Lese gerade die FAZ am Sonntag. Über #Guttenberg und den #Hunger in Afrika. Die Zeitung gefällt mir immer besser. Aber diese Woche gab es auch eine wirklich gute Nachricht – und da habe ich mich richtig gefreut:
Der deutsche Bundestag hat eine (siehe Artikel)
Kinderlärm-Novelle
beschlossen. Danach wird Lärm aus Kindergärten und anderen Kindereinrichtungen, Schulen und Spielplätzen anders eingestuft als andere Lärmquellen. Kindergeschrei ist also keine Umweltverschmutzung mehr!
Die positive Überraschung: Vor der Beratung hatte sogar die Senioren-Union der CDU, der bis dahin größte Gegner der Novellierung, ihren Widerstand gegen die Gesetzesänderung aufgegeben!
Mir fällt da ein Interview in der Süddeutschen vom 29. Dezember 2010 mit dem Umweltreferent der Landeshauptstadt München, Joachim Lorenz, ein. Da ging es vor allem über die Feinstaubbelastung durch den Verkehr, um Flüsterasphalt und den Lärm in Wohngebieten. Ziemlich deutlich kam heraus, dass der Autoverkehr die mit Abstand größte Belastung der Menschen in den Städten (zumindest in München) ist.
Manche Antworten von Joachim Lorenz klangen aber leicht resignierend. Ich zitiere:
„… Autoverkehr wird als gegeben, als Schicksal genommen. Zudem ist es da meist eine gleichmäßige Beschallung, zumindest tagsüber …“
Also: Das Leiden unter dem Lärm des Individualverkehrs ist quasi göttlich vorgegebenes Schicksal. Man nimmt es hin. Besonders wenn der Lärm schön gleichmäßig ist, so dass man sich gut an ihn gewöhnen kann.
Anders bei den Kindern. Fröhliche Kinderstimmen einmal am Tag in der großen Pause neben einer Schule werden als lästige Ruhestörung empfunden. Ich vermute auch wegen der ausgestrahlten Lebensfreude, die so manchen frustierten alten Deutschen stört.
Wie auch die Nachbarschaft zum Kindergarten für den Wert der eigenen Immobilie schädlich scheint, weil der Spiellärm aus dem Kindergarten potentielle Interessen abschrecken und so als Standortnachteil gesehen wird.
Was ist das für eine Gesellschaft, in der wir leben (und die wir ja bestimmten)?
Insofern ist die Kinderlärmnovelle wirklich ein kleiner Schritt in eine gute Richtung.
RMD
P.S.
Immer wenn ich im Sommer an einem Kindergarten vorbei radele, freue ich mich über das Leben dort und auch den Lärm der Kinder, die fröhlich laut im Garten spielen. Wenn ich wie in meinem Liegestuhl am sonnigen Samstag im Sommer liege, freue ich mich gar nicht über permanenten Rasenmäherlärm, der in Deutschlands besseren Gegenden scheinbar unvermeidlich ist.
Aber das gehört sich so, denn unsere Villen brauchen ihren „englischen“ Rasen genauso wie wir die Autos brauchen. Kinder brauchen wir dagegen nicht, die würden ja nur unseren gepflegten Rasen betreten. Aber dafür ist er halt nicht da, so wie der Raum in den Städten eben auch nicht den Menschen sondern den Autos gehört.