Wärmestube am Bahnhof Ottobrunn

Ich bin ja in einer Zeit groß geworden, da gab es noch richtige Bahnhöfe. Auch in kleinsten Dörfern, wie es Ottobrunn damals war. Mit einem Warteraum voller Holzbänke, einer Heizung und Toiletten. In den Wartesälen hat es zwar ab und zu auch gezogen, aber meistens war es gut warm. Aber das ist ja Vergangenheit.

Und wie es dieser Tage so richtig kalt war, stehen Barbara und ich auf dem Wege ins Theater am Bahnhof Ottobrunn. Die Temperatur beträgt so um die 15 Minusgrade, es weht ein eisiger Ostwind – und die S-Bahn hat wieder mal Verspätung. 10 Minuten – die Höchststrafe im 20-Minuten-Takt.

Es ist also brutal kalt – und eigentlich gibt es am Bahnhof Ottobrunn keinen Schutzraum, sondern nur so moderne Alibi-Unterstände. Eigentlich? Im linken Teil des fotografierten Gebäudes ist doch der Bankomat der Sparda Bank. Gleich neben dem ServiceStore (man beachte die Wortschöpfung!). Da drin bei der Sparda ist es zumindest nicht ganz so kalt wie draußen am Bahnsteig.

Also – wir nehmen alle unsere Zivilcourage zusammen und gehen rein. Die Tür öffnet elektrisch. Darf ja mittlerweile jeder rein. Ein paar Leute folgen unserem (schlechten?) Vorbild. Bin ich jetzt ein Kleinkrimineller? Oder der Anstifter zu einer Missetat oder noch schlimmer , Rädelsführer? Zweifelsfrei zweckentfremden wir privates Eigentum für unseren Vorteil!

Richtig, bis vor kurzem war da sogar ein Schild. Auf dem stand sinngemäß, dass man sich in diesem Raum nur aufhalten dürfe, um Bankgeschäfte zu tätigen. Keine anderen Geschäfte! Letzteres stand natürlich nicht auf dem Schild. Ist auch nicht so wichtig, das Schild ist eh verschwunden. Vielleicht wollte die Sparda ihre Menschenfreundlichkeit und Großzügigkeit dokumentieren? Oder sie wußte vielleicht nur, dass das Schild nichts bringt und hat es deshalb entfernt? Oder wurde es von Vandalen beschädigt? Oder alles zusammen?

Ich weiß es nicht. Ich langweile mich und lese ein anderes Schild. Auf dem steht, dass der Raum mit Video überwacht wird. Die Aufnahmen werden gespeichert. Oh schreck! Hoffentlich steht da kein böses Subjekt neben mir, ein Terrorist oder V-Mann oder so etwas. Man weiß heute ja nie.

Besonders gefilmt wird man, wenn man Geldgeschäfte an den Automaten macht. Steht auch auf dem Schild. Oder so ähnlich. Will uns die Sparda auf diese Art und Weise doch ermahnen, dass man da als Nichtkunde nichts drin verloren hat?

Jetzt weiß ich gar nichts mehr. Auch nicht, warum ich über das Erlebnis überhaupt schreibe! Ist mein Gehirn eingefroren?

Nein, ich finde das ganze rechtlich interessant. So wie die Frage, warum ich für den Download eines Liedes zahlen soll, auch wenn ich mir das Lied schon vor Jahren als Schallplatte oder CD (oder beides) gekauft und 100 Mal im Radio gehört habe.

RMD

Eine Antwort

  1. The cameras are good. Once I drew money, took my card, and forgot the money. I realised my mistake 5 minutes later, but the money was gone. Using the camera recordings, the bank was able to find who had used the machine next after me. She admitted taking the extra money, so I got my cash after all.
    I am told that this happens about once per week per machine.

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