Zukunft, Evolution, Transformation & digital!

Am Samstag Abend vor einer Woche sind wir nach Italien aufgebrochen und am Morgen in Orvieto ausgestiegen. Drei Tage haben wir mit dem Rad zum Tagungsort Castel Gandolfo gebraucht. Die Tour zum Albaner See südwestlich um Rom herum war eine tolle Vorbereitung auf das international besetzte
„10th NETWORK MEETING OF THE PETER PRIBILLA FOUNDATION (MAY, 4th – MAY, 6th 2016, ROME)“, bei dem ich dabei sein durfte.

Die Tagung war intensiv und fordernd. So waren wir im Anschluß erstmal einen Tag richtig faul und haben uns in Labico dem Luxus hingegeben. Anschließend sind wir drei Tage durch Italien geradelt. Die erste Tour ging von Labico nach Terracina (zirka 80 km). Dann ging es weiter nach Nettuno (zirka 75 km). Nach Ostia waren es dann von Nettuno nur noch gut 50 km, so dass wir schon am frühen Nachmittag angekommen sind und noch Zeit hatten, das antike Ostia mit dem Rad zu besuchen und Ostia allgemein zu genießen.

Auf den drei Tagestouren durch den wunderbaren Frühsommer Italiens  durch die Provinzen Roma und Latina hatte ich viel Zeit, das Erlebte zu reflektieren. Es war in der Tag ein besonderes Treffen.

Morgen ist unsere Tour zu Ende, es geht nach Rom. Dort wartet der Nachtzug, der uns am Donnerstag früh in München absetzen soll. So möchte ich heute noch ein paar Erinnerungen vom Treffen aufschreiben.

Lido di Ostia, von der zentralen Seebrücke aus bewundert und fotografiert.
Lido di Ostia, von der zentralen Seebrücke aus bewundert und fotografiert :-).

Das Treffen der „Pribilla-Foundation“ stand im Zeichen der „Digitalen Transformation“, die uns immer mehr erfasst, bewußt wird und ein enormes Tempo vorlegt.

Eröffnet wurde die Tagung  von einem Impulsvortrag Manfred Broys, dem Vorsitzenden des Digitales Zentrum.Bayern. In einem präzisen „Rundumschlag“ erläuterte er das Thema „Digitalisierung“. Basierend auf spannenden Fakten machte er klar, was da eigentlich passiert. Ich durfte eine der drei Kurzanmerkungen (3 Minuten) zu diesem Vortrag halten. Hier die Zusammenfassung meines Beitrages, ein wenig ergänzt, denn 3 Minuten sind arg kurz:

„Die digitale Transformation dürfte die Evolution und unsere Zukunft massiv beeinflussen. Vielleicht hilft sie, die notwendige Große Transformation zu schaffen, die die Menschheit dringend braucht.“

Zu jedem der in diesem Satz genutzten Begriffe habe ich eine These aufgestellt, sprich meine „basic believes“ formuliert. Hier sind sie:

  • Zukunft
    Ich meine, dass Zukunft nicht vorhersagbar ist!
    Das ist auch die erste These des für mich großen und leider schon verstorbenen Management-Wissenschaftlers Hans Ulrich aus St. Gallen, der in den 80iger-Jahren mit seinem Aufsatz „8 Thesen zum Wandel im Management“ die Lehre vom Management revolutionierte.
    Es mag zwar möglich sein, wenn man die Werkzeuge der Wissenschaft mit gesundem Menschenverstand anwendet, ab und zu Vorhersagen für die Zukunft zu machen, die richtig sind. Also eine Art von „Botschaft aus der Zukunft“ zu empfangen, die zu korrekt zu interpretieren aber nie gelingt.
    Mir scheint, dass die Zukunft der Menschheit mit der Metapher eines Bootes auf einem Fluss beschrieben werden kann. Der Fluß fließt in „weißes Gebiet“. Das Boot bewegt sich flußabwärts auf dem Fluss.
    Die Flussgeschwindigkeit des Flusses kann man messen wie auch z.B. sein Gefälle und weitere Daten. Daraus lassen sich aber nur sehr begrenzte Schlüsse ziehen, wie es wohl weiter geht. Mit dem Fernglas als Werkzeug kann man ein wenig in die Ferne sehen, aber auch das hilft nur sehr eingeschränkt.
    Der weitere Verlauf des Flusses (wird er breiter oder geht es reißend durch eine enge Schlucht, kommt eine Kehre oder ein Wasserfall oder versickert der Fluß plötzlich im Boden?) ist nicht vorhersagbar.
    Und in dieser Metapher wissen wir nicht einmal, ob die Menschheit das Boot auf dem Fluß oder das Wasser des Flusses ist (oder vielleicht nur ein Fischschwarm?).
  • Evolution
    Evolution hat keinen Zweck. Vielleicht versucht das Leben so sein Überleben zu sichern, wir wissen aber nicht warum und wieso.
    Ich meine, dass – so wie die Zukunft nicht vorhersagbar ist – kann auch die Evolution nicht gesteuert werden. Wir können eben kein „steering committee“ aufstellen und sagen „Bitte steuert die Evolution!“. Das wird nicht funktionieren (so wie es in den großen Unternehmen und sozialen Systemen übrigens auch nicht funktioniert).
  • Transformation
    Ich meine, dass die Evolution als nächsten Schritt wieder mal eine große Transformation machen muss und wird. Die ist notwendig, wenn es mit der Menschheit weiter gehen soll. Sie wird kommen – ganz gleich ob die Menschheit dann weiterleben oder aussterben wird. Wir wissen nichts über diese Transformation, außer dass sie eine für uns wesentliche Veränderungen bringen dürfte und uns wahrscheinlich stark überraschen wird. Der Zeitpunkt für diese Transformation kommt immer näher und dürfte schon in wenigen Generation passieren.
  • Die digitale Transformation
    Es wäre schön, wenn die digitale Transformation zu einem positiven Treiber dieser großen Transformation werden würde. Ich sehe da eine gute Chance. Schon jetzt verändert sich die Welt durch Digitalisierung – wie ich finde – zum Besseren.
    Die freundlichen Menschen vernetzen sich, die Kombination digital+sozial ermöglicht ein konstruktives Miteinander wie es früher kaum möglich war. Dank der „digitalen“ Welt entwickelt sich so etwas wie eine „Aufklärung 2.0“, die mir wichtiger zu sein scheint als das „buzzword“ von der „Industrie 4.0“, die ja nur „normaler“ digitaler technischer Fortschritt ist.

Bleibt die Frage, was wir beitragen können, dass Digitalisierung die Welt positiv verändert?

Ich weiß es natürlich auch nicht. Mein Glaube hierzu ist, dass wir nicht zu viel Reden sollten sondern Handeln müssen. Jeder auf seine Art und Weise, so wie er es am besten kann. Und dies im Verbund und Netzwerk mit den „freundlichen Menschen“ unserer Gesellschaft, wie ich sie auch auf der schönen Veranstaltung in wunderbarer Umgebung tatsächlich so zahlreich kennen gelernt habe!

RMD

P.S.
Auf der Tagung habe ich ein Buch erwähnt, das vielleicht ein wenig helfen kann, eine Ahnung zu bekommen, wie ganz anders schon unsere „kleinen“ Kinder denken – und wie hilflos das alte Denken in Schulung und Bildung dem gegenüber steht (

Erfindet Euch neu! Eine Liebeserklärung an die vernetzte Generation. von Michel Serres.

4 Antworten

  1. Klar! Schreibe auch gerne mal wieder für wirdemo. Vielleicht versuche ich zu begründen, wie auch sozialer Fortschritt durch Vernetzung und Zusammenkommen verschiedener Disziplinen entsteht – am Beispiel der Stadt und der vernetzten Städte. Aber zuerst mal vielen Dank für die Veröffentlichung ganz in meinem Sinne! Roland

  2. You want the Transformation to be positive. But how is „positive“ defined? All religions and philosophies have wanted „positive for us“, but who are „us“? This has gradually extended. For instance, Jesus extended it to include Gentiles. About the furthest one can go is to include all living beings, but then one sees that they are necessarily in conflict. What is positive for some is negative for others. In the last analysis, only (intelligent?) selfishness makes sense.

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