Alle haben Angst vor der „Cloud“. Weil die schwarzen Männer in der Cloud unsere Daten fressen und/oder missbräuchlich nutzen könnten. Unsere wertvollen persönlichen Daten!
Besonders schlimm ist es, wenn die Wolke im Ausland steht. Dann gäbe es ja gar keine Kontrolle mehr. Der amerikanische Geheimdienst könnte unsere Daten lesen. Wenn die Cloud in Deutschland steht (schwebt) ist es aber nicht besser. Vielleicht kann dann der amerikanische Geheimdienst unsere Daten nicht lesen, aber bestimmt der deutsche. Und eigentlich ist es mir gleichgültig, welcher Geheimdienst meine Daten liest.
Warum sind uns unsere Daten so heilig? Ich verstehe das nicht. Nichts ist für mein Leben so unwichtig, wie dies meine Daten sind. Wer von mir etwas wissen will, der soll mich einfach fragen. Gerne antworte ich – auch öffentlich. Das meiste findet man eh unter duerre.de oder www.if-blog.de.
Wenn ich ein ängstlicher Typ wäre, dann hätte ich schon Angst vor Wolken. Aber ganz anderen. Nämlich denen, von denen ich tatsächlich abhängig bin. Aus denen all das kommt, was ich wirklich zum Leben brauche.
Wasser
Wasser kommt aus dem Wasserhahn. Der ist der Zugang zur Wasser-Cloud. Die ist ziemlich ungesichert. An vielen Stellen könnten Übeltäter es mit Gift versorgen. Den Giftterror im Wasserwerk kennen wir zwar nur aus dem Film – aber nur zu leicht könnte er Realität werden. Ein böser Terrorist würde genügen, uns alle zu verderben.
Wasser aus der Flasche aus dem Supermarkt hilft auch nicht weiter. Zuviel Schwachstellen hat auch diese Cloud, dem Bösewicht sind auch hier Tür und Tor geöffnet. Einen eigenen Brunnen hat kaum mehr einer. Der würde aber auch nichts helfen, weil die Cloud der Dioxine oder der Radioaktivität schon auf dem Wege ist, ihn zu verseuchen.
Aufs Bier ausweichen ist kein rettender Gedanke. Das kommt nur zu oft aus der InBev-Cloud. Und dies auf einem sehr riskanten Weg. Bis es dann endlich im sicheren Hafen meines Kühlschranks ist.
Nahrungsmittel
Alle Nahrungsmittel, ob Gefrierkost, Getreide, Grundnahrungsmittel aller Art, Gemüse und Obst, Fisch oder Fleisch, Kantinenessen, alles kommt aus der Cloud. Und da passiert auch gelegentlich etwas. Mal produziert die Cloud Hühnerfleisch mit ein klein wenig Dioxin, dann sind es tief kühl gefrorenen Erdbeeren. Die kommen aus China und machen unsere Kinder krank. Verstehe zwar nicht, warum wir in Deutschland im Herbst tief gefrorene Erdbeeren aus China essen müssen, hätten wir doch genug Äpfel, Birnen, Pflaumen … im Lande. Aber die Cloud macht es halt möglich, und das Apfelmus kommt ja auch aus der Cloud. Und bestimmt nicht aus der Nachbarschaft.
Aber wir vertrauen der Cloud. Sie wird die Welternährung schon stemmen und uns auch morgen füttern …
Energie
Der Strom kommt aus der Steckdose. Die ist die Schnittstelle zur Cloud. Der Sprit kommt aus dem Zapfhahn an der Tankstelle. Wenn die Cloud uns keinen Strom mehr gibt, gehen die Lichter aus. Wenn der Zapfhahn nur noch tröpfelt, stehen die Autos nur noch unnütz im Wege.
Woher der Strom oder der Sprit kommt, wissen wir nicht. Und wollen es auch gar nicht wissen. Die Cloud wird das schon machen. Mit oder ohne Wende. Außerdem ist die Energie ja nicht so lebensnotwendig wie das Wasser und die Nahrungsmittel. Ist doch nicht so schlimm, wenn der Strom mal schlecht ist.
Geld
Geld kann man nicht essen. Fürs Leben ist es noch unwichtiger als die Energie. Die meisten von uns haben eh zu viel davon. Deshalb kaufen wir uns allen möglichen Unsinn, den wir gar nicht brauchen. Das was vom Geld übrig bleibt lassen wir bei der Bank. So haben wir’s gelernt! Zu viele Jahre hat man uns eingebläut, dass nur das dumme Großmütterchen sein Geld im Strumpf unterm Sofa oder im Kopfkissen versteckt. Nein, wir denken offensichtlich, dass die Geld-Cloud ganz lieb und sogar fürs System relevant ist. Und geben ihr unser ganzes Geld. Damit sie es für uns arbeiten lässt. Und wenn wir zu wenig Geld haben, dann holen wir es uns von ihr.
Wasser, Nahrungsmittel, Energie, Geld und vieles mehr kommt aus der Cloud. Ich wüsste gar nicht, was heute nicht aus der Cloud kommt. Und trotzdem können wir gut schlafen …
Nur wenn unsere Daten in der Cloud sind, dann werden wir um unseren Nachtschlaf gebracht. Warum eigentlich? Haben wir Angst vor unseren Daten? Warum sind wir so in Sorge, dass andere erfahren könnten, wer und was wir wirklich sind? Erinnern uns unsere Daten an unsere Schandtaten? Quasi als modernes schlechtes Gewissen?
Ich muss gestehen, ich verstehe allgemein die mal kollektive und mal individuelle Hysterie um personenbezogene Daten nicht. Ganz gleich ob diese in der Cloud liegen oder woanders. Habe noch einiges vor im Leben. Aber einen Job würde ich nie machen: Datenschutzbeauftragter.
RMD
P.S.
Kennungen und Passworte zu Internet-Seiten wie Ebay oder zur Bank sind für mich keine Daten sondern Schlüssel. Und auf Schlüssel sollte man schon aufpassen. Auch wenn ich gestehen muss, dass mein Umgang mit meinem Hausschlüssel auch sehr lax ist.