Das Paradoxum des Militärseelsorgers (Spieltheorie/Moralphilosophie).

Dieses „Spiel“ liegt zwischen Spieltheorie und Moralphilosohie. Wir haben es vor gut 20 Jahren in einem Philosophie-Seminar durchgearbeitet. Die makabere „Coverstory“ geht so:

Im zweiten Weltkrieg hat eine deutsche Kompanie in Italien schwer unter Partisanenangriffen zu leiden. Da die Verluste beträchtlich sind, fahndet die Wehrmacht nach den Partisanen und entdeckt ihr Heimatdorf.  Zehn Partisanen werden festgenommen und sollen zur Abschreckung auf der Stelle erschossen werden.

Bei der Kompanie ist ein Militärseelsorger. Er setzt sich beim Kompaniechef für die Festgenommenen ein. Der Hauptmann macht ihm ein Angebot. Wenn der Pfarrer bereit wäre, den Anführer der Partisanen eigenhändig zu erschießen, würde er die neun verbleibenden Partisanen freilassen.

Man kann das Spiel noch verkomplizieren, indem man auch Frauen und Kinder als Geiseln mit einbezieht.

Ja, was soll der arme Militärgeistliche jetzt machen?

Er steckt in einer paradoxen Situation. Er kann zum Mörder werden – und damit neun Menschen das Leben retten. Ober er bleibt unschuldig (?) und verursacht den Tod von neun Menschen. Eigentlich bleibt ihm nur, sich selbst zu erschießen. Das ist aber nicht Teil des Spiels.

Das Spiel mag helfen, die Problematik von deontologischer Ethik zu diskutieren. Und dieser eine konsequenzialistische Ethik gegenüber zu stellen. Aber zu mehr?

Auch in dieser – ich hoffe, erfundenen Geschichte – hat der Parameter „Anzahl der Partisanen“ ein besonderes Gewicht. Nehmen wir mal an, es wären nicht 10 sondern 100 oder gar 1000 Partisanen?

Ich persönlich finde dieses Beispiel genauso unsinnig wie die Frage, ab welchem Betrag eine Frau käuflich ist (Über so etwas dreht Hollywood sogar Filme). Oder wie viel Geld man einem armen schwarzen Jugendlichen am Kap von Horn anbieten muss, damit er sich an einer Piratenaktion beteiligt.

Das hat auch nichts mit Grenzmoral oder Ethik zu tun. Ist einfach albern.

RMD

3 Antworten

  1. Roland, can you explain why you find this fatuous? Of course the pastor has a difficult decision. Can he trust the officer to keep his side of the bargain? If he shoots, will it undermine the place of religion in the minds of many soldiers, thus making the war even more evil? Will he condemn one more soul (his own) to hell, even if he shoots for a good reason?
    But the basic question is whether one should act according to a lot of rules, or by applying a few beliefs intelligently.
    This situation relates to the recent discussion in Germany about whether to shoot down a passenger plane if it seems certain that terrorists on board plan a disaster.
    The policeman, who threatened a murderer with torture to try to save a victim, was in a similar situation. (I rather respect what he did).
    At the weekend, I read an article in SZ by an American professor, who argued that democracy in USA is at risk due to ignorance and a retreat from rationality. The Tea Party is gaining ground by advocating less taxes and more military spending, regardless of what then happens. The professor writes that rational discussion and readiness to compromise is vital for democracy.

  2. Lieber Chris, bei all diesen Spielen sind genau solche Überlegungen wie ob man den Regeln vertrauen kann, ausgeschlossen. Per Definition ist es so.

    Die anderen Überlegungen sind zwar möglich, aber natürlich „konsequenzialistisch“. Insofern hast Du die Variante „deontologische Ethik“ gar nicht berücksichtigt.

    Dein Policeman-Beispiel ist ein ganz anderes Spiel …

    Den Zusammenhang mit der dem „American professor“ verstehe ich nicht.

  3. Roland, sometimes I think you try hard not to understand me. I quote from wikipedia:-
    „Deontological ethics is commonly contrasted with consequentialist or teleological ethical theories, according to which the rightness of an action is determined by its consequences“.
    Of course the distinction is unclear, (as with so much philosophy), since one anyway needs „rules“ to judge whether the consequences are good or bad. But there is a „common sense“ distinction.
    My examples are all relevant. The policeman had a very specific rule prohibiting torture threats. But he decided to go for the consequential possible saving of life. This is just like the pastor with the Mosaic rule „do not kill“ and possible consequential saving of life, if he kills.
    The Tea Party case stretches the analogy a bit. These people believe in low taxes for the rich, and keeping USA militarily strong. They are not interested in discussing possible consequences such as budget deficits, destabilized world finances and civil unrest. The professor wrote that they regard educated argument as „elitist“. For instance, the scientists who worry about climate change are conspiring against the good-old-boys with there SUVs.
    My own philosophy goes back to Shakespeare and Darwin. „Nothing is good or bad, but thinking makes it so“. The best rules are the ones that work, (i.e. survive). This leads to „I do what I do“.
    I see that this explanation is much harder to understand than my first comment, but do try!

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