Unternehmertagebuch #69 – Projekte sind schädlich für die Gesundheit Ihres Unternehmens!

Das war der Titel des Artikels von Jens Hofmann, der mich ja schon zu den Beiträgen #65 – #68 meines Unternehmertagebuch inspiriert hat. Bei Interesse einfach in die „Drehscheibe“ gehen.

Jens stellt in seinem Artikel die Frage, ob Unternehmen durch multiple Einzelprojekte in hierarchischer Verflechtung den stattfindenden Wandel bewältigen können. Ganz gleich, ob die Projekte mit ihren jeweils proprietären Zielen dann mehr oder weniger agil stattfinden.

Diesen Grundgedanken vertritt Jens sehr subtil, auch ein wenig stellvertretend für eine neue Denkweise, die immer mehr an Boden gewinnt.

Mir gefällt das. Und mir stellen sich Fragen: Ticken soziale Systemen nicht anders als früher? So wie auch die Zeit vorbei ist, in der man am Fabriktor die eigene Uhr abgeben und sich nach der zentralen Werksuhr richten musste? Erfordert die Zukunft nicht eine ganz andere Art von Kollaboration in der Gesellschaft und den Unternehmen?

Dazu habe ich noch ein paar assoziative Gedanken. Nur Cents in meinem Portofolio Projekte&Unternehmenskultur. Mein Angespartes für das Wissensticket in die Zukunft:

  • Verbirgt sich hinter der Forderung nach „Planung&Projekt mit Zieldefinition, Meilensteinen, Kontrolle usw.“ nicht das Paradigma: „Der Mensch muss sich der Organisation unterwerfen, damit die Manager das Unternehmen reibungsfrei steuern können?“ Dies wurde im letzten Jahrhundert bis in die 80iger Jahre sogar in der Betriebswirtschaftslehre gelehrt und gefordert, ist aber doch vorbei.
  • „Nichts ist so beständig wie der Wandel“ sagen wir heute. Unser Menschenbild, unsere Sozialisierung, unsere Art zu kommunizieren und zu leben, alles hat sich drastisch geändert. Die Evolution erhöht ihr Tempo.
  • Wie viel unseres „wahren“ Lebens gestalten wir als „Projekt?“ Denken wir in der Schule und Studium, den Berufsweg, auf der Suche nach dem Partner in Projekten? Was planen wir denn in unserem Leben? Wenn wir von Lebens- und Familienplanung reden, meinen wir „Verhütung“. Und wenn wir Kinder bekommen, betreiben wir sie ja auch nicht als aktive Projekte?
  • Wie sehen die Meilensteine eines Lebens aus? Werden Biographien von vorne oder von hinten geschrieben? Und ist nicht immer mehr der Weg das Ziel?
  • Das Leben im Privaten ist doch auch nicht anders als das Leben in einem Unternehmen. Ist unser Leben nicht eins geworden? Agieren wir jetzt nicht in unserer Freizeit wie in der Arbeit? Die schizophrene Trennung von Anzug mit Krawatte im Büro und löchriger Jeans zu Hause verschwindet wie die Trennung von Arbeit und Freizeit. Ist uns nicht das Privatleben letzten Endes wichtiger als unsere Arbeit? Richten nicht immer mehr Menschen ihren Beruf nach ihrem privaten Lebenswerten aus und sind auch bereit, dafür Opfer wie Konsumverzicht zu erbringen?
  • Was ist denn überhaupt das (Projekt)-Ziel des Lebens? Der Tod? Gibt es eine „life-score-card“, die uns am Ende des Weges eine Lebenspunktzahl liefert? Gut balanciert mit finaler Bilanz als Aufschrift für den Grabstein?
  • Der Kommunismus ist übrigens auch mit Planwirtschaft gescheitert. Man denke an 5-Jahres-Pläne, Plan-Übererfüllung, Megaplanung durch Arbeitsteilung im großen Stil sogar zwischen den Nationen des Comecon und Taylorismus bis zum geht nicht mehr?
  • Stellen wir uns die Menschheit doch mal wie einen Fischschwarm vor. Was passiert, wenn in einem Schwarm einzelne Fische oder Gruppen anfangen, einen Plan zu machen und Projekte zu unternehmen? Wie verhängnisvoll wären die Folgen?

Wie gesagt, ich habe mehr Fragen als Antworten. Aber die Probleme werden immer komplexer. Wir beantworten diese mit immer komplexeren Lösungen. Die führen dann zu noch komplexeren Problemen. Das geht immer schneller. Mit den Strategien von gestern werden wir diesen Kreislauf nicht durchbrechen können.

Da darf man zuerst mal Fragen stellen. Und dann neue Ansätze suchen, die wir brauchen werden und die sehr radikal sein dürften.

RMD

P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuchs findet man in der Drehscheibe!

Eine Antwort

  1. Neuzeit 2.0. find ich gut. habe Impulsvortrag zur „neuen Arbeit“ für re:publica entworfen. bin noch dran, das webtauglich in SlideShare oder Prezi aufzubereiten und sehr neugierig, was die neue Neuzeit bringt!

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