Vor kurzem habe ich im Münchner Volkstheater „Moses“ gesehen. Das Stück hat mich tief bewegt. Es hat auch wieder mein Wissen über „den brennenden Dornenbusch im Berg Horeb“ aktiviert. Diese Episode stellt in der Religionsgeschichte einen markanten Wendepunkt da, hat sich hier doch erstmalig Gott mit einem „auserwählten Volk“ einen Bund geschlossen – zumindest in den Köpfen der Menschen. Und seitdem sind die überlieferten und oft als „heilig“ bezeichneten Geschichten der Menschheit geprägt von einem Gott in der Rolle eines Bündnispartners der eigenen Interessen oder Gruppe.
Mich bringt aber schon der Gedanke eines „auserwählten Volkes“ aus der Fassung. Ich denke an eine schreckliche Parallele zu unserer jüngsten Vergangenheit. Sind wir doch vor noch nicht mal 100 Jahren auch einem Wahnsinnigen hinter hergelaufen, der den Anspruch hatte, eine Herrenrasse in die ihr angemessene 1000-jährige Zukunft zu führen. Und damit unendlich viel Leid verursacht. Vielleicht weil zu ihm auch mal so eine Art „brennender Dornbuch“ gesprochen hat?
Und die Verrücktheit hört ja nicht auf. Panzer werden von Militärpfarrern gesegnet. Selbstmordattentäter und -attentäterinnen sprengen sich im Namen Gottes in die Luft. Und Gott wird immer wieder als Bündnispartner der eigenen Interessen vereinnahmt. Und genau das widerspricht doch einer Welt geprägt von Liebe, Respekt und Ehre. Und im „heiligen Land“ ist die Situation verfahrener als je zuvor …
Ich kann nur empfehlen: Moses im Volkstheater anschauen. Und werde demnächst mal von meinem eigenen religiösen Erleben im Alter so von 9 – 10 berichten.
RMD
P.S.
Das Foto ist Pressematerial zum Stück. Es gehört dem Münchner Volkstheater, das Copyright liegt beim Fotografen Arno Declair.