Griechenland und Bergsteigerregeln

Der neben Horst Seehofer wohl berühmteste und mächtigste bayerische Politiker hat vor ein paar Tagen zur EURO-Krise Stellung genommen:

„Der wirtschaftliche Schaden für Deutschland ist auf Dauer viel größer, wenn Griechenland im Euro bleibt. Hier gilt eine alte Regel vom Bergsteigen: Wenn jemand an deinem Seil hängt und dabei ist, dich mit in den Abgrund zu reißen, musst du das Seil kappen.“

Als Quelle für das Zitat habe ich FOCUS Online genutzt.

Ich halte den Vergleich für geschmacklos und makaber, aber auch für dumm und gefährlich. Zudem ist er auch noch völlig falsch.

Lass uns mal nachdenken, was denn passieren würde, wenn Griechenland seine Drachme wieder kriegen würde?

Ich würde sagen:
Zuerst mal würde ein kleiner Staatsboykott passieren. Das ist in der Geschichte ein häufig wiederkehrendes Ereignis – nicht nur in Griechenland sondern in vielen Ländern Europas und anderer Kontinente. Der würde sicher noch mal ein Quartal mit negativem Wachstum für Griechenland nach sich ziehen. Aber dann wäre Schluss mit negativ und es  würde mit Griechenland wieder kontinuierlich aufwärts gehen. Denn so schlecht, wie sie gemacht werden, sind die Griechen nicht. Ihren Stolz hätten sie auch wieder – und könnten (endlich) neu (durch-)starten.

Das dann positive Vorbild Griechenland würde eine Reihe von Staaten in Not wie Italien, Portugal, Slowenien, Spanien und manche mehr sehr schnell auf dumme Gedanken bringen. Warum es nicht genauso machen wie Griechenland? Und würde wahrscheinlich sehr abrupt dazu führen, dass diese dem griechischen Beispiel folgen und auch den EURO verlassen würden.

Und dann könnte sich das Bild schnell drehen. Plötzlich würde Deutschland (oder ein kleines „Kern-Europa“) über dem Abgrund hängen. Mit einem riesigen Felsen an Schulden um den Hals. Gehalten von einer immer schwächer werdender Seilschaft, deren Mitglieder – der alten Bergsteigerregel folgend – ihr Seil kappen. Bis dann das Kern-Europa in den Abgrund plumpst.

RMD

P.S.
Zum Trost: Auch das wäre nicht schlimm. Es würde ja keiner dabei umkommen. Außer Banken, die dann wie letztlich die ganze Wirtschaft verstaatlicht werden würde. Das gab es alles ja schon. Der schon tot gesagte Sozialismus/Kommunismus würde den vermeintlich gesiegt habenden Kapitalismus ablösen. Aber auch hier keine Angst – auch das ist dann nur vorübergehend bis zur nächsten Revolution. Also – bitte keinen Stress, das Leben geht weiter.

Hauptsache ist, dass sich anschließend die Länder Europas wieder mit einander anfreunden und nicht auf dumme Gedanken wie kriegerische Auseinandersetzungen kommen. Das Leben und die Liebe, die Jahreszeiten und der Lauf der Flüsse würde aber alles weiter seinen Weg gehen.

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Das Vorwort (auch gesprochen von Karlheinz Gabor) ist vielleicht mein bester Text.
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