Mythen von Mangement und Führung (Unternehmertagebuch #127)

Freude und Mut als Basis fürs Geschäft. Wichtig ist, das Leben zu genießen! Gerade als Vorbild.

Soweit ich mich richtig erinnere, hatten die griechischen Philosophen eine ganz einfache Theorie der Tugenden. Ich beschreibe das mal so, wie ich es im Kopf habe.

Als gesellschaftliches Ziel forderten die Griechen Gerechtigkeit und Gleichheit. Hier unterschieden sie zwischen „arithmetischer“ und „geometrischer“ Gerechtigkeit. „Arithmetisch“ steht für eine absolut lineare Gerechtigkeit. Ganz stringent gilt „Jedem das Gleiche“. Dagegen meint „Geometrisch“, dass es gerechter ist, wenn Maß anlegt wird. So gilt nicht „Jedem das Gleiche“ sondern „Jedem das ihm Angemessene“. Wo bei dies fürs „bekommen“ genauso gilt wie fürs „tun„.

In der griechischen Philosophie war die „geometrische“ Gerechtigkeit die „bessere“.

Für soziale Systeme wie z.B. dem Staatswesen galt in der griechischen Philosophie:

Die Mächtigen in der Regierung zeichnen sich über die Tugend der Weisheit aus.

Die Krieger stehen für die Tugend des Muts.

Der Mittelstand verfügt über die Tugenden der Besonnenheit und der Sparsamkeit.

Bleiben nur noch die Sklaven. Für diese bleibt die Tugend des Gehorsams.

🙂 Soweit meine Erinnerung an die Schulzeit.


Wird dieses einfache Tugendmodell auf Unternehmen projeziert, dann könnte man das so sehen:

In der Geschäftsführung bzw. im Vorstand sitzen die „Weisen“.

Die Vertriebsleute sind die Krieger, die mutig am Markt für die Akzeptanz der Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens kämpfen und das Geld hereinholen.

Bleiben die Mitarbeiter – die sollen besonnen und sparsam sein. Wobei sparsam hier heißt, achtsam mit den Ressourcen umzugehen und so Nachhaltigkeit zu schaffen.

Sklaven wollen wir in modernen Unternehmen ja nicht mehr haben (auch wenn sich mancher Mitarbeiter des öfteren als Sklave fühlt und sein Gehalt als Schmerzensgeld empfindet).

So denke ich mir das. Eigentlich ganz einfach.

😉 Heute sind wir weiter. Viele Menschen wie auch die meisten Vorstände und „Führungskräfte“ glauben an Unternehmer-Mythen wie:

  • Man muss Handeln und Entscheidungen fällen!
  • Man muss agil sein!
  • Man muss eine konkrete Strategie entwickeln und diese umsetzen!
  • Man braucht eine konsequente Organisation und ein strenges Berichtswesen!
  • Ohne Hierarchie geht es nicht!
  • Rational geht vor emotional!
  • Man muss das Geschäft systematisch entwickeln!
  • Erfolg ist das Ergebnis harter Arbeit!
  • Man braucht strategische Stabsabteilungen!
  • Das Geschäft ist planbar wie die Entwicklung des Unternehmens!
  • Man braucht Menschen mit Charisma um die Mitarbeiter “mitzunehmen “!
  • Mit genug Geld und den richtigen Mitarbeitern kann man allen Herausforderungen erfolgreich begegnen!
  • Man muss ALLES im Unternehmen wissen und kontrollieren können!
  • Um gerecht zu sein, braucht es klare Regeln, die man in kollektive Verträge (Mitarbeitervereinbarungen) gießen kann!
  • Die Macht kann und muss durch eine stringente Organisation gewährleistet werden (Linie, Matrix)!
  • Verbesserung geht mit Prozessen, Methoden und Zertifikaten möglich!
  • Unternehmenskultur und Werte können mit “culture engineering verändert bzw. generiert werden!
  • Motivation kann durch Belohnungssysteme befördert werden.
  • Alle Probleme können mit Vernunft gelöst werden!
  • Gleichheit und Gerechtigkeit ist möglich!

Und manche mehr dieser Art.

Verwenden sie die Regeln einfach mal für das soziale System „Familie“ – und sie werden sofort merken, was da faul ist.

Für mich sind das alles nur Mythen, die man in Frage stellen kann und muss. Sie mögen gut klingen, sind aber falsch und kontraproduktiv. Unter anderem, weil sie dem Glauben an eine generelle Determiniertheit des Lebens entspringen. So kann ich jeden Punkt in der obigen mit guten Begründungen widerlegen und so argumentieren, warum all diese Mythen falsch sind.

Aber bleiben wir positiv: Ich stelle mir ein gutes und mehrdimensional erfolgreiches Unternehmen ganz anders vor! Für mich ist ein Unternehmer bzw. die Führungriege vor allem ein Gastgeber. Er ladet Menschen ein, gemeinsam etwas besonderes voranzubringen und schafft die für den Start des Unternehmens notwendigen Voraussetzungen.

Besondere Eigenschaften braucht so ein Unternehmer eher nicht. Ich meine, dass er eigentlich „nur“ gut kommunizieren können muss. Das ist schwer genug und darf nicht unterschätzt werden – viele Menschen tun sich damit nicht leicht, besonders nicht mit dem Zuhören. Wenn ein Unternehmer auch noch inspirieren und Impulse geben kann, dann ist das schon großartig.
🙂 Vielleicht wäre ein Schuss der guten alten griechischen Weisheit in der Führung auch noch hilfreich. Das wäre dann Spitze!

Und so könnte Führung in „neuen Unternehmen“ aussehen.

  • Werte und Kultur gehen vor Rahmenvereinbarungen und Regeln.
  • Wirkung ist wichtiger als Plan und Ziel.
  • Denken und Verstehen bereiten das Machen vor.
  • Alle Macht für niemand (Zitat Dr. Andreas Zeuch).
  • Selbstorganisation und Eigenverantwortung werden ermöglicht und bei Bedarf begleitet und unterstützt.
  • Freude und Begeisterung sind essentiell wichtig und werden gefördert.
  • Teams werden so unterstützz, dass sie in einen “Flow” kommen.
  • Es gibt Menschen im Unternehmen, die in der Lage sind die Teams bei Bedarf zu unterstützen oder auch zu coachen.

Da ich kein Träumer bin, ist mir klar, dass das ganze ein wenig utopisch klingt. Es gibt auch eine Einschränkung. Da wir in einer „kapitalistischen Welt“ leben, ist es – einfach um gut zu überleben – zwingend notwendig, dass es eine klare kaufmännische und immer aktuelle Berichterstattung für alle Teams und das Gesamtunternehmen gibt. Denn viele Menschen müssen ja arbeiten, um ihre Existenz zu sichern. Und wollen so zurecht ein gutes Gehalt bekommen. Und das geht nur, wenn auch das Unternehmen, bei dem sie wirken, gut verdient und kaufmännisch gesund ist und bleibt.

RMD

P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuchs findet Ihr in der Drehscheibe!

Eine Antwort

  1. Zur Bildunterschrift:
    Ich glaube tatschächlich, dass die Vorbildfunktion auch bei „Mut und Freude“ eine große Rolle spielt. Es könnte sein, dass so Radfahrer, die entspannter und fröhlicher ins Büro kommen als die Auto fahrenden Kollegen in diesem Gedanken folgend besser für „Führungsaufgaben“ geeignet sind sind wie auch Menschen, die in einem glücklichen privaten Umfeld leben. Wäre ein Grund, Familien zu fördern und an Stelle von Geschäfts-Autos besser Geschäfts-Fahrräder bereit zu stellen.

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