Tempolimit

Das Tempolimit ist völlig aus der politischen Diskussion verschwunden. Das ist erstaunlich. Wäre es doch die beste Hilfe für den notwendigen Wandel der Automobilindustrie.

Ein vernünftiges Auto sollte leicht sein (weniger als 500 kg), einen sparsamen Motor haben (~ 1 Liter/ auf 100 km) und einen Geschwindigkeitsbereich bis 100 km/h abdecken. Und über einen Raum wie z.B. ein Touran und einen vernünftigen Komfort verfügen.

Die Technik würde das heute gut hergeben. Aber wie soll man heute als Automobil-Manager die Entwicklung eines solchen vernünftigen und sparsamen Autos vertreten können, wenn die real existierende Wirklichkeit auf den Straßen es einem gar nicht ermöglicht, sich guten Gewissens mit solch einem Fahrzeug durch den Verkehr zu finden?

Da würde ein vielleicht über die nächsten Jahre gestaffeltes und technologisch sauber kontrolliertes Tempolimit bestimmt helfen.

Die zweite steuerpolitische („steuerpolitisch“ hier im Sinne von Steuern / Lenken) Todsünde dürfte die steuerliche Bevorzugung von „Geschäftswagen“ sein.

Dadurch, dass der Geld werte Vorteil eines Geschäftswagen in Relation zu den Gesamtkosten nur sehr gering versteuert wird und zusätzlich eine große Ersparnis permanent durch komplette Absetzbarkeit der Mehrwertsteuer bei Anschaffung und Betrieb erfolgt, ist diese Regel natürlich allen sozialen und ökologischen vernünftigen Zielsetzungen absolut kontraproduktiv. Und nicht zuletzt deswegen werden Neuwagen der höheren automobilen Klasse fast ausschließlich als Geschäftswagen zu gelassen.

Ich gehe im Beispiel mal davon aus, dass bei einer Kilometerleistung von 24.000 km (2.000 im Monat, ist bei unseren Kollegen durchaus üblich) bei einem ordentlichen Mittelklassewagen alleine die Spritkosten im Monat EURO 240 betragen (Annahme: 8 Liter zu 1,50 auf 100 km). Die komplette Mehrwertsteuer kann abgesetzt werden wie auch z.B. die Mehrwertsteuer für Anschaffung des Wagens z.B. bei einem Anschaffungspreis von 36.000 EURO.

Jetzt ist der Sprit aber nach wie vor nur ein kleiner Anteil der Kosten für ein PKW. Wir haben die Abschreibung, die in meinem Beispiel sogar auf 10 Jahre verteilt immer noch 300 EURO im Monat aus macht. Wenn ich nur die ersten drei Jahre betrachte, bin ich auch hier höher.

Dann bin ich nur für Sprit und Abschreibung schon bei 540 EURO. Und vieles mehr, wie Werkstattkosten, Versicherung, Steuer, Mautgebühren … kommt noch dazu.

Und das wie alles andere wird mit lächerlichen 1 % des Anschaffungspreises, sprich mit 360 EURO im Monat versteuert. Das dürfte tatsächlich weniger als die Hälfte des wirklichen Geld werten Vorteils aus machen.

Noch schlimmer ist übrigens auch ökologischen Gründen die Vorstellung des Geschäftswagennutzers, dass er ja „umsonst“ fährt. Und dass man die Kürzung im Sozialbereich des aktuellen sogenannten Sparpakets als zum Himmel schreiend ungerecht empfindet, verstehe ich sehr wohl.

Ironischer Weise hält man an beiden Themen (kein Tempolimit, steuerliche Bevorzugung) fest, weil man die Autoindustrie in besonderem Masse schützen will. Und schadet uns und der Autoindustrie langfristig – leider wissentlich und vorsätzlich.

RMD

(geschrieben auf der Autobahn München – Kufstein, allerdings als Beifahrer 🙂 )

2 Antworten

  1. My wife is unusual, in that she works as a sales engineer, but drives our own car. Our impression is that the (untaxed) kilometre expense payment (30 cents) leaves us as well placed, as if she had a company car. This may depend on driving a little slower and safer than most. It also depends on buying a used car (one year old) and keeping it several years.
    It seems to us that it is business use of cars that is the problem, rather than who owns the car.
    New cars depreciate unrealistically quickly, because firms want to show that they can afford new cars for their salesmen.
    Please correct me if I am wrong about the 30 cents.

  2. Das mit dem Tempolimit verstehe ich auch nicht, allerdings wird ein solches nichts am Design der Automobile ändern. Ich war gerade in den USA, wo es auf den Straßen, gerade im Silicone Valley, nur so von „schnellen“ Autos wimmelt, obwohl in den USA seit ewigen Zeiten ein sehr strenges Tempolimit gilt.
    Ich genieße allerdings die amerikanische Art Auto zu fahren, die ich auch hier in Deutschland praktiziere. Möglichst gleichmäßig mit ca 120 km/h rollen wobei es mich sehr nervt, wenn wieder ein hirnloser Raser auf sein markengebundenes Überholrecht pocht.

    Zu der Dienstwagenregelung: Wenn schon Mitarbeitern Dienstwagen zur Verfügung gestellt werden, warum werden dann nicht gasbetriebene Autos, die ein Bruchteil des CO2 Ausstosses pro Liter Kraftstoff als z.B. Dieselfahrzeuge erzeugen, ins Kalkül gezogen?
    An alternativen Antrieben ist momentan nichts in Sicht und ein 1 Liter Auto schon gar nicht. Auch reine Elektroautos sind nicht praktikabel und die derzeitigen Hybridautos sind halbherzig konstruiert. Der einzige Lichtblick ist der Chevrolet Volt bzw. Opel Ampera, den es allerdings noch nicht zu kaufen gibt.
    Die anderen deutschen „Premium“Hersteller sind mal wieder Jahre zurück und betteln bei Frau Merkel um Subventionen, welch ein Armutszeugnis. JUS

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