Privatheit 2 – die Daten

In Privatheit 1 habe ich über die unschädliche Entsorgung der privaten realen Dinge im Fall des eigenen Todes geschrieben. Und habe die gemeint, von denen keiner wissen soll, dass ich so etwas habe.

Wie ist es aber mit den Daten? Den geheimen Briefen, die vielleicht mal geschrieben wurden. Den geheimen Bildern, die gesammelt wurden? Und vor allem den unzähligen gespeicherten Interaktionen, die irgendwo auf Elektronika herum liegen? Die privaten Aufzeichnungen und Überlegungen zu diversen Themen?

Die unzähligen Platten und Rechner, die irgendwo stehen? Vielleicht schon vergessen worden sind? Wie muss die testamentarische Anordnung aussehen, um sicher zu stellen, dass das alles zeitnah nach dem Todestag verschwindet? Damit auch das Unangenehme und deshalb wahrscheinlich oft so „Private“ auch wirklich keiner erfährt?

Aber halt. Will man das wirklich, die Spuren des eigenen Lebens komplett ausradieren? Geht dabei nicht vieles verloren? Was soll mit der eigenen Website und dem Blog geschehen, den man mit Leidenschaft betrieben hat? Braucht es einen digitalen Grabstein im Internet, der alles mit einem Klick öffnet?

Oder ist ein digitales Grab des Vergessen vorzuziehen, in dem die Reste des eigenen digitalen Lebens geschüttet und dann mit „Erde bedeckt werden“.  So etwas wie „/dev0“ in meinem alten „Unix-Leben“.

Wahrscheinlich wäre es doch besser, ein transparentes Leben zu führen und das so stehen zu lassen. Wenn möglich ohne Ausnahme. Und Dinge, bei denen man nicht ertappt werden möchte, am besten gar nicht erst tun. Den Schwindel sein lassen – oder zu ihm zu stehen.

Dann werden keine großer Geheimnisse entstehen, die man „Andere“ nicht wissen lassen möchte und deshalb verstecken und letztendlich löschen muss.

Aber sind „schlechtes Gewissen“, Schuld und Scham denn eigentlich wirklich natürliche menschliche Eigenschaften? Oder hat man sie uns vielmehr irgendwie eingeredet? Sollten wir uns dann nicht endlich davon befreien? Um uns auch ein wenig weniger Sorgen über unser „privacy“ machen zu müssen?

Ängste und Sorgen machen doch nur unser Leben schwer. Und gerade bei den Daten finden sie doch wirklich nur in unserem Kopf statt. Also – weg damit – mit den Ängsten und Sorgen! Aber nicht mit den Daten!

RMD

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