Weitere Gedanken zum (Projekt-)Management

„Ich bekomme immer so ein Grummeln, wenn ich das Wort Projekt höre.“

Marcus Raitner lädt aktuell auf seinem Blog “führung-erfahren” zu einer Blogparade zum Thema  “Beyond Project Management” ein.

“Beyond Project Management” wurde als Motto für das PM-Camp 2014 in Dornbirn vom Orga-Team des Dornbirner PM-Camps erarbeitet. Wie ich finde, ein tolles Motto.

Jetzt lese ich mich durch die Blog-Parade „Jenseits des Projekt Management“ und finde in allen Beiträgen viel Richtiges und Vernünftiges. Und bin sehr angetan und empfehle deshalb jedem, die schönen Artikel dieser Blog-Parade zu lesen.

🙂 Beim Lesen kommen mir allerdings noch mehr Gedanken. So habe ich schon zwei Beiträge für die Blog-Parade geschrieben und jetzt kommt hier noch ein dritter.

In einem Artikel der Blogparade steht zum Beispiel, dass es bei Projekt Management um Praxis, Einfachheit, Menschen, Leadership und vor allem Sinn geht. Das finde ich Klasse!

Nur:
Was haben Praxis, Einfachheit, Menschen, Leadership und Sinn mit der Realität im Projekt Management und Management zu tun?

Weiter lese ich in der Blogparade eine wunderbare Story, die zeigt, wie absurd Projekt Management im Privaten sein kann. Und frage mich, wie etwas, das im echten Leben nicht funktioniert in Unternehmen erfolgreich sein soll? Es geht doch überall und immer um Menschen.

In einem anderen Artikel finde ich so wichtige Sätze wie

  • Projektarbeit bedeutet Ergebnisse unter Unsicherheit zu liefern und
  • Projekte werden nicht genehmigt, sondern finanziert.

Das ist Realität. Aber was heißt das in letzter Konsequenz? Ich verstehe das so:

Die Ergebnisse sinnvoller (Projekt-)Arbeit müssen spätestens ab dem Zeitpunkt der Nutzung fürs Geschäft des Kunden „konstruktiv wirken“. Wie soll das funktionieren, wenn man etwas realisiert, das in „grauer Vorzeit“ geplant wurde und das dann auch noch zum geplanten (und wahrscheinlich ungeeigneten) Zeitpunkt eingesetzt wird?

Jetzt noch meine eigene Erfahrung:

In meinen (IT-)Projekten habe ich nicht ein einziges Mal das am Anfang des Projekts vorgegebene Ergebnis geliefert. Immer kam letztendlich etwas davon recht Verschiedenes raus. Mal in reduzierter Form schon vor oder stark verändert nach dem vorgesehenen Termin. Glücklicherweise (?) hat es immer gepasst und der Kunde hat die Ergebnisse wertgeschätzt. Das war mir sehr wichtig, immerhin hatte er ja meistens ganz schön viel dafür bezahlt und ich wollte ja Folgeaufträge.

So habe ich gelernt, dass Zeitpunkt und Lösung passen müssen, wenn der Kunde zufrieden sein soll. Hätte ich nur einmal einem Kunden das ursprünglich Gewünschte genau so zum vereinbarten Termin geliefert, dann wäre schnell Schluss gewesen mit des Kunden Gunst.

Wir müssen dem Kunden also einen echten Mehrwert liefern, damit er uns gerne bezahlt und neue Aufträge erteilt. Und das ist in der Regel nicht das, was er sich vor Monaten oder mehr ausgedacht und in Auftrag gegeben hat.

Das bedeutet natürlich auch, dass man gemeinsam mit dem Kunden erarbeiten muß, warum man es anders wie gefordert macht. Das ist nicht einfach und kostet nicht nur Kraft. Viele Talente sind hier gefragt.

Ich meine, dass Kundenzufriedenheit nicht mit dem aktuell wohl noch gültigen Begriff von Projekt erreicht werden kann:

Ein Projekt ist ein geplantes Vorhaben, das einen festgelegten Beginn, ein präzises Ziel, festgelegte Parameter (Kosten, Zeit) und ein einzuhaltendes Ende hat.

Diese Definition klingt zwar gut, stammt aber aus einer Zeit des Taylorismus und Industrialisierung.

Ich meine:

Ein Projekt ist kein Projekt mit einem klaren Ziel sondern eine Unternehmung mit offenen Ausgang. Und die „fürs Projekt Verantwortlichen“ müssen ein Team von Unternehmern sein, die viele Rolle beherrschen, auch die des „Verstehers“ und „Überzeugers“.

Ich kenne kein einziges „Projekt“, wo am Schluss das heraus kam, was am Beginn geplant war. Auch das beste „Requirement Engineering“ hat das nicht geschafft. Es gab es immer mächtige Abweichungen bei Funktion, Kosten und Termin. Gerade bei großen Projekten habe ich zu oft Abweichungen erlebt, die früher oder später geometrische Ausmaße angenommen haben.

Diesen Gedanken folgend könnte man den Begriff „Projekt“ durch „Unternehmung“ ersetzen. Die Definition würde dann alternativ so klingen:

Eine Unternehmung versucht Zukunft zu gestalten und dabei die Annahmen des Gestern mit der Realität des Heute und den Anforderungen des Morgen zusammen zu bringen. Und dies als fortlaufende Aufgabe ohne Anfang und Ende.

Einfach weil man sich immer vieles vorher so ganz anders vorgestellt hat als es dann tatsächlich kommt und weil man immer dazu lernt.

RMD

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