Man spricht deutsch

Immer wieder fällt mir auf, wie wenig in München im öffentlichen Bereich Deutsch gesprochen wird. Wenn ich mit S-Bahn und U-Bahn unterwegs bin und neugierig den Gesprächen meiner Mitfahrenden lausche, verstehe ich meistens nichts. Die Menschen unterhalten sich in einer mir völlig unbekannten Sprache! Oft bin ich nicht mal in der Lage, festzustellen welche Sprache da überhaupt gesprochen wird.

Im Zug geht es mir ähnlich. Gerne lausche ich zum Beispiel auf der Fahrt nach Nürnberg den Mobilfunkgesprächen der mitreisenden Herren im schicken Business Look. Und freue mich, wenn ich dann interessante geschäftliche Dialoghälften in englisch, französisch oder deutsch mitverfolgen darf. Aber das Vergnügen habe ich immer seltener, denn die genutzte Sprache ist mir immer öfters unbekannt.

Gerne bummle ich auch durch die Schicki-Micki-Gegenden unseres Weltdorfes München. Gelegentlich kaufe ich mir sogar ein Kleidungsstück beim Loden-Frey. Und immer das selbe – um mich herum alle möglichen Nationen, in letzterer Gegend auch besonders viel verschleierte Damen und Herren mit weißer Kopfpracht aus Stoff – oft mit prall gefüllten Einkaufstaschen.

Und wenn ich in Unterhaching kurz vor InterFace am Hachinger Bach entlang radele und links zum Kindergarten abbiege, dann ist es ähnlich. Ratschende Mütter – aber in Sprachen, die ich nicht verstehe oder zumindest das Deutsch mit starkem Akzent.

Jetzt bin ich der letzte, den das stört. Zum Beispiel bin ich der festen Überzeugung, dass es besser wäre, wenn die EU nur eine Amtssprache hätte und nicht alle Dokumente und Gesetze in die Sprachen aller Mitgliedsländer übersetzt werden müssten. Gerade bei Gesetzen ist das Unfug. Als EU-Amtssprache könnte ich mir sehr gut Englisch vorstellen, obwohl ja wohl Deutsch die in der EU am meisten gesprochene Sprache sein dürfte. Aber aus vielen Gründen wäre Englisch sinnvoller.

Ich lege auch keinen Wert darauf, dass meine Nachbarn Deutsch sprechen. Am liebsten wäre mir ein gepflegtes Bayerisch. Für mich ist die deutsche Sprache ein Kulturgut, dass wir pflegen sollten, mehr nicht. Also: ein wenig aufpassen, dass Deutsch nicht zu sehr im Euro-Slang untergeht. Und auch mit Rechtschreibreformen in Zukunft ein wenig achtsamer umgehen.

Nur sollten wir auch zu uns selbst ehrlich sein. Und die Realität akzeptieren. Eines der deutschen Fußballspiele bei der WM in Südafrika habe ich im österreichischen Fernsehen gesehen. Der österreichische Reporter hat da den Nagel auf den Kopf getroffen und von der deutschen Nationalmannschaft als „einer sympathischen Multikulti-Truppe“ gesprochen.

Ja, das wünsche ich mir: Deutschland als einen „sympathischen Multi-Kulti-Staat“. Multi-Kulti-Staat sind wir schon und werden wir auf Grund unserer demographischen Entwicklung immer stärker werden. Jetzt müssen wir uns nur noch bemühen, ein wenig sympathischer zu werden, für die „Multikultis“ bei uns genauso wie für uns selber.

Und dann würde ich auch mit der objektiv hässlichen Farbkombination Schwarz-Rot-Gold versöhnen, denn zu einem „Multi-Kulti-Staat“ passt so eine schwüle Farbenpracht dann doch wieder. Obwohl ich persönlich das bayerische Weiß-Blau bevorzuge.

RMD

P.S.
Die wehenden (und auch die nichtwehende) Flaggen habe ich von der Website www.nationalflaggen.de kopiert. Vielen Dank!

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