Ich liebe die Evolutionstheorie. Das Schöne an
ihr ist die Fähigkeit (fast) jeder neuen Hypothese
(vulgo: Unterstellung) eine Heimat zu bieten, bei
gleichzeitiger Unmöglichkeit eines Beweises.
Kein Wunder, dass die Evolutionstheorie heute
die Wollmilchsau einer romantischen Theoriesehnsucht
vor allem theorieschwacher Disziplinen geworden ist.
So ist sie mittlerweile auch beim Bluthochdruck
angekommen – bei meinen 160 zu 100.
Ja, Sie ahnen es, ich spreche von der Evolutionsmedizin,
die zusammen mit der Evolutionspsychologie und der
Evolutionsphilosophie den ordinären Wucherungen des
Sozialdarwinismus der Evolutionstheorie die feine Note gibt.
Wenn Sie einen einfachen Mediziner nach den Gründen
von Bluthochdruck fragen, dann ist die Antwort, schwierig,
schwierig, bis Sie auf einen Evolutionsmediziner treffen,
der Einfaches und Sicheres zu berichten weiß:
Der Mensch hat hat aus seinen Zeiten als Jäger in der
Savanne das RAS übrigbehalten.
Das RAS (Renin-Angiotensin-System) ist ein hormoneller
Regelkreis, der aus dem Urin Wasser und Salz entzieht
um es ins Blut zu bringen. Da Blut zu 90% aus Wasser
besteht, steigt das Blutvolumen und damit der Blutdruck.
Vor 600 000 Jahren ein sehr sinnvoller Akt, da mein
Vorfahre in der Savanne kaum über Salz und Wasser
verfügte und mit schlappem Blutdruck der Gazelle eher
hinterherschlurfte als jagte.
Und heute?
Die nächste Kneipe ist nah, die Salzfässer sind gut
gefüllt. Was bleibt uns Jetzt-Jägern also? Entweder
das RAS mit Medikamenten auszuschalten oder zurück
zur schlanken Jägersfigur.
Jetzt frage ich mich schon, was ist das für eine
Evolution, die vor 600 000 Jahren stehenblieb?
So habe ich mich entschlossen, sie zu beschleunigen.
Ich werde mir ein Fell (Theaterfundus!) zulegen und
einen Speer (Theaterfundus!) und abends die Hunde
im Park jagen. Im Laufe der Zeit modernisiere ich
behutsam Kleidung und Waffen solange, solange bis
die Evolution endlich die Anpassung vollzogen hat.
Nichts anderes möchte ich, als dass meine geliebte
Evolutionstheorie recht behält.
SIX
Eine Antwort
Wasser auf den Mühlen eines kritischen Freundes der Schöpfungspraxis. Besten Dank 🙂