Bei Nadja’s Vortrag zum „Sinn des Lebens“ vom letzten IF-Forum mußte ich an die vielen Stunden denken, die ich in meinem Leben sinnlos verbracht habe. Zuerst ist mir die Zeit eingefallen, die ich mit Fernsehen und Autofahren verbracht habe. Es gab so ein paar Jahrzehnte in meinem Leben, in denen ich täglich im Schnitt mehr als fünf Stunden vor dem Fernseher und am Steuer eines Autos verbracht habe.
Einfach mal so los gerechnet, sind das bei 5 Stunden am Tag 1825 Stunden im Jahr. Nehmen wir mal nur 2 Jahrzehnte, dann bin ich in diesem Zeitraum 36.500 Stunden im Auto und vor dem Fernseher gesessen. Und das mit sehr vorsichtigen Annahmen. Irgendwie frustrierend.
Und dann fällt mir ein, dass ich spätestens ab 1977 in meiner beruflichen Laufbahn auch immer mehr Zeit in Besprechungen verbringen musste. Viele davon waren ziemlich unnötig und unproduktiv. Oftmals hätte ich die Zeit lieber für die Projekte genutzt, an denen ich gerade gearbeitet habe.
Das hat sich nicht geändert. In vielen Unternehmen herrscht immer noch ein fast krankhafter Drang zu Besprechungen. Viel zu viele, die viel zu lange dauern. Und weil man so viel Arbeitszeit mit Versprechungen füllt, muss man dann halt oft bis tief in die Nacht nacharbeiten.
Warum macht man so viele Termine, die länger als 20 Minuten sind? Kompetente Leute können und müssen in 20 Minuten sehr viel Information austauschen und gute Entscheidungen fällen.
Nur die Praxis ist halt anders. Besprechungen sollten ja immer gut vorbereitet sein. Deshalb haben sie eine Agenda. Die muss abgearbeitet werden. Und jeder Punkt dauert meistens viel länger als nötig.
Oft läuft das so: Vier TOP (Tagesordnungspunkte) sollen besprochen und entschieden werden. Weil es ganz schwierige TOP sind, haben die Einladenden zwei Stunden geplant. 30 Minuten pro TOP. Der Termin war schwer zu finden, da alle Teilnehmer ja dauernd in Sitzungen sind und die Terminkalender deshalb so voll sind. Deshalb wird das Meeting in frühesten zwei Wochen stattfinden. Wenn der Termin dann stattfindet, haben sich in der Regel zwei der vier TOP schon von selbst erledigt.
Jetzt könnte man meinen: Die TOPs, die sich erledigt haben, können doch gleich mal gestrichen werden. Dann hat man nur noch halb so viele TOPs wie geplant. Also kann man doch die Zeit der Besprechung auf die Hälfte reduzieren. Also nur eine Stunde an Stelle von zwei besprechen – und dann wieder an die Arbeit gehen. Aber denkste! So etwas habe ich in meiner Zeit als Besprechungsteilnehmer nur selten erlebt.
Nein, meistens werden ganz spontan neue Themen gefunden. Wenn man schon mal zusammen ist. Es wird rumgegockelt, spekuliert, philosophiert. Argumente werden kreuz und quer aber selten zusammenhängend in den Ring geworfen. Ein Teil der Teilnehmer erfreut sich am rethorischen Spiel, andere leiden unter dem oft in Geschwafel ausartenden Wortarien.
Andere flüchten sich in eine Art maskierten Büroschlaf und träumen von besseren Zeiten und schöneren Orten. Nur wer schnarcht, fällt unangenehm auf. Und so wird alle Zeit, die geplant war, dann auch wirklich aufgebraucht. Und meistens wird auch noch überzogen. Warum eigentlich nur?
Ja, ich habe viel zu viel Zeit in meinem Leben vor dem Fernseherm im Auto sondern auch in Besprechungen verbracht. Aber ich schaue nicht zurück, sondern nach vorne.
🙂 Also – Fernsehen off, Autofahren off, Besprechungen off.
RMD