Evolutionisten und Kreationisten – 2009 als Jahr des Darwin

In seinem Artikel „Anpassung durch Rückbildung“ hat Klaus-Jürgen Grün (KJG) vom Kampf der Kreationisten gegen das das Darwinsche Evolutionsmodell berichtet und das Jahr 2009 zum Jahr des Darwin erklärt. Und in der Tat nehmen in Rundfunk, Fernsehen und Presse die Beiträge zu Darwin erstaunlich zu.

Wie ich den Artikel von Klaus las, wurde mir ganz schwindelig. Die Menschheit existiert schon so viele Jahrtausende. In der Antike wurde vor mehr als 2000 Jahren schon Großes gedacht. Die Epoche der Aufklärung begann aber erst vor wenigen Jahrhunderten. Und Darwin wurde erst vor 200 Jahren geboren – ich bin froh, dass ich in der heutigen Zeit lebe.

Den Zwiespalt zwischen Kreationisten und Evolutionisten kann ich nicht verstehen. Ich erkläre dies an einer kurzen Geschichte von Werner Heisenberg, (die ich allerdings schon mal in „der Teil und das Ganze“ in IF-Blog gebracht habe).

Heisenberg: Gott würfelt nicht, das war für Einstein ein Grundsatz, der unerschütterlich feststand, an dem er nicht rütteln lassen wollte. Bohr konnte darauf nur antworten: Aber es kann doch nicht unsere Aufgabe sein, Gott vorzuschreiben, wie Er die Welt regieren soll. (*)

Analog könnte man sagen:

Aber es kann doch nicht unsere Aufgabe sein, Gott vorzuschreiben, wie Er die Welt (und damit uns) erschaffen haben soll.

Insofern meine ich, dass es doch auch für einen streng gottgläubigen Menschen kein Problem sein sollte, eine nach heutigem Stand des Wissens sehr vernünftige Annahme wie Darwins Evolutionstheorie zu tolerieren. Auch das Schaffen und Starten einer Evolution (kreationistisch gedacht) ist doch sicher ein kreativer und göttlicher Akt. Aber wir Menschen neigen wohl dazu, über die absolute Wahrheit verfügen zu wollen – und diese zu unserer persönlichen oder kollektiven Gewissheit zu machen. Vielleicht brauchen wir das sogar, um das Menschsein aushalten zu können.

In 2008 ist Archäologen ein sensationeller Fund gelungen, der die Geschichte verändert (wie schon so oft). Hier der Bericht von heute – Sonntag, 18. Januar 2009 – aus scinexx, dem Wissensmagazin von Springer, mit dem Titel:

Roms vergessener FeldzugRömisches Schlachtfeld am Harzrand entdeckt

Es ist ein wirklich lesenswerter Artikel. Hier der Schluss des Artikels (Originalzitat aus scinexx):

Dass es der Archäologie damit gelungen ist, ein historisches Ereignis zu identifizieren, das in den vermeintlich verlässlichen historischen Quellen offenbar keinen Niederschlag gefunden hat, lässt den Neufund nach Angaben der Archäologen zu einer spektakulären Entdeckung werden, die überkommene Geschichtsbilder ins Wanken bringt und viel Stoff für zukünftige historische und archäologische Diskussionen liefert.

Zum genau diesem Fund habe ich kurz vor Weihnachten ein Interview mit einem beteiligten Historiker gehört, der sich so richtig gefreut hat, weil „man jetzt die Geschichte des alten Roms komplett neu schreiben müsse„.

🙂 Damals dachte ich mir (ich habe Mathematik studiert), dass ich mir doch ganz schön blöd vorkommen würde, wenn man relevante Teile der Mathematik komplett revidieren müsse. Mathematiker scheinen anders zu denken als Historiker.

Aber wieder ernsthaft: Wir Menschen vergessen gerne, dass wir halt doch nichts wissen. Die Geschichte und die großen Bücher der Menschheit wie die Bibel enthalten sicher viel akkumulierte Weisheit, beide sind aber zuerst mal eine Menge von zuerst mündlich und später schriftlich weitergegebenen und sicher immer wieder veränderten Geschichten, die wir im heutigen Kontext interpretieren. Die Quelle dieser Geschichten können wir nur raten – oder glauben.

In die Zukunft können wir auch nicht schauen. Und was wirklich los ist, werden wir auch nie wissen. Wir sind halt nur Menschen. Wir können also nur glauben. Und Glauben verpflichtet zur Toleranz, ein Glaube ohne Toleranz wird schnell zur Hölle.

RMD

P.S.

Mich würde interessieren, wie die „nicht christlichen“ Religionen zu Darwin stehen! Da bin ich für gute Literaturhinweise dankbar.

* Quelle: Der Teil und das Ganze: Gespräche im Umkreis der Atomphysik (Taschenbuch) von Werner Heisenberg.

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