In dieser Artikelserie beantworte ich die von Studenten gestellten Online-Fragen, die ich in meinem Vortrag
Lehren für Unternehmensführer – das Leben, das Wissen, die Informatik und die Ethik
im Rahmen der Vorlesungsreihe
„Innovative Unternehmer“ / Sommersemester 2010
Führung von wachstumsorientierten Unternehmen
nicht ausführlich behandeln konnte.
Thema: Persönliches
Frage:
Hat Ihnen ihr Wissen aus dem Mathe-Studium bei der Gründung geholfen? Falls ja, welche Aspekte besonders?
Antwort:
Ja!!! Ich halte Mathematik für ein geniales Fach. Mathematik hilft, Logik einzuüben und formal korrekte Schlüsse zu ziehen. Mathematik hilft auch, autonom zu denken. Das Studium der Mathematik verlangt Disziplin, Konzentrationsfähigkeit und Fleiß. Alles sehr nützlich.
Frage:
Sie schreiben auf Ihrer persönlichen Internetseite, dass Sie sieben Kinder haben.
Wie ist es möglich, eine erfolgreiche Gründung sowohl familiär als auch unternehmerisch mit anschließendem „Wachstum“ zu meistern? Wie ist diesbezüglich Ihre persönliche Erfahrung/Meilensteine?
Antwort:
Kinder und Unternehmen schließen sich nicht aus. Unternehmertum heißt Eigenverantwortung. Eigenverantwortung schafft Freiräume.
Zudem ist „Lebenserfahrung“ ein wichtiges Kriterium für „erfolgreiches Führen“. Für mich (und ich glaube allen Eltern geht es so) waren die Kinder das größte „emotionale Erlebnis“ meines Lebens. Sie relativieren die Dinge und verändern manche Wichtigkeit – das hilft auch in Führungspositionen. Vielleicht lehren gerade die kleinen Kinder uns Erwachsenen auch ein gewisses Maß an Weisheit.
Wenn man beruflich erfolgreich ist, dann kann man sich auch mehr Kinder leisten. Das ist sicher eine Binsenweisheit, aber zutreffend. Für uns war es wichtig, viel Raum zu haben und auch den Kindern ein naturnahes Aufwachsen im Grünen zu ermöglichen. Genauso wichtig waren mir immer sehr kurze Arbeitswege (gerade auch wegen der Kinder). Ein großes stadtnahes Haus in München mit Garten war also für mich eine wichtige Voraussetzung, ohne ein recht gutes Einkommen hätte ich mir das nicht leisten können.
Und noch ein Punkt: Wenn man 7 Kinder hat, wird man von vielen Menschen als asozial angesehen. Wenn man dagegen als „erfolgreicher Unternehmer“ 7 Kinder hat, wird man komischerweise anerkannt …
„Meilensteine“ gibt es nicht. Ich glaube, dass es keine Rolle spielt, wann man die Kinder bekommt: Während des Studiums, vor oder nach der Gründung … Es ist alles nur eine Frage von Einstellung und Organisation.
Frage:
Wenn Sie noch einmal die Wahl hätten, würden Sie wieder diese Entscheidung treffen und dieses Unternehmen gründen? Wie lange hat es gedauert, bis Sie Ihre Ideen umgesetzt haben?
Antwort:
Ich würde auf jeden Fall wieder versuchen ein Unternehmen zu gründen oder zumindest freiberuflich zu arbeiten. Allerdings würde ich mit dem heutigen Wissen keine Kapitalgesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH oder AG) sondern eine Personengesellschaft im Sinne eines Partnerkonstruktes gründen. Halte heute Partnerstrukturen wie z.B. bei Kanzleien (Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte …) oder Beratungsgesellschaften für die bessere und faire Aufstellung, GmbH und AG dagegen für viele zeitgenössische Geschäftsideen für überholt. Gar nichts halte ich übrigens von den Mode gekommenen Formen wie Limited GB oder EU-GmbH. Das riecht schon meistens.
Zur Zeitdauer: Das schwierigste war die Suche nach einem geeigneten Partner (ich wollte nicht alleine gründen). Die hat wohl gut zwei Jahre gedauert.
Frage:
Was war bisher für Sie die schwierigste Hürde seit der Gründung des Unternehmens?
Antwort:
Eine schwerwiegende und absurd falsche Personalentscheidung hätte das Unternehmen (und mich) fast ruiniert. Das ist aber glücklicherweise schon weit über ein Jahrzehnt her.
Frage:
Gab es zu Ihrer Gründerzeit ein Vorbild oder einen Mentor, ohne den Sie die Gründung wahrscheinlich nur schwer geschafft hätten?
Antwort:
Vom Anfang bis heute hatte und habe ich Mentoren, die mich begleitet haben. Das war ein Lehrer in der Oberstufe am Jacob-Fugger-Gymnasium in Augsburg, mein Professor an der TUM, tolle Chefs bei Siemens und Softlab, mein Lehrer und Freund Rupert Lay, bei dem ich viele Seminare gemacht habe und andere Unternehmer im engen Freundeskreis. Auch als älterer Manager hatte ich immer einen „persönlichen Coach“, der letzte war ein Ex-Manager der Siemens AG, der auch für mich zum Freund und Berater wurde. Zurzeit bin ich viermal im Jahr in einem Kreis von Unternehmern in St. Gallen in einem Workshops bei RISE. Allen diesen Menschen verdanke ich viel, mein Lebensweg hätte ohne die Begegnung mit diesen Menschen anders und wahrscheinlich deutlich ärmer ausgesehen.
Besondere Vorbilder oder gar Idole dagegen hatte ich nie.
Frage:
Welchen Anlass gab es, dass Sie von einem Angestelltenverhältnis mit sicherem und geregelten Einkommen 1984 in die Selbstständigkeit wechselten? Wie reagierten Ihre Familie, besonders Ihre Eltern, auf diese Entscheidung?
Antwort:
Es gab eigentlich keinen Anlass, sondern nur eine Ursache. Ursache war, dass ich mit meiner Situation als Angestellter aus verschiedenen (nicht nur materiellen) Gründen trotz mehrerer Wechsel nicht zufrieden war. Auch habe ich mir eingebildet, ich könnte manches besser machen, als die Unternehmen, für die ich gearbeitet hatte. Ich wollte aber nicht alleine gründen, sondern habe einen Partner gesucht. Das war nicht einfach, aber wie ich den gefunden hatte, wurde gegründet. So war letztlich das Kennenlernen von Dr. Peter Schnupp und Wolf Geldmacher der Anlass für die Gründung.
Zur Familie:
Schon früher, wie ich von Siemens zu einem damals unbekannten Software-Haus namens Softlab gewechselt bin, waren die vier Brüder meiner Schwiegermutter (alle waren im höheren Staatsdienst) entsetzt. Wie könnte ich nur? Wäre es doch bei Siemens fast so gut wie beim Staat!
Meine Eltern haben sich nie in meine beruflichen Entscheidungen eingemischt, allerdings diese doch immer wieder mit (großer) Skepsis betrachtet.
Frage:
Wie schätzen Sie die aktuelle wirtschaftspolitische Verantwortung der Eliten in unserem Lande ein.
Antwort:
Recht differenziert. Mein Vertrauen gehört da eher dem Mittelstand als den großen Konzernen. Früher waren die die Werte bewahrenden Eliten vielleicht in anderen gesellschaftlichen Segmenten als heute zu finden. Ich entdecke immer mehr Menschen, die mich im Sinne dieser Frage begeistern, bei Medien und NGOs und kaum mehr in der Politik. Aber auch im Internet habe ich Menschen verschiedener Rassen, Herkunft und Berufsgruppen gefunden, die ich dann auch persönlich kennen gelernt habe und denen ich höchsten Respekt und mein volles Vertrauen entgegen bringe.
Frage:
Sehen Sie einen Verfall der Sitten und moralischen Werte?
Antwort:
Nein. Schon Sokrates hat sich über den Verfall der Sitten bei der Jugend beschwert. Allerdings hat ein großer Wandel stattgefunden. Ich meine mehr Moral im öffentlichen Raum wahr zu nehmen, besonders wenn dieser nur schwach reguliert ist. Ich meine auch, dass sich die Intelligenz und Urteilsfähigkeit der Masse bemerkenswert entwickelt hat. Wie man so sagt: Das Volk ist klüger als seine Politiker.
Die Unverschämten sind immer noch unverschämt, aber das war früher genauso.
Enttäuscht bin ich aber vor den traditionellen Hütern der Moral wie den Kirchen und vergleichbarer gesellschaftlicher Instanzen.
Frage:
Was war Ihre erste Programmiersprache und was ist heute Ihre Liebste?
Antwort:
Die erste ALGOL 60. Die liebste: C. Vielleicht, weil C die „letzte“ Programmiersprache war. Von da an gab es nur noch „Programmier-Systeme“.
Um die Jahrtausendwende habe ich meine „Programmierstiefel an die Wand gehängt“.
🙂 Und schreibe lieber Posts im Blog als Programme.
Weiter geht es im nächsten Post dann mit Fragen und Antworten zur InterFace AG.
RMD