Mir fällt auf, dass wir früher, wenn wir über Organisationen gesprochen haben, sehr oft das Wort „berichten“ verwendet haben. So hieß es laufend zum Beispiel „Herr Meyer berichtet an Frau Müller“ (Natürlich meistens andersrum 🙂 )
Und dieser Begriff des „Berichtens“ impliziert doch förmlich eine hierarchische Struktur mit einer absolut nicht kommutativen Relation. Organisation wird schon sprachlich zum Baum, der auf dem Kopf steht. Hier wird „von unten nach oben“ berichtet. Und schon drängt sich der nächste Gedanke auf:
Und natürlich von oben nach unten kommandiert. Oder angewiesen? Was ist denn das Gegenteil von „berichten“ in diesem Sprachspiel?
Aber zurück zum Berichten: Was wird denn berichtet?
In allgemeiner Form wird Wissen berichtet. Das besteht aus allem möglichen: Informationen, Erkenntnissen, Ergebnissen, Entscheidungen …
Fast logisch ist aber der nächste Gedanke:
Würdigt der Begriff des „Teilens“ das hohe Gut des „Wissens“ nicht viel besser? „Wissen teilen“ hat doch schon sprachlich eine ganz andere Kraft als „Wissen berichten“. Und „Wissen teilen“ klingt symmetrisch. Man assoziert „teilen“ automatisch mit einem Netz.
So komme ich nur über sprachliche Spiele von der Hierarchie zum Netz. Man müsste dann unternehmerisch nur noch die Ablauf- und Aufbauorganisation (so nannte man die „Prozesse“ früher) an das neue Verständnis anpassen.
Aber dies erfordert nicht nur ein paar Sprachspiele sondern eine neue Unternehmenskultur. Und genau daran scheint es mir in vielen Projekten, Bereichen, Unternehmen … etc. zu haken.
RMD
Eine Antwort
Sprache kann manchmal so verräterisch sein. Das Gegenstück zum Berichten wäre vielleicht das (meist selektive) „in Kenntnis setzen“