Und immer wieder – Banken retten!

Der Frust des Mittelständlers

Jetzt ist es wieder so weit. „Man“ (sprich der Steuerzahler) muss wohl wieder Banken retten. Es soll einen neuen Stresstest für sie geben. Mit der witzigen Begründung, dass der alte Stresstest nichts genutzt hat. Auch sollen sie höher kapitalisiert werden. Das notwendige Kapital muss dann der Staat (Steuerzahler – wer sonst) erbringen. Und „man“ überlegt das konventionelle Geschäft vom „Investitions-Banking“ zu trennen, das heißt Banken zerschlagen. Und alles unter Staatskontrolle. Es droht ein europäisches Comecon der Banken. Das ist für mich eine grauenhafte Vorstellung. Viele Banken mit Unmengen von gut bezahlten Mitarbeitern in einem einzigen großen Staatskonglomerat.

Glücklicherweise hört man neuerdings sogar wieder Überlegungen (bis hin zu Drohungen!) aus der Politik, dass man auch mal eine Großbank insolvent gehen lassen könne. Diese Gedanken weisen in eine gute Richtung. Nur hätte man das früher viel billiger haben und auch kontrollierter durchführen können. Zumindest stimmt froh, dass die Banken in den aktuellen Überlegungen doch nicht mehr ganz so „systemrelevant“ zu sein scheinen, wie immer behauptet wurde.

Ansonsten ärgert mich als mittelständischer Unternehmer das alles. Mir fällt dann eine Geschichte aus Gründungstagen ein. Wolf und ich hatten bei der InterFace Connection GmbH (der heutigen InterFace AG) mit 100.000 DM ein für zwei Leute mehr als ausreichendes Startkapital zusammen gebracht. Das relativ hohe Eigenkapital war als Basis fürs Wachstum gedacht. Und wir wollten zeigen, dass wir ein ernst zu nehmendes Unternehmen aufbauen wollen.

Wir hatten dann auch einen wunderschönen Warmstart und konnten vom ersten Tag an kontieren. Da wir uns kein übertriebenes Gehalt zugestanden und tolle Aufträge hatten, waren die Zahlen vom Start weg schwarz.

In der Phase der Expansion dachten wir, dass es nicht Schaden würde, für Spitzenzeiten einen Überziehungskredit zu haben. Natürlich wollte die Bank das gerne mit uns machen, aber nur mit persönlicher Bürgschaft durch die beiden Geschäftsführer. Die Begründung für die eingeforderte Bürgschaft war dann:

Wie soll denn die Bank Vertrauen in unser Geschäft haben, wenn wir es selber nicht hätten?

Gott sei Dank war die InterFace in in ihren bald 30 Jahren meistens in ruhigem Gewässer und nie auf das Wohlwollen der Banken angewiesen. Das ist auch heute noch so und bleibt priores strategisches Ziel. Deshalb bringen wir jedes Jahr einen Teil des Gewinns in unsere Rückstellung ein.

In den bald 30 Jahren unserer Geschäftsführung habe ich viele Insolvenzen von uns am Markt begleitenden Unternehmen erlebt . Manches davon hätte man retten können, aber leider haben die Banken sich in den meisten Fällen genau so verhalten, wie es das folgend genannte Geschäftsmodell unterstellt:

Die Regenschirme werden bei Sonnenschein verliehen. Kommen Wolken auf, werden sie schnell wieder eingesammelt.

Und manche Bank hat den Reklamespruch einer relativ harmlosen Bank

Wir machen den Weg frei

für manchen Unternehmer um eine zynische Fortsetzung verlängert:

…in die Insolvenz.

Und was wurde mir von Seite der Banker alles im Laufe der Jahre erzählt. Ich erinnere nur an die diversen Basel-Lügen: Man würde ja nur versuchen, die Zinsen gerechter zu gestalten. Und die vielen höchst unseriöse Angebote zur Geldanlage, die mir angetragen wurden. Habe mich da öfters verkohlt gefühlt. Denn zu deutlich kam es heraus, dass es da immer nur um eine gut versteckte Preiserhöhung oder das schnelle Vereinnahmen von hohen Provisionen ging.

Wenn es um die Banken selbst geht, dann hört man plötzlich ganz andere Töne. Ihre geschäftliche Schieflage ist ein unvermeidliches Ereignis, bedingt durch höhere Gewalt. Und obwohl ihre Wichtigkeit für Basisgeschäfte wie den Zahlungsverkehr stark gefallen ist, beanspruchen sie Systemrelevanz und bemühen sie den Staat und die Steuerzahler, wenn sie bankrott sind.

Nach dem Prinzip: Die Gewinne werden privatisiert, die Verluste sozialisiert. Das finde ich mehr als frech.

RMD

P.S.
Bitte immer einen den weisen Spruch der Cree denken:

„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Only after the last tree has been cut down / Only after the last river has been poisoned / Only after the last fish has been caught / Then will you find that money cannot be eaten.

Ja, Geld kann man nicht (fr)essen. Und selbst zum Heizen ist es schlecht geeignet.

Eine Antwort

  1. Roland, Du solltest unbedingt die Sektion „Occupy Riemerling“ gründen, damit die dortige Sparkasse ganz klar weiß, dass sie unter starker Beobachtung steht.

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