Das PM-Camp in Berlin ist jetzt auch schon wieder eine Woche her. Ich hatte da eine Session mit einem Beitrag zu „Ethik/Moral & Management heute“ ausgestaltet.
Den ersten Teil meines Vortrages „Moral versus Ethik“ habe ich schon veröffentlicht (LINK). Hier Teil 2 als Versuch, ein „ideal-typisches“ Bild eines modernen Managers zu formulieren.
Welche Eigenschaften und Qualitäten sollten Menschen haben, die für ein soziales System wie ein Unternehmen in überdurchschnittlichen Maße Verantwortung übernehmen, wesentliche Entscheidungen treffen und wirksam handeln? Denn das sind für mich die Manager, Führungskräfte, Unternehmer oder wie immer man sie auch nennen möchte.
Um zu strukturieren, gruppiere ich die Begriffe dazu in drei „Cluster“:
Operativ – Strategisch – Normativ.
- Operativ
Hier möchte ich die „normalen“ Qualitäten erwähnen, die so ein „Manager“ heutzutage wohl haben sollte oder sogar muss. Also über eine gute fachliche und kaufmännische Kompetenz zu verfügen, bewusst Zuhören zu können, die aktive Kommunikation in Wort und Schrift beherrschen. Aber auch als intelligenter, schlagfertiger und souveräner Mensch auftreten zu können, eben verhandlungssicher und mit einem guten Instinkt ausgestattet. Also über das richtige Maß an Extrovertiertheit und Gewandtheit zu verfügen. Auch eine halbwegs gute Kinderstube und ein gesundes Maß an Gesetzestreue wäre mir wichtig.
All diese Qualitäten sind sicherlich nützlich. Welche wirklich notwendig sind, mag ich nicht beurteilen, aber ich mir sicher, dass wir hier keine hinreichende finden. - Strategisch
Hier sehe ich das Führungsmoment. Der Anspruch wächst: Begriffe wie „Innere Freiheit“, „Emphatie“, Konfliktfähigkeit, Vorbildfunktion fallen mir ein. Eine gesunde Identifikation mit den Werten und der Kultur des Unternehmens erscheint mir sehr wichtig. Ich würde mir ein gesundes Maß an Demut vor der Aufgabe wünschen. Und besonders sollte eine Führungskraft auch den Unterschied zwischen Moral und Ethik (siehe Teil 1 meines Vortrages) verstehen und in der Lage sein, „ethisch“ verantwortet zu entscheiden. - Normativ
Auch hier sehe ich eine weitere große Herausforderung. „Unternehmerische Qualitäten“ sind gefragt Es geht darum, sich ganz bewusst „Jenseits der Beliebigkeit“ und in „Verantwortung“ zu begeben. Man muss in der Lage sein, sich mit den Werten des Unternehmens und der Kultur (einer sehr mächtigen Welt, die sich quasi automatisch gebildet hat) konstruktiv und kritisch auseinandersetzen. Den Willen zur „Veränderung“ aufzubringen. Dazu braucht es Primärtugenden wie „Zivilcourage“ (Bürgermut) und „Konstruktiven Ungehorsam“.
Ein Mensch und/oder Manager, der mit solchen Qualitäten ausgestattet ist, würde ich als „agil“ bezeichnen. E r sollte in der Lage sein, zu unterscheiden, was „gut“ oder „schlecht“ für seinen Verantwortungsbereich iar und so freie Entscheidungen fällen zu können, die öfter zu den richtigen denn falschen Handlungen führen.
Bei einem meiner Vorträge zum Thema Führung kamen wir in der Diskussion auf das Thema „Charisma“ zu sprechen. Ist „Charisma“ eine notwendige Eigenschaft, um „führen“ zu können? Ich glaube, dass „Charisma“ ein Missverständnis ist. Denn nicht die Menschen sind „charismatisch“, sondern ihre Handlungen werden als solche wahrgenommen.
Aber zurück zu meinem Bild. Es ist natürlich ein ein wenig willkürliches Modell. Auch kann man sicher noch weitere Anforderungen dazu fügen und auch anderes ein zu gruppieren. Auch die Dreiteilung, die ich vorgenommen habe, könnte man erweitern oder verändern. Und wie immer, darf man auch in meinem Modell nicht „schwarz-weiß“ denken.
Natürlich kann ich mir keinen Menschen vorstellen, der über all das was ich so beschrieben habe, verfügt. Das finde ich auch sehr tröstlich für unsereins. Aber vielleicht hilft mein Bild, sich mal auf den Linien des Dreiecks oder auch im Innenbereich zu bewegen, sich zu fragen, „wo man steht“, wo man hin will und was man tun kann, um dies zu erreichen.
RMD
(Translated by EG)