IF-Blog hat einen neuen Autor, es ist ein alter Freund, Willi Streit (Li), den ich vor kurzem wieder getroffen habe. Ich werde ihn zeitnah in IF-Blog vorzustellen. Willi will so ungefähr einmal die Woche in IF-Blog veröffentlichen, hier sein erster Beitrag:
Einen Interviewtermin bei Bill Gates zu bekommen ist für viele Journalisten ein Traum.
Dafür würden sie große Opfer bringen: vielleicht sogar die Frau verlassen, die Kinder vernachlässigen und als blinder Passagier nach Seattle fliegen. All diese Qualen wurden Konstantin K. nicht abverlangt. Als Reporter eines der größten europäischen Nachrichtenmagazine war das “ Date“ mit dem Guru der „Brave New World“ leicht zu arrangieren. Und schließlich stand ein Europastart eines neuen Microsoft-Produktes vor der Tür, dann sind die PR-Brigaden des Mega-Konzernes sehr großzügig.
Wie gewohnt wird die Delegation auch im Headquarter bei MS von Mitarbeitern des Pressebüros empfangen, eingestimmt und vorbereitet auf „Himself“. Eigentlich wäre der vereinbarte Zeitpunkt schon über eine Stunde überfällig, aber aus dem Chefbüro kam einfach kein Go. Schließlich musste Konstantin einen Weg gehen, der dem vielen amerikanischen Kaffee Tribut zollte.
Er entschuldigt sich, fragt höflich nach dem „bathroom“ . Nach dem „Spaziergang“ im Flur um die Ecke, öffnete er versehentlich die falsche Tür. Darin B.G. den Kopf in die Hände gestützt und erschöpft lamentierend:
„What are you doing to me? That will be my 15th interview today!“
Konstantin schließt leise die Tür, schleicht sich in den Raum, wo seine Kollegen warten. Er hat nie jemand davon erzählt, vielleicht schlug sich sein Erlebnis in seinem Artikel „atmosphärisch“ nieder.
Management by exhaustion?
Heute ist Bill Gates aus dem operativen Geschäft ausgestiegen. Man kann nur spekulieren, was ihn diese Tretmühle an der Spitze eines Weltkonzerns gekostet hat. Das kleine Erlebnis des Journalisten lässt uns nicht unbeeindruckt. Die Lehre daraus überlässt sie uns selbst.
Welchen Eindruck macht diese Geschichte vielleicht bei einem Vorstand eines deutschen Konzerns, bei den Kollegen von Human Ressources?
Vielleicht nutzt sie jeder nach seiner Facon, wertlos ist sie sicher nie.
Geschichten erzählen. Archetypisch sind sie mit dem Gespräch eine der Urformen der Kommunikation, des „sich Verstehens“. Nachhaltigkeit in der Kommunikation bewährt sich auch Wochen später.
Während eine Liste, eine Agenda, ein nüchterner Bericht, eine öde Powerpoint-Präsentation eine Halbwertzeit von Sekunden haben, leben Geschichten ewig. Sie wirken auf ihre eigene, subtile Weise seit Jahrtausenden.
Li
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