Utb Planwagen #3 – Südböhmen

Dieses Südböhmen ist schon ein verflixtes Land. Zuerst mal ist da die Schönheit zu erwähnen: Sanfte Hügel, eine romantische Landschaft mit vielen Wälder und kleinen Ortschaften verbunden durch Straßen, die noch so vernünftig schmal sind wie die meiner Kindheit.

Auch unser Anreise- und Abreiseort Jindřichův Hradec mit seinen cirka 21.000 Einwohnern ist ein bunter Ort. Wir entdecken beeindruckende Gebäude, viel Wasser und eine Fußgängerzone mit quirligem Leben.

Auch unser Planwagen mit Namen Obelix versetzt mich ins Staunen. Er soll ungefähr eine Tonne wiegen. Dafür hat er eine kleine Küche an Bord, vier Betten und manches mehr sinnvolles Zubehör. Und der große Planwagen ist trotzdem deutlich leichter als ein ganz normales Mittelklasseauto. Allerdings bringt die Sita, unser Zugpferd, dann noch mal fast 800 Kilo auf die Waage.

Die Reichweite unseres Gespanns beträgt so um die 30 km pro Tag. Mit einem Pferdewechsel dann vielleicht das doppelte. Da wird sich so manches Elektrofahrzeug freuen, denn es kommt ja viel weiter.

„Unter der Haube“ steckt ja auch nur die Sita, unser Zugpferd. Also eine Pferdestärke, die aber manches den modernen Pferdestärke voraus hat.

So haben wir in diesem Planwagen eine wundervolle Woche in dem mir vorher so fremden und völlig unbekanntem Südböhmen genossen. Eigentlich ein Armutszeugnis, wenn man bedenkt, wie nah es an Bayern ist.

Es waren wunderbare Tage. Wir haben nur freundliche Menschen getroffen. Das Essen war immer gut. Viel frische Luft konnten wir genießen. Die mal kühleren und mal lauen Nächten haben wir im Planwagen gut überstanden und hatten insgesamt viel Spaß.

Als Währung hatten wir die tschechische Krone. Es tut gut, im Urlaub mal wieder anderes Geld zu sehen und Freude, die Preise umrechnen zu müssen. Nach der Umrechnung waren wir oft verblüfft und manchmal betroffen, wie billig die Dinge des täglichen Bedarfs sind. Nur der Diesel und das Benzin sind ein wenig teurer als bei uns. Für die Einheimischen allerdings kostet der Liter Sprit in Relation zu den sonstigen Preisen ein Vermögen. Da überrascht es mich doch, wer auch hier so alles meint, er müsse unbedingt Auto fahren.

Die Krone gewinnt gegen den EURO wohl laufend an Wert. Das muss ja auch so sein, wenn wir bedenken, wie billig für uns in Böhmen nicht nur das Bier in der Kneipe sondern das ganze Leben ist.

Heute Nachmittag geht es dann zurück. Um 14:43 fährt unser Zug nach Pilsen in Jindřichův Hradec ab. Da wir noch ein wenig Reiseproviant besorgen wollen, müssen wir eine Stunde vorher losradlen.

In Pilsen steigen wir um. Der Alex „Albert Einstein“ soll uns nach München bringen. Gegen Mitternacht sollen und wollen wir zu Hause in Ottobrunn sein.

Zumindest ist das der Plan. Denn wir wissen schon, dass dies nicht klappen wird. Die Gudrun, die gestern diese Strecke schon gefahren ist, hat uns von einer deutlichen Verspätung berichtet. Zweimal gab es „Schienenersatzverkehr“. Auf der Hinfahrt hatten wir ja auch schon eine Umleitung, die uns dann letzten Endes die Fahrzeit um zwei Stunden verlängert hat.

So ist das mit der Infrastruktur im Herzen Europas bestellt. Und wir machen uns ab Montag dann wieder Sorgen um die EU und Griechenland? Ist doch einfach pervers.

Macht aber nichts. Wir werden auf jeden Fall irgendwie in München ankommen. Und wenn der Zug viel zu spät ist und der Anschluss gar nicht klappt, dann suchen wir uns halt notfalls ein Hotel in Pilsen. Und genießen noch einen Tag das schöne Böhmen.

Nein, das alles stört uns nicht. Vielmehr war es so schön, dass wir beschlossen haben, bei unserer nächste Radtour  im Juli Tschechien zu durchfahren und Böhmen dabei garantiert nicht links liegen zu lassen.

Und im August besuchen wir dann Griechenland – und freuen uns wieder an dem Spaß, dass Griechenland und der EURO halt so gar nicht zusammen passen.

RMD

Eine Antwort

  1. Die Heimreise hat übrigens gut geklappt. Den SEV zwischen Pilsen und Nepomuk war auf den Mai beschränkt, im Juni fuhr der Zug durch und war pünktlich. In Pilsen hatten wir wieder einen gemütlichen Aufhalt im Restaurant in der Bahnhofshalle.

    Der Alex aus Prag war auch pünktlich und fast leer. Wir konnten es uns so sehr gemütlich einrichten. Alles war so wunderschön.

    Das einzig Unangenehme war dann auf der Heimreise die S-Bahn. Die war zwar auch pünktlich, aber das letzte Abteil am Zugende war so verkotzt, dass es auch im Radabteil daneben nur schwer auszuhalten war. Dafür kann die S-Bahn natürlich nichts.

    Ja, Zugfahren könnte so schön sein …

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