In einem meiner letzten Artikel habe ich die absurd vielen elektrischen Helferlein in meinem Haushalt in Frage gestellt.
Wie es der Zufall so will, war ich vor ein paar Tagen zu einem Besuch mit Betriebsführung bei der Porzellan Manufaktur Nympenburg eingeladen. Und ich war erstaunt, dass die meisten Geräte für die Herstellung des Porzellans dort nicht elektrisch betrieben werden. Strom wird in der Manufaktur im wesentlichen nur für die Beleuchtung eingesetzt.
Die Energie für die diversen Werkzeuge und Maschinen wird mit Wasserkraft erzeugt, dafür wird ein Seitenkanal des Nymphenburger Kanals genutzt, der mit 4 Meter Gefälle ganz schön viel Kraft bringt. Und an die Arbeitsplätze wird die Kraft mit Transmissionsriemen übertragen und treibt dort diverse Maschinen an. Ganz so wie die letzten Jahrhunderte. Die Öfen in der Brennerei werden dagegen mit Gas betrieben.
Die Fabrik hat mich an Bilder von alten Betriebsstätten aus der Zeit der „industriellen Revolution“ erinnert. Da stand doch in jeder Manufaktur oder gar Fabrik mindestens eine große Dampfmaschine, deren damals ja unheimliche Kraft über ein kompliziertes System von Rädern und Riemen oft mehrstufig an die Arbeitsplätze verteilt wurde.
Und dann kam die Elektrifizierung. Die Dampfmaschinen und mechanischen Kraft-Transmissions-Systeme verschwanden. Sie wurden ausgetauscht gegen kleine dezentrale Elektomotoren und Sicherungskästen, Transformatoren und Verkabelung.
War das doch eine Verbesserung! Kein Ruß und keine schwarzen Gesichter mehr. Welch ein Fortschritt, sollte man meinen.
Nur, das ganze ist eine einzige große Lüge! Wird doch der Strom weltweit zu 50 % durch Verbrennung von Kohle gewonnen! Der Strom wird also mit so einer Art kohle-getriebenen Dampfmaschine erzeugt. Und dies auch in Deutschland! Hier zum Teil mit besonders umweltschädlicher heimischer Braunkohle, aber auch mit hochwertigster Importkohle z.B. aus Australien. Die wird dann erst Mal aus dem australischen Hinterland zum Hafen gebracht, über die Ozeane nach Deutschland geschippert und dann wieder in Deutschland ins Hinterland gebracht wird. Was für ein ökologischer Unsinn!
Und wenn ich jetzt meine unzählig vielen Elektrogeräte anschaue, wird mir bewusst, dass in jedem meiner Gerät sozusagen eine halbe Dampfmaschine steckt. Und wahrscheinlich war die alte Dampfmaschine mit ihren Transmissionsriemen gar nicht so viel uneffizienter gegenüber von Kohleabbau, -Transport und -Verstromung, Stromübertragung … heute.
Da lobe ich mir doch wieder die Wassermühle der Nymphenburger Porzellanmanufaktur. Wie auch das Windrad im Garten oder die Photovoltaik auf meinem Dach.
RMD