Ergänzung zu AGIL

AGIL auf der MS EUROPA 🙂

Von meinem Vortrag am 10. Februar für das FAV (Forum agile Verwaltung) in der Hochschule der Medien in Stuttgart habe ich in IF-Blog ausführlich berichtet.

In diesem Vortrag versuchte ich zu erläutern, dass „agil“ als „lebensleitender Wert“ schon immer der Normalfall war und nur in den letzten zweihundert Jahren aufgrund von industrieller Revolution und technologischem Fortschritt ein wenig verdrängt wurde. Aber jetzt mit Macht wieder kommt.

Den militärischen Komplex habe ich im Vortrag ausgelassen. Vermeintlich herrscht in der Welt der Militärs das Dogma von präziser Planung und strenger Hierarchie ganz besonders. Aber auch dem war und ist nicht so. Gerade Militärs denken agil und müssen agil denken. Das haben auch die militärischen Erfolge von „agilen und vernetzten Teams“ (wie z.B. der Vietcong) gegen die technologisch und quantitativ überlegenen Militärs der Supermächte gezeigt.

Lassen wir aber zuerst Graf von Moltke zu Worte kommen (Über Strategie 1871):


»… Kein Operationsplan reicht mit einiger Sicherheit über das erste Zusammentreffen mit der feindlichen Hauptmacht hinaus. Nur der Laie glaubt, in dem Verlauf eines Feldzuges die konsequente Durchführung eines im voraus gefällten, in allen Einzelheiten überlegten und bis ans Ende festgehaltenen, ursprünglichen Gedankens zu erblicken. Im voraus denken, nicht im voraus disponieren.«


Generaloberst Kurt von Hammerstein-Equord, auch ein renommierter Militär-Stratege, empfiehlt seinen Offizieren:


„Machen Sie sich frei von Kleinarbeit. Dazu halten Sie sich einige wenige kluge Leute. Lassen Sie sich aber viel Zeit, sich Gedanken zu machen und sich vor sich selbst ganz klar zu werden. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Gedanken ausgeführt werden. Nur so können Sie richtig führen.“


und meint weiter


„Ich unterscheide vier Arten. Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.“


Das klingt doch absolut nach agiler Führung!

Allgemein gilt beim Militär:
Entscheidungen und Arbeit sollen immer auf der tiefstmöglichen Hierarchieebene stattfinden

Will und soll heißen:
Delegiere! Lass andere entscheiden und machen!
Früher hat man das in der Management-Schule als Subsidiaritäts-Prinzip bezeichnet. Das war ganz wichtig, scheint aber irgendwie in Vergessenheit geraten zu sein.

Anmerkung:
Anlässlich dieses Ausflugs in die Welt des Militärs möchte ich noch mal betonen, dass ich mehr denn je vom Unsinn des Krieges und der Notwendigkeit von Frieden überzeugt bin. In den letzten 50 Jahren – abgesehen von vielleicht ein paar kleineren Blauhelm-Einsätzen der UNO – gibt es keine einzigen kriegerische Auseinandersetzung, die in der Sache irgendetwas verbessert hätte. In der Regel war die Situation nach Ende der kriegerischen Auseinandersetzung schlimmer als vor dem Beginn.

Der einzige mir bekannte (von mir erlebte) Fall, der Blutvergießen verhindert haben könnte, könnte die Intervention der NATO in Jugoslawien gewesen sein. Das war ein Glücksfall, der eher als die Ausnahme von der Regel zu sehen ist. Und der den Zerfall Jugoslawiens zur Folge hatte, den ja wohl vorher keiner als politische Ziel hatte.

RMD

P.S.
Einen Teil der Gedanken und Zitate dieses Artikels habe ich dem inspirierenden Vortrag von Frank Rebers auf dem Biike Management Camp in Westerland (Sylt) Februar 2017 zu verdanken.

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