„I like“ & Facebook oder „WiTuN“

I like Facebook, Google+, Twitter und manches mehr …

Immer wieder höre ich Sätze wie

„… das ganze Zeug wie Facebook und Twitter wäre schlimm … Persönlich würde man das social media ja absolut boykottieren … Virtuelle Freundschaft wäre doch Quatsch, denn man müsse sich doch auch noch persönlich sehen … Und das allerschlimmste wäre doch dieses I like!“

von ansonsten durchaus ernst zu nehmenden Menschen. Die dann in ihr Auto steigen und davon brausen oder sich wieder hinter den Fernseher zurück ziehen, also durchaus Technik nutzen, die mal modern und relevant war.

Zu ihren Aussagen sage ich dann besser nichts mehr. Weiß ich doch, dass jeder Versuch die Dinge (social media) ein wenig zu erklären, völlig sinnlos ist. Gegen dogmatische Besserwisserei kann man nichts ausrichten, besonders wenn die Besserwisser das Subjekt ihrer Besserwisserei gar nicht kennen und so nicht verstanden haben können. Das gilt ganz allgemein.

Im ifcamp (barcamp der InterFace) am letzten BlueFriday (22. März 2013) habe ich eine Session „Wissensmanagement“ gemacht. Es ging darum, wie wir Wissen frei machen und teilen können. Um es dann gemeinsam zu bewerten und das Relevante zu identifizieren. Mit dem Ziel in und aus der „crowd“ die richtigen oder vielleicht besseren Entscheidungen für die Zukunft zu finden.

Da kam das Gespräch auch auf das „I like“ von Facebook. Und wir waren der Meinung, dass dies wohl ein erstes und allereinfachstes Werkzeug für soziale Rückmeldung ist. Um Menschen zu zeigen, dass man etwas gut findet. Oder sie wertschätzt. Oder um einfach nur Sympathie zu zeigen  …

In der Session entstand die gemeinsame Bewertung, dass es für Anwendungen, die die „crowd“ nutzen wollen“ und „gute“ social web-Lösungen eine ausgefeilte und neutrale „Rückmeldungstechnologie“ braucht. Für solche Systeme ist das eine zwingend notwendige Funktionalität. Ohne eine solche Technologie werden solche Projekte nicht gelingen.

Spontan sind dann auch gleich Verbesserungsvorschläge für „I like“ entstanden. Hier ein paar Beispiele.

  • Man gebe jedem Teilnehmer nur eine begrenzte Menge von zu vergebenden „I like“.
  • Man könnte jeden Monat wieder eine gewisse Anzahl verteilen.
  • Die Mitspieler bekommen dynamisch mehr oder weniger „Rückmeldeeinheiten“ entsprechend ihrer sozialen Relevanz, vielleicht wie bei Klout.
  • Oder es gibt so etwas wie einen „Page-Rank“ für die Mitglieder eines sozialen Systems.
  • Man könnte auch die „Rückmeldeeinheiten“ verschiedenen Gewichts einführen …

Kurzum, ich glaube, dass die „Rückmeldungstechnologie“ eine ganz wichtige und zentrale Komponente für crowd- und social web-Anwendungen verschiedenster Art ist. Allerdings ist das alles andere als ein triviales Thema; es lohn sich, sich damit zu beschäftigen. Mit Sicherheit gibt es eine Reihe auch von wissenschaftlichen Arbeiten, die hier gute Ideen beinhalten und die wir uns dringend mal anschauen sollten.

Dazu ein Beispiel aus einem anderen Segment, das mich verblüfft hat.
Ich schreibe gerne Stenografie. Mir kam der Gedanke, dass man diese über Hunderte von Jahren ausgereifte Technologie des „schnellen und ergonomischen (nicht verkrampfenden) Schreibens mit der Hand“ für die Texteingabe bei Tablets oder durch Gesten gesteuerte Systeme nutzen könnte. Und siehe da, ein Freund aus der Academica hat dann ganz schnell eine wunderbare Bachelorarbeit gefunden, die dieses Thema sehr gut analysiert hat.

Also – tun wirs;
Wissen Teilen – und Nutzen!
(WiTuN)

RMD

Anmerkung:
Dieser Artikel soll keinesfalls suggerieren, dass ich mit dem, was Facebook oder Twitter alles so treiben, einverstanden bin. Wenn ich z.B. bei Facebook gewisse Tendenzen des Eingriffs in die „sozialen Metriken“ beobachte, kann es gut sein, dass ich da schneller weg bin als mancher denkt.
Ein Umkippen von FB ändert aber nichts an meiner Annahme, dass soziale Netzwerke und gemeinsame Wissensanwendungen einen gesellschaftlichen Fortschritt bedeuten. Wäre nur wieder ein Anlass mehr, die alte philosophische und ethische Diskussion aufleben zu lassen: Wie kann man es erreichen, dass die Produktion von Gütern und Dienstleistungen auf anständige Art erfolgt. Was letzten Endes zu einer Diskussion führt über Privatisierung bzw. die soziale Verantwortung von Inhabern der Produktionsgüter.

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