Der aktuelle US-Präsident hat es immer wieder gesagt. Wie ich finde zu oft, denn das „America First“ sollte doch eigentlich eine für einen US-Präsidenten selbstverständliche Aussage sein.
Natürlich kommen für den US-Präsidenten die USA zuerst. Und wahrscheinlich würde sich kein Mensch über „America First“ aufregen, wenn der Mann, der das gesagt hätte, nicht der zugegebener Weise auch für mich schon ein wenig unverständlich handelnde und auftretende Mr. Donald Trump wäre.
Auch für Menschen gilt, dass man zuerst mal an sich selber denken muss bevor man andere denken kann. Wie will jemand, der sich selber nicht wertschätzt denn andere wertschätzen? Deswegen muss und darf auch ein Menschenhaufen im Sinne eines sozialen Systems zuerst Mal an sich selber denken.
So ist mir die Aussage „America First“ als handlungsleitender Wert deutlich lieber als eine USA, die sich als rüpelhafter Weltpolizist sieht und auch so aufführt. In meinem Kopf will es auch nicht rein, dass der Friedensnobelpreisträger Obama als Vorgänger von Trump nur im Jahr 2016 insgesamt 26.171 Bomben in sieben verschiedenen Ländern hat abwerfen lassen (wie der US-Experte für Außenpolitik und nationale Sicherheit, Micah Zenko, auf der Seite der Denkfabrik „Council on Foreign Relations“ schreibt).
Und ich versteh nicht, warum sich darüber keiner bei uns erregt. Vielleicht weil wir der dritt größte Waffenexporteur der Welt sind – und alles was Arbeitsplätze schafft bei uns ohne weiteres Nachdenken per se „gut“ ist. Aber wahrscheinlich bombt die US Army unter Trump genauso weiter, da hilft auch kein Dekret.
Ich bin kein mächtiger Präsident sondern ein einfacher Privatier und Rentner, der gerne mal bloggt. Also mache ich mir Gedanken, was mir „FIRST“ ist. Da ich in Deutsch schreibe mache ich aus dem „FIRST“ ein „ZUERST„.
Ich lebe seit bald drei Jahren in Neubiberg, also könnte man meinen dass ich „ZUERST Neubiberg“ gröle. Aber irgendwie bin ich immer noch in Unterhaching, Riemerling und sogar Ottobrunn heimischer als in Neubiberg. Das sind alles Orte, die südöstlich im Speckgürtel von München liegen und zu denen ich eine besondere Beziehung habe.
Also schreie ich: „ZUERST Oberbayern Süd-Ost!“
Ich bin Radfahrer und nutze gerne den öffentlichen Verkehr. Also brülle ich „ZUERST Neue Mobliltät mit möglichst wenig Verbrennungsmotoren“.
Ich wünsche mir eine maximale Lebensqualität. Und München ist nur einen Kilometer weg von meinem Häuschen: Also rufe ich laut „ZUERST weniger Verkehrslärm und reine Luft in und um München!“.
Auch möchte ich gesund leben und den Planeten nicht mehr mit Plastik zu müllen. Also sage ich
„ZUERST Bewegung und Gesundheit!“
und
„ZUERST gesunde Nahrungsmittel und kein Plastik als Verpackungsmittel.“
Jetzt verlasse ich meinen Micro-Kosmus. In Oberbayern lebe ich, in Schwaben bin ich aufgewachsen. So bringe ich auch noch ein leises „ZUERST Oberbayern und Schwaben!“ über die Lippen.
Ein „ZUERST Bayern!“ dagegen bleibt schon im Hals stecken. Auch weil Bayern einen Löwenanteil am Waffenexport hat, das ist für mich ein NOGO.
Für das „ZUERST Deutschland!“ fehlt mir dann endgültig der Atem. Die gigantischen Regierungsgebäude in Berlin sind für mich zuerst mal ein gigantisches Symbol der Macht. Alles riecht nach Herrschaft und Großbürgertum. Dazu gehört auch der Bundestag mit den vielen Luxus-Limousinen, die mit laufenden Motoren davor stehen, damit die Chauffeure nicht frieren.
Auch das nach hinten riesige Kanzleramt ist nicht meine Welt (wie auch nicht die „bayerische“ Staatskanzlei in München). In Berlin sehe ich noch mehr, das ich nicht verstehe. Z.B. leuchtet mir das neue Gebäude des BND überhaupt nicht ein. Ist es doch das größtes Regierungsgebäude, das jemals in Deutschland gebaut wird. Das alle ist nicht meins, da gibt es natürlich kein „ZUERST Berlin!“.
Europa ist für mich noch weiter weg als Deutschland. Also gibt es kein „ZUERST Europa!“ (EUROPE FIRST!).
Wenn ich etwas laut zu sagen habe, dann ein
„ZUERST Frieden und Menschlichkeit!“
und
„ZUERST Menschenfreundlichkeit und Toleranz!“
Falls es denn eines Tages ein friedliches und freies Europa der Regionen als Teil einer Welt gibt, die Gemeinwohl-Ökonomie lebt und keine Kriege mehr führt, dann werde ich rufen
„ONE WORLD !“
Aber nur, wenn Politik und Ökonomie zuerst für die Menschen und ihr Gemeinwohl da sind.
RMD