Zurzeit ist ja wieder mal die Autobahn- oder Straßenmaut auch für den PKW im Gespräch. Den Mautgedanken finde ich insofern richtig, denn es macht Sinn, die Kosten für die Infrastruktur und den Verbrauch von Umwelt abhängig vom Ausmaß der Nutzung zu bezahlen.

Natürlich wäre es billiger und einfacher, indem man zum Beispiel einfach die Kraftstoffsteuer erhöht anstelle des komplizierten und Daten sammelnden Mautsystems. Das wäre auch noch ein wenig gerechter, denn ein SUV oder eine Luxuslimousine sollten mehr kosten als ein Kleinwagen.

Als Gegenargument gegen die Erhöhung der Kraftstoffsteuer kommt oft, dass ausländische Kraftfahrer dann die Kosten nicht mittragen müssten.

Dies sehe ich nicht so. Es wäre eine nette Geste an unsere Gäste. Wir würden unser Image positiv aufwerten und so den Industriestandort Deutschland stärken. Und die Mehrheit der Ausländer tankt  ja sowieso auch in Deutschland.

In diesem Artikel geht es aber nicht um die Straßenmaut sondern um die Biselmaut (peeing fee). Die wird gerade bzw. ist in Deutschland schon großflächig eingeführt worden. Gegen diese Maut wehre ich mich in diesem Artikel!

Starten wir mit den Kosten: Sicher ist eine mittelgroße WC-Anlage eine relevante Investition. Und sicher erzeugt sie laufende Kosten. Ich gehe mal davon aus, dass diese Kosten mit einer mittleren bis größeren Ampelanlage vergleichbar sind:

Hier ein paar Zahlen von einer Website der Stadt Köln:

Maßnahme Kosten in Euro (circa)
Die Erstellung einer Ampel einschließlich Tiefbau je nach Größe (von Fußgänger-Anlage bis hin zur großen Kreuzung) 10.000 bis 250.000
Wartung einer kompletten Ampelanlage (größenabhängig) 800 bis 5.000
pro Jahr
Wartung einer Ampel 1.000
pro Jahr

Zum Anlagevermögen der Stadt Köln gehören unter anderem 940 Lichtsignalanlagen. Ich gehe mal davon aus, dass eine große Ampelanlage mehr kostet als ein normales öffentliches WC und es deutlich mehr Ampelanlagen in deutschen Städten und Gemeinden als öffentliche WC’s gibt.

Das Benutzen der Ampeln ist im Gegensatz zur Nutzung öffentlicher Bedürfnisanstalten kostenfrei. Ist ja auch einleuchtend, natürlich kann man eine „Ampelnutzungsgebühr“ nicht so einfach den Nutzern abpressen wie eine Toilettenbenutzungsgebühr den notdürftigen Menschen.

Auch an Verkehrsknotenpunkten wie dem Hbf München kosten die öffentlichen WC’s mittlerweile Geld. 🙂 Aber zumindest hat man hier Möglichkeiten, der „Biselmaut“ zu entgehen:

Man kann private Betriebe im Umfeld aufsuchen (Kaufhäuser, Hotels oder die ja auch in internationalen Reiseführern oft als Toilette empfohlenen Gaststätte von McDonalds).

Für den privilegierten Reisenden (1. Klasse-Fahrer oder „Bahn Comfort“-Kunden) gibt es auch in der „DB-Launsch“ (auf Neudeutsch „Die Lounge“! 🙂 ) ein WC.

Wenn man über ein wenig Mut verfügt und genug „Coolness“ hat, dann steigt man in einem zur Abfahrt bereitgestellten ICE’s ein und verrichtet dort sein Geschäft. Aber dann bitte auf die Abfahrtszeit des Zuges achten!

Und wenn man nichts mehr zu verlieren hat, kann man es wie die Penner machen, die sich eine stille Ecke in  der Parkgarage suchen. Dass es dann in der Stadt stinkt, stört ja auch keinen mehr.

Aber es gibt auch noch Ausnahmen ohne Biselmaut: An den scheinbar wohlhabenden, in Wirklichkeit aber hoch subventionierten Flughäfen mit ihrer demonstrativen Schicki-Micki-Welt sind die Toiletten noch gratis.

Den Autofahrern geht es aber an den Kragen. Schon erhöht Sanifair an den Autobahnen die Preise von 50 auf 70 Cent (aber wohl nicht die Gutscheine, die man bekommt). Immerhin darf man hier aber beim Gewinner der Preises „Beste öffentliche Toilette 2008“ sogar TÜV geprüft biseln, wie man auf der Website nachlesen kann.

Und das Wort „fair“ im Namen von von Sanifair soll wohl aussagen, dass es fair ist, wenn man für seine Notdurft zahlen muss.

RMD

P.S.
Die Bilder sind aus der zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons beim Artikel Manneken Piss eingebunden. Das obere ist ein Eigenwerk von Walter aus dem Jahre 2005, das untere von Evgeny Zubkov aus dem Jahre 2007.

2 Antworten

  1. Das verbrauchte Benzin mag die Schadstoffbelastung der Umwelt abbilden (dafür gibt es die Kraftstoffsteuer), die gefahrene Strecke bildet aber eher die Belastung der Straße (mechanisch und durch Staueffekte) ab, daher macht auch eine Maut nach Strecke Sinn.

    Es ist diskriminierend, wenn Männer die Pinkelmaut sowohl einfacher umgehen als auch fürs kleine Geschäft weniger zahlen müssen als Frauen.

    Außerdem müsste man die Bezahltoiletten eigentlich allesamt auf Wettbewerbsrechtkonformität prüfen. Es will mir doch keine erzählen, dass ich mehrere Anbieter zur Wahl habe. Es gibt zwar viele Anbieter, aber wenn ich gerade muss, ist immer nur ein einziger Monopolist am Orte.

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