Schade!

8. Mai 2016, 18:47 Uhr

Verteidigungsministerin:
Bundeswehr soll wieder wachsen

 

Weiße Taube auf blauem Grund, eine Variante der Friedenstaube: Seit den 1980er Jahren verbreitetes Symbol der westeuropäischen, vor allem der deutschen Friedensbewegung, entworfen im Kontext des Widerstands gegen den NATO-Doppelbeschluss.
Weiße Taube auf blauem Grund, eine Variante der Friedenstaube: Seit den 1980er Jahren verbreitetes Symbol der westeuropäischen, vor allem der deutschen Friedensbewegung, entworfen im Kontext des Widerstands gegen den NATO-Doppelbeschluss.

Angekommen im friedlichen Terracina empfängt uns ein sanfter Mittelmeerabend. Da lese ich SZ-Online und meine gute Laune trübt sich.

Denn die uns regierende Ärztin Ursula von der Leyen will die Bundeswehr vergrößern. Nachdem sie erst im April bekannt gegeben hat, dass die Bundeswehr jetzt eine neue Cyber-Truppe hat. Das war kein Aprilscherz und Frau von der Leyen ist jetzt händeringend auf des Suche nach Nerds.

Im Mai gibt es neue Nachrichten aus dem Ministerium für Krieg und Frieden: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung haben dessen Militärplaner einen Bedarf von etwa 14 300 zusätzlichen militärischen Dienstposten bis zum Jahr 2023 festgelegt.

Derzeit liegt die Obergrenze der Bundeswehr wohl bei 185 000 Soldaten, tatsächlich dienen aktuell um die 177 000 Soldaten. Das hieße, dass auch noch die Obergrenze erhöht werden muss.

Jetzt könnte man dumm fragen, warum ausgerechnet eine Ärztin „Verteidigungs“-Ministerin werden wollte, die ja den Eid des Hippokrates geleistet haben sollte. Bedeutet dieser Eid inhaltlich sicher auch in moderner Form, dass der Arzt den Menschen nicht Leid zufügen soll.

Auch sollten wir langsam begriffen haben, dass Wachstum eben nicht generell gut ist. Nach meiner Meinung gilt das besonders auch für Militär und Krieg. Es soll ja auch ein neues Wettrüsten zwischen USA und Russland, im wesentlichen Nachfolger der UDSSR, geben. Das vielleicht durch den kommenden US-Präsidenten weiter angefacht werden könnte. Nur – wollen oder müssen wir uns daran wirklich beteiligen?

Am meisten schmerzt mich bei dieser Neuigkeit, dass das „west-allierte“ Deutschland 1955 die Wiederbewaffnung der BRD durch die Gründung der Bundeswehr manifestiert hat, nach dem der Deutsche Bundestag in seiner ersten außenpolitischen Debatte am 24. und 25. November 1949 eine nationale Wiederbewaffnung abgelehnt hatte.

Als Folge der Verschärfung des Ost-West-Konflikts durch den Koreakrieg ist die Regierung der Bundesrepublik Deutschland (oder musste sie aufgrund des Überichs der – westlichen – Allierten?) der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft (EVG) (1952) und der NATO (1955) beigetreten.

Allerdings wurde der ehemalige General Gerhard Graf von Schwerin schon am 24. Mai 1950 von Konrad Adenauer als „Berater in technischen Fragen der Sicherheit“ zur geheimen Vorbereitung des Aufbaus westdeutscher Streitkräfte berufen.

Ich glaube, dass das damals ein feiger und von Konrad Adenauer von langer Hand vorbereiteter Beschluss war. Er wurde – begründet auf Angst – durchgesetzt. Wer Angst hat, der ist feige. Mutig wäre gewesen, wenn wir zur Wiederbewaffnung NEIN gesagt hätten. Deutschland hat damals eine historische Chance vertan, die wohl nur dieses Land einzigartig und nur einmal aufgrund seiner elenden Kriegsgeschichte hatte.

Ich bin 1950 in Deutschland geboren. Damals war ich ein Kind. Ich meine, Kinder sind weise und sicher nicht für Bewaffnung und Krieg. Heute wäre ich froh, wenn der Deutsche Bundestag in den 50iger Jahren weiser und mutiger gewesen wäre. Das deutsche Volk schien es mir gewesen zu sein. Das wollte so kurz nach dem zweitem Weltkrieg keine Armee mehr.

Dann gäbe es heute kein Deutsches Militär und keine Deutsche Rüstungsindustrie. Und das wäre gut für unser Land und wahrscheinlich auch für die Welt.

So habe ich vor 50 Jahren gedacht und so denke ich heute.

RMD
9. Mai 2016, 08:47 Uhr

P.S.
Liebe Nerds – zieht bitte keine Uniform an!

Eine Antwort

  1. Schlimmer geht’s immer!
    Die globale Entwicklung zeigt immer mehr in Richtung Egoismus. Jeder kämpft nur noch für sich, allenfalls noch für eine fundamentalistische Glaubensrichtung. Das läuft nun schon mindestens seit fünf Jahren so. Erkennbar ist das in folgendem Link http://www.finanzen.net/aktien/Northrop_Grumman-Aktie
    Man kann dort sogar ganz genau den September 2011 als Wendepunkt ausmachen.
    Die Gangster, die damals ihr Leben gesetzt haben, schauen nun auf die aufgehende Saat. Trauriger geht es kaum.
    Darum muß doch jeder für sich entscheiden wohin sich die Welt entwickeln soll und dann auch konsequente Entscheidungen treffen, was in der heutigen Zeit sicher auch nicht gerade leicht ist. „Flinten- oder auch Cyber-Uschi“ genannte Ärztin ist da sicher auf dem Holzweg. Mehr Rüstung ergab bisher immer mehr Krieg. Waffen werden für einen Zweck konstruiert, verkauft und genutzt, für nichts anderes!

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