Lange, lange ist es her, da haben wir uns aufgemacht zur Konrad-Zuse-Radtour. Die ganze InterFace Connection GmbH (Vorgänger der InterFace AG) ist mit dem Rad in mehreren Etappen zu Konrad Zuse in Hünfeld gefahren. Hünfeld lag damals nahe der „Zonengrenze“.
Drei Jahre (1985 – 1987) waren wir jeweils eine knappe Woche auf dem Fahrrad unterwegs und haben eine Etappe zurückgelegt (einen Teil der Strecke haben wir im Bus zurückgelegt, heute wären wir natürlich alles geradelt). Dann sind wir von Konrad Zuse in seinem Hause auf das herzlichste begrüßt worden.
Am Abend gab es im zentralen Gasthof in Hünfeld einen großen Empfang für uns und die Familie Zuse. Konrad Zuse hat sich sehr gefreut und eine tolle Rede gehalten (Es gibt sogar noch ein Video davon). Dass jemand auf die Idee gekommen ist, ihn mit dem Fahrrad in Bad Hünfeld zu besuchen, hatte ihn sehr gerührt.
In seiner Rede hat er einen Herzenswunsch geäußert. Das man von Hünfeld wieder mit dem Rad nach Dresden fahren könne und er dort seinen Freund Lehmann genauso einfach besuchen könne, so wie wir ihn besucht hätten. Aber das würde wohl nie mehr möglich sein, meinte er.
1989 war ich dann in Dresden und habe Gerhard Saeltzer besucht. Wir haben gemeinsam die “Erste deutsch-deutsche Fachtagung für moderne Software und Computer Systeme – SoftSys” organisiert. Und siehe da, im selben Wohnhaus, ein Stockwerk höher, hat Joachim Lehmann gewohnt. Das Namensschild habe ich noch gut in Erinnerung. So klein ist die Welt.
Konrad Zuse war ein Pionier und Visionär. Utopien faszinierten ihn.
Zum EDV-Pionier wurde er, weil er Bau-Ingenieur war. Und er wollte die aufwändigen Rechenarbeiten von einer Maschine erledigen lassen. Deshalb baute er Rechenmaschinen. Zuerst mechanische, dann elektronische. Und erfand das binäre Zahlensystem.
Wir durften ihn in seinem Atelier besuchen, das voll von schönen Bildern mit kühnen Stadtvisionen war. Das abgebildete Bild hat er uns geschenkt. Heute hängt es im Büro hinter meinem Schreibtisch. Wer es bewundern will, darf mich gerne besuchen.
Ich mag das Bild sehr gerne. Es erinnert mich an eine absurde und synthetische Stadtwelt.
In „Middle East“ werden seit Jahren Wolkenkratzer und Zukunftsstädte in einem unvorstellbarem Tempo in die Wüste gebaut. Ich bin gespannt, was aus diesen Wüstenstädten wird, wenn das Öl zu Ende geht.
RMD
P.S.
Das Porträt von Konrad Zuse ist von Wolfgang Hunscher, Bochum. Aufgenommen wurde es wohl so 6 Jahre nach unserem Besuch bei ihm. Wolfgang Hunscher hat es in Wikipedia bereitgestellt – vielen Dank!