem Friseurbesuch zu erwarten.

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