Bildung ist in, davon zeugen 26 Auflagen seit 1999.
Meisterhaft führt Schwanitz den Leser auf kurzen Wegen über lange Strecken. Leichtfüssig und humorvoll-genüsslich schmunzelnd schlingt sich der Pfad auf weniger als 250 Seiten durch die Grundlagen und Zusammenhänge der europäischen Geschichte, von den Griechen bis heute. Der Blick richtet sich nicht auf Einzelheiten, wir stehen vor panoramahaften Landschaftsbildern der Vergangenheit, die Beschreibung des Waldes hat Priorität vor den Bäumen. Der Autor begrenzt sich strikt auf das wesentliche.
Europäische Literatur, Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Philosophen, Ideologien, Theorien und die Historie der Geschlechterdebatte werden bis Seite 500 in ihren grossen, essentiellen Zügen skizziert. Bei der Literatur helfen unter anderem konzise Inhaltsangaben von Meisterwerken, die wohl nur wenige jemals gelesen haben: „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, „Ulysses“, „Don Quichote“…
Hier erschöpft sich die Thematik des ersten Teils: „Wissen“, in dieser Form wohl eher Erinnerungsstütze für „Vorgebildete“, der Dornröschenkuss für schlafende Kenntnisse, als eine Einführung für weniger privilegierte.
Im zweiten Teil des Buches werden Sprache, Schrift und die Regeln nach denen man unter Gebildeten kommuniziert, unter der Kategorie „Können“ in den Bildungsbegriff integriert. Schliesslich wird es nicht versäumt klar zu machen, was man als „Gebildeter“ nicht wissen sollte.
Für quizbegeisterte Bildungsathleten bieten Zeittafel, Buchtipps zum Weiterlesen und eine Chronologie der Kulturgeschichte ein ausgiebiges Trainingsprogramm.
Die stringent geisteswissenschftlich zentrierte Bildungsdefinition, sowie eine auf Europa beschränkte Geschichtsbetrachtung stehen natürlich im Mittelpunkt der kritischen Analyse des Inhalts. Angesichts der völligen Ausklammerung der Naturwissenschaften ist dem nicht zu widersprechen. Auf der anderen Seite scheint mir, dass der Standpunkt von Schwanitz durchaus dem gängigen bildungsbürgerlichen Kanon entspricht und in diesem Rahmen seine Gültigkeit hat.
Leider kommen auch die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften definitiv zu kurz. Diese Liste der „shortcomings“ von „Bildung“ könnte hier natürlich noch beliebig und phantasievoll erweitert werden. Das wäre jedoch nun wirklich viel zu einfach. Mein Vorschlag geht dahin, den Untertitel „Alles was man wissen muss“ einfach mit 3 Fragezeichen zu erweitern.
„Bildung“ ist ein ebenso erfrischender wie lehrreicher Lesegenuss, der sich leicht und luftig konsumieren lässt. Greifen sie zu!
Unbedingt Lesen!!!
HPK
2 Antworten
How do you get all these books? Do you buy them?
Hi Chris,
I have the strange feeling that there is some hidden intention behind your questions, still I do not quite capture it for the moment.
When I was a teenage boy, I may have been tempted, on certain occasions, to „subtelize“ books during unobserved moments in the newsstands of railway stations. Decades later when I started to write reviews for the IF-blog, I came to think that Roland would send some free paperbacks every once in a while but that turned soon out to be a desparate illusion.
The reality is desparately prosaic and cost intensive.
In France, my main source of procurement for english and german books is Amazon or the british library of WHSmith in rue de Rivoli Paris. In Germany, I was never disappointed by Hugendubel (nice choice of english books!) in Munic Center, the newsstand at the Bad Endorf railway station, which is in a position to get you anything within 24 hours and Dussman in Berlin Friedrichstrasse, which I highly recommend to your attention.
I try to read the works of anglo saxon authors in the original version. It not only gives me a much better feeling for the individual style but also helps me to keep my english updated.
If you want to send a parcel with a free selection from your private library, by all means, feel free to do so!!!!
I wish you a nice day!
Hans-Peter
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