Spekulanten bekommen zur Zeit zu viel der Ehre und werden künstlich groß gemacht. Sie werden zum Feindbild und zur großen Bedrohung erhoben. Besonders „die Politik“ beschwört das Feindbild des Spekulanten. Das sind die neuen Bösen, die auf den Bankrott von Ländern spekulieren würden. Ganz bewusst und skrupellos würden sie das Scheitern unserer Währung in Kauf nehmen, nur um ihren Profit zu machen.
(Der Gedanke ist wahrscheinlich schon Blödsinn. In welcher Währung wollen sie denn ihren Profit entgegen nehmen, wenn sie die Währungen zerstören?)
Die Angst vor dem „internationalen Spekulantentum“ geht anscheinend um im Land (oder zumindest in der Politik, sofern die nicht mal wieder lügt). Der Euro müsse vor den Spekulanten geschützt werden, das wäre die neue heilige Aufgabe des Abendlandes, so das Credo. Und dafür wird Kopf und Kragen riskiert. Einen Grund braucht man ja immer, um sich ins Unglück zu stürzen. Man hat schon Kriege wegen weniger Unsinn begonnen.
Ich glaube, dass in jedem von uns ein Spekulant steckt. Ich müsste heucheln, wenn ich sagen würde, dass mir Spekulantentum so ganz fremd ist. Immerhin habe ich aber noch nie mit Aktien gezockt. Außer vier Siemens-Belegschaftsaktien habe ich sogar noch nie Aktien (außer die am eigenen Unternehmen) besessen.
Die wenigen „Spekulanten“, die ich persönlich kenne, sind allesamt durchaus sympathische, ehrliche und sehr kluge Zeitgenossen.
Ich meine, dass Politik und öffentliche Meinung da (wieder mal) die Falschen schlägt:
Spekulanten könnten „unsere“ Währung nicht ruinieren, wenn diese nicht zutiefst krank wäre. Für die Krankheit können aber die Spekulanten nichts. Dafür sind wir alle gemeinsam selber ursächlich verantwortlich. Die Spekulanten machen diesmal nur das transparent, was schon lange jeder weiß. Aber wir alle gemeinsam lieber der „Vogel-Strauß-Politik“ gefolgt sind. Kopf in den Sand stecken als Überlebensstrategie. Kommt aber auch bei der Klimakatastrophe nicht gut, auch wenn es da vielleicht ein paar Jahre/Jahrzehnte länger dauert.
Vielleicht könnte man Spekulanten positiv wie Frühindikatoren sehen, die verhindern, dass es später noch schlimmer wird. Denn den Missstand der kollektiven und totalen Verschuldung machen sie nur sichtbar, verursacht haben sie ihn nicht. Und je früher wir den Kurs ändern, desto besser.
Ansonsten machen Spekulanten genau dieselben Geschäfte wie die (Staats-)Banken, die ihre Marge mit der Finanzierung der Staatshaushalte realisieren. Ganz gleich ob das BayernLB und ähnliche, die HRE oder wie die KfW sind. Die KfW soll jetzt zum Beispiel Geld für 6 % (?) an Griechenland verleihen, welches sie dank der Bürgschaft des Bundes für 4 % (?) am „Markt“ ausleiht.
Und wieso die Profite und Gewinne der „Spekulanten“ verwerflicher sein sollen als die von zockenden Banken, verstehe ich auch nicht. Oder wird mir jetzt erklärt, dass es gute und schlechte Spekulanten gibt – und die Banken die Guten sind. So wie es im Krieg ja immer die Guten und die Bösen gibt. Na ja, vielleicht glaube ich es ja ….
RMD
P.S
Danke, dass ich meinen Frust so richtig vom Leib schreiben durfte. Noch mehr Danke fürs Lesen und Antworten.
2 Antworten
Mostly good stuff, Roland: I am shocked to see it damned with 1 star by somebody who has not pointed out where he disagrees! Every investment involves a prediction, and is thus speculative. (Prediction is difficult especially when it concerns the future). Speculation produces advances (where the speculators get it right), so one can see it as responsible for the coming environment problems. Without it, we would still be in the middle ages. I believe you know a lot more speculators than you think, and you are lucky if one of them is really honest.
You are right that speculators normally stabilise/benefit the market. (As I have made more mistakes than you with shares, I assume I understand them better). As „to hedge“ means to protect oneself against a risky bet, (a horse-racing term originally), the earlier propaganda against „hedge funds“ surprised me, and was roughly as silly as the speculator propaganda.
In fact there are modes of behaviour that cause real damage. With enough resources, it may be possible to drive a company or country into difficulty, in order to pick up assets cheap. The rating agency that suddenly downgraded Greek bonds is said to have very good contact to Washington. Perhaps then it was hoped to lend to Greece at very high interest? No, this makes little sense. It was much more likely to pan out like it has. Alternatively Greece would have gone broke, rather than pay 10% or more on Euro loans. Also the Euro has gone down a bit as a result, which (slightly) damages USA exports.
What causes real damage is wild and silly gambling with large sums. This seems to be done mostly by people using money that they manage but do not own. Hence the recent bank crisis.
Exchange-traded-funds, (ETFs), are supposed to be a nice solid investment for amateurs. But there is a problem. A DAX-ETF invests in DAX shares in proportion to their weights in DAX. So if an AG drops out of DAX, lots of its shares will be sold, driving the price down. This destabilises the AG, benefits those alert to the opportunity and hurts the ETFs. Similarly, shares must be bought in the AG that comes into DAX, with corresponding bad effects.
I am not a banker, so I welcome any corrections.
Auch ich bin sehr gegen das „Spekulanten_Bashing“, das gerade so in ist. Denn der Handel (und das Hoffen auf Preisänderungen – nichts anderes ist doch Spekulation – ist auch ein wesentlicher Treiber unserer Wirtschaft.)
Wo ich mir Gedanken mache ist, wenn täglich 17 mal soviel Öl gehandelt wird als gefördert wird – also wenn Dinge gekauft und verkauft werden, die gar nicht mehr real existent sind. Ist das nicht ein klassisches Schneeballsystem, das irgendwann zwangsläufig scheitern muß?
Sollte man nicht versuchen, sicherzustellen, dass nur noch Optionen auf real existierende (oder entstehende) Produkte handelbar sind?