Die letzte Lektüre historischer Romane liegt für mich jetzt etwa 50 Jahre zurück. Damals waren es die 4 ersten Bände der „Angélique-Serie“ von Anne Golon. Die lebhaften und farbenfrohen Beschreibungen des Lebens am Hofe des Sonnenkönigs faszinierten mich damals wohl weniger als die erotischen Irrungen und Wirrungen der sanftäugig, sinnlichen „Marquise des Anges“, am „Court des Miracles“, unter Piraten im Mittelmeer und im Harem des Sultans von Marokko.
Meyer ist redlicher Reporter bei der „Ostsee-Zeitung“ und präsentiert wohl hier sein Erstlingswerk, ausgezeichnet mit dem ersten Preis im Wettbewerb „Historischer Roman des Jahres“ des Rowohlt Verlages. Meine Meinung ist weniger schmeichelhaft und das gilt für das Buch gleichermassen wie für die Juroren von Rowohlt.
Der Vater des jungen Bodo wird beim Überfall der Wikinger auf Paris getötet, die Mutter verschleppt. Er landet im Kloster und wird später zum religiös inspirierten Serienmörder in der Wikingersiedlung Haithapu. Dort kreuzt sich sein Weg mit Helgi, dem Sohn eines Schmiedes, auf den die slawische Sklavin des hässlichen Nachbarn eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt…
Die Mindestanforderungen an einen Historischen Roman werden erfüllt, Orte der Handlung Schilderung der Lebensbedingungen, Sitten und Gebräuche entsprechen den historischen Gegebenheiten der Mitte des 9. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Über den Rest möchte man eher schweigen. Der Ablauf ist transparent und bietet keinerlei Überraschung, die Personen wirken so profillos und unwahrscheinlich, wie schlecht ausgeschnittene Papierfiguren. Die Sprache ist flach, teilweise vulgär: Da sagt der Slawe zum Wikinger: „Das Wetter ist heute beschissen.“
Kurz gesagt, auf keinen Fall anfassen!!!
HPK
2 Antworten
Guten Tag, Herr Kühn,
schön, dass Sie nach 50 Jahren mal wieder einen historischen Roman „angefasst“ haben.
Eine Anmerkung zu Ihrer Kritik zu meinem „Buch der Sünden“ sei mir gestattet: Der Protagonist heißt Odo und nicht Bodo. Das hätte Ihnen als aufmerksamem Leser auffallen können.
Herzliche Grüße aus Rostock,
Axel S. Meyer
Wie ich finde, eine sehr souveräne und sympathische Reaktion des Autors. Vielleicht sollte man das Buch doch lesen 🙂