Triptychon vom brennendem Dornbusch, Mitteltafel
Triptychon vom brennendem Dornbusch, Mitteltafel

Wie oft fehlen mir die Worte, etwas präzise auszudrücken. So wie ich es gerne möchte. Dann würde die Kraft eines guten Bildes helfen. Denn folgendes Beispiel für eine Metapher kennt ein jeder:

„Ein Bild sagt mehr als 1.000 Wort.“

Jetzt haben mindestens zwei meiner Freunde eine besondere Begabung. Sie verstehen schwierige Zusammenhänge im gemeinsamen Gespräch sehr rasch und können diese blitzschnell mit dem Stift als Graphik auf ein Blatt Papier oder ins Pad abbilden.

Die Thematik wird plötzlich sehr leicht verständlich; die wertvolle und schöne Visualierung hilft ungemein die oft sehr schwierigen Gedankengebäude, Projekte, Planungen, Vorhaben, zukünftigen Entwicklungen und vieles mehr förmlich mit dem Auge zu erfassen.

Leider zeichnet mich diese Fähigkeit zum schönen Zeichnen nicht so aus. Aber ich habe etwas anderes gelernt: Vor gar nicht langer Zeit nahm ich an einem Kolloquium der Philosophie teil, das mein Freund Klaus-Jürgen Grün in München veranstaltete. Dabei ging es um den Wert und die Bedeutung von Worten und der Metapher.

Ich habe dort verstanden, dass wie in Bildern auch in der Metapher eine große Kraft liegt. Und dass die Metapher gut geeignet ist, eine Botschaft überzeugend zu unterstützen. Das nutze ich jetzt bewusst und fühle ich mich so beim Formulieren wohler – unterstützt nach wie vor von ein wenig belanglosem Gekritzel an der Tafel oder auf dem Papier.

Das Gelernte wollte ich im Gespräch mit einem Freund testen. Ich berichtete ihm von dem großartigen Film Alphabet von Erwin Wagenhofer und habe eine Metapher aus diesem Film angewendet:

Als Kinder sind wir zu 98 % Genies, nach der Ausbildung nur noch zu 2 %“.

So wollte ich ihm meine Skepsis gegen unser Bildungssystem näher bringen. Da bin ich aber ein wenig reingefallen, denn der Begriff des Genies kann ja sehr vieldeutig interpretiert werden. Das lenkt von der gewollten Aussage ab und raubte der Metapher ein wenig die Kraft.

Mein Gesprächspartner hat das sofort gemerkt und zuerst mal von mir eine präzise Definition des Begriffes „Genie“ verlangt. Und da stand ich auf dem Schlauch und habe etwas von „gegenläufigen Denken“ gemurmelt.

Beim zweiten Mal habe ich es mit einer anderen Metapher probiert. Die hat dann funktioniert. Sie unterstreicht eine Botschaft, die ich fürs ganze Leben für sehr wichtig halte:

„Nicht Wasser predigen und Wein trinken!“

Wir wissen genau, was „Wasser“ und „Wein“ ist. Und auch was „predigen“ und „trinken“ bedeutet.

So ist das eine schöne Metapher, um den Begriff der „Vorbildfunktion“ zu erläutern. Und die ist im Leben nicht nur für die Rolle eines Unternehmers relevant.

RMD

2 Antworten

  1. Es ist schade, dass es diese Metapher aus dem Film Alphabet so sehr in die Öffentlichkeit geschafft hat. Damit kann man wohl leicht alle guten Botschaften des Films kleinreden.

  2. Lieber Joachim,

    ich finde den Film gut wie auch die Aussage mit den Genies.

    Ich bin fest überzeugt, dass alle Kinder bei der Geburt ein tolles Potential haben (von vorgeschädigten Ausnahmen abgesehen). Einem Teil wird dies ausgeprügelt oder durch Liebesentzug und Kleinmachen vermiest. Einem anderen Teil wird es ausdogmatisiert und dem Rest durch „Erziehung“ aberzogen.

    Und nur ganz wenige können das Talent zum nebenläufigen Denken, der Kreativität und der Phantasie gegen das Diktat von Sachzwängen, vermeintlicher Vernunft / Ratio und dem „das macht man so“ der Moral bewahren.

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